ein oder mehrere gemeinsame Betriebszweige – restlicher Betrieb individuell – kombiniert Gemeinschaft und Selbstständigkeit
In einer Betriebszweiggemeinschaft werden nur bestimmte Betriebszweige von zwei oder mehr Betrieben zusammengeführt und fortan gemeinsam durch alle Beteiligten bewirtschaftet, oft in Form einer Tierhaltergemeinschaft. Alle anderen Betriebszweige werden weiterhin selbstständig durch die Gesellschafter/innen geführt. Das zu den gemeinsam geführten Betriebszweigen gehörige Inventar und die Tierbestände werden vereint, Flächen, Ökonomiegebäude, Produktions- und Lieferrechte belieben im Eigentum der einzelnen Gesellschafter/innen, werden aber bei Bedarf der Gemeinschaft zur Nutzung überlassen.
Betriebszweiggemeinschaften ermöglichen eine kosteneffizientere und rationellere Arbeitsweise, eine bessere Gebäude- und Maschinenauslastung, bessere Vertretungsmöglichkeiten – beispielsweise bei der Arbeit im Stall – und eine Risikoteilung im betroffenen Betriebszweig. Gleichzeitig bleibt den Gesellschafter/innen ein selbständig geführter Betriebsteil erhalten.
«Ich habe eigentlich viel mehr Möglichkeiten. Und jetzt ist es ein Unternehmen – vorher war es ein Einzelbetrieb, den ich hatte.»
«Wenn wir etwas diskutieren müssen, dann müssen wir das einfach so anpassen und einen Konsens finden, dass alle vier dahinter stehen können. Es kann nicht einer sagen ‚Dahin gehen wir‘ und das zieht man durch.»
«Sehr wichtig ist, dass wir sehr tolerant sind. Wir lassen auch mal zwei bis drei Tausend Franken stehen, wir rechnen alles sehr pauschal ab, in allen Belangen.»
«Wir arbeiten sehr rationell, sehr effizient; wir produzieren über hundert Kilogramm Milch pro Arbeitskraftstunde.»
«Man muss diese Gedankengänge einfach reifen lassen, man kann nichts überstürzen, das bringt nichts.»
Folgende Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit es sich lohnt, mit möglichen Partner/innen ernsthaft über die Gründung einer Betriebszweiggemeinschaft zu diskutieren:
- Der Zusammenschluss des betreffenden Betriebszweigs für die Zukunft aller Beteiligten sinnvoll und gewinnbringend.
- Ansprüche und Erwartungen an die gemeinsame Produktion stimmen weitgehend überein.
- Erfahrung in der Zusammenarbeit und gutes Verständnis untereinander vorhanden.
- Arbeitsweise des anderen und Organisation des künftigen, gemeinsamen Arbeitsalltags rund um den gemeinsame Betriebszweig bekannt.
- Einverständnis der beteiligten Familien ebenfalls vorhanden.
Weitere Informationen Voraussetzungen für Betriebszweiggemeinschaften (pdf)
Weitere Informationen Vorgehen bei Betriebszweiggemeinschaften (pdf)
Zu den Erfolgsfaktoren für eine Betriebszweiggemeinschaft gehört:
- ein gemeinsames Konzept für den betreffenden Betriebszweig mit finanziellen Vorteilen für alle Partner/innen;
- die Rationalisierung der Arbeitsabläufe und spürbare Entlastung für alle Beteiligten;
- eine faire Verteilung von Verantwortung, Arbeitslast und Gewinn innerhalb des gemeinsam geführten Betriebszweiges;
- eine positive und offene Gesprächskultur sowie Kritikfähigkeit unter den Partnerfamilien.
- Gemeinsame Vision besprochen und Strategie geklärt. Siehe: Weitere Informationen zu strategischen Fragen
Weitere Informationen Voraussetzungen für Betriebszweiggemeinschaften (pdf)
Weitere Informationen Vorgehen bei Betriebszweiggemeinschaften (pdf)
Bei der Gründung einer Betriebszweiggemeinschaft müssen folgende rechtlichen Bedingungen erfüllt sein:
- Distanz: Die Betriebszentren liegen in einer Fahrdistanz von höchstens 15 km.
- Selbständigkeit: Alle beteiligten Betriebe haben vor dem Zusammenschluss einen Mindestarbeitsbedarf von 0.20 SAK auf ihrem Betrieb erreicht.
- Grundsatz: Die beteiligten Betriebe halten Nutztiere gemeinsam oder führen einen Teil ihrer Betriebszweige gemeinsam, bewirtschaften alle anderen Betriebszweige aber selbstständig auf eigene Rechnung.
- Mitarbeit in der Gemeinschaft: Die Beteiligten sind sowohl für die Betriebszweiggemeinschaft als auch auf ihren eigenen Betrieben tätig.
- Schriftlicher Vertrag: Über die Betriebszweiggemeinschaft liegt ein schriftlicher Vertrag vor, in dem die Zusammenarbeit und die Aufteilung der Flächen und Tiere geregelt sind.
In der Regel erhalten Betriebsgemeinschaft die Rechtsform der Einfachen Gesellschaft. Die Gründung einer Einfachen Gesellschaft ist relativ unkompliziert, dafür sind alle beteiligten Partner/innen solidarisch für die Betriebsgemeinschaft haftbar.
Weitere Informationen zu Rechtsgrundlagen für Betriebszweiggemeinschaften (pdf)
Weitere Informationen zu Vertragsvorlagen für Betriebszweiggemeinschaften (pdf)
Weitere Informationen zu Ausstiegsmodalitäten in Betriebszweiggemeinschaften (pdf)
Durchschnittliche Laufzeiten für Betriebszweiggemeinschaften sind:
- Gründungsprozess: 6 – 12 Monate.
- Vertragsdauer: 10 – 25 Jahre, je nach Nutzungsdauer gemeinsamer Bauten oder Laufzeiten von Krediten.
Der Vertrag sollte zwingend auch Regelungen für den Fall eines vorzeitigen Ausstiegs enthalten, damit dieser möglichst reibungslos ablaufen kann.
Weitere Informationen zur Zeitdauer von Betriebszweiggemeinschaften (pdf)
Weitere Informationen zu Rechtsgrundlagen für Betriebszweiggemeinschaften (pdf)
Weitere Informationen zu Vertragsvorlagen für Betriebszweiggemeinschaften (pdf)
Weitere Informationen zu Ausstiegsmodalitäten in Betriebszweiggemeinschaften (pdf)
Auskünfte zur Betriebszweiggemeinschaft finden sich:
- im direkten Gespräch mit Berufskolleg/innen, die bereits Erfahrung mit Betriebsgemeinschaften haben;
- Im Kontakt mit entsprechenden Fachberatungsstellen und Spezialist/innen, welche auch vor und während der Gründung einer Betriebsgemeinschaft zur Beratung beigezogen werden können.
Wo Menschen zusammen arbeiten, kann vieles schief gehen: es passieren Unfälle oder der Absatzmarkt bricht ein, es werden Fehler gemacht oder Vereinbarungen nicht eingehalten, es kommt zu Meinungsverschiedenheiten und Missverständnisse, etc. Das ist normal und noch kein Grund zur Besorgnis – aber es ist sehr wichtig, dass die betroffenen Partnerinnen und Partner in solchen Situationen richtig reagieren und verhindern, dass aus kleinen Missgeschicken kostspielige Fehlentwicklungen oder aus unterschiedlichen Lagebeurteilungen dauernde Streitereien entstehen.
Untenstehend sind einige Ressourcen aufgeführt, die den Umgang mit Konflikten erleichtern können.
Allgemeine Informationen zur Konfliktlösung in Betriebszweiggemeinschaften (pdf)
Website Konflikttheorie
Häufig gestellte Fragen
Grundsätzlich müssen Betriebszweiggemeinschaften von den zuständigen kantonalen Behörden anerkannt werden. Dazu muss vorgewiesen werden, dass für die Betriebszweiggemeinschaft eine separate Buchhaltung geführt wird. Ausserdem muss jeder Gesellschafter für seine nicht in der BZG geführten Betriebsteile eine Buchhaltung führen. Somit werden im Falle einer Betriebszweiggemeinschaft mit 2 Gesellschaftern mindestens 3 Buchhaltungen geführt. Eine Betriebszweiggemeinschaftsbuchhaltung und je eine Betriebsbuchhaltung der beiden Gesellschafter.
Im Grundsatz partizipieren alle Gesellschafter am Gewinn, resp. am Verlust der Betriebszweiggemeinschaft. Am Ende eines Geschäftsjahres wird der Gewinn eruiert und zum Beispiel anhand der geleisteten Arbeitseinheiten an die Gesellschafter zugewiesen. Die genaue Aufteilung des Einkommens wird im Vertrag geregelt. Die Gesellschafter können selber definieren, ob sie als massgebendes Aufteilungsmass Arbeitsstunden oder Tage erfassen, oder ob sie einen fixen Teilungsschlüssel wählen. Wird die Gewinnaufteilung nach geleisteten Arbeitseinheiten festgelegt, sind entsprechend die Arbeitseinheiten von allen Beteiligten zu rapportieren.
Es empfiehlt sich alle mit der Milchwirtschaft eng zusammenhängenden Betriebszweige innerhalb der BZG zu führen. Das sind in der Regel bei einem Milchwirtschaftsbetrieb die Rindviehhaltung, der Futterbau und auch die Aufzucht. Weitere Betriebszweige wie der Obstbau, die Geflügelhaltung oder der Kartoffelanbau werden im Falle einer Betriebszweiggemeinschaft Milch nicht miteinbezogen.
Praxisbeispiele
Betriebszweiggemeinschaft von Ah/Burch (OW)
Betriebszweiggemeinschaft - Alle Praxisbeispiele (PDF) Kontakt Familie Burch - von Ah Furri ...
Produktionsgemeinschaft Grafenried (BE)
Betriebszweiggemeinschaft - Alle Praxisbeispiele (PDF) Kontakt Res und Marianne Stettler Bernstrasse 21 3308 Grafenried ...
Betriebszweiggemeinschaft Ackle-Birri (AG)
Betriebszweiggemeinschaft - Alle Praxisbeispiele (PDF) Kontakt Familie Ackle Willihof 158 5027 Herznach www.willihof.ch ...
Tierhaltergemeinschaft Ehrenbüel, Fehraltorf (ZH)
Betriebszweiggemeinschaft - Alle Praxisbeispiele (PDF) Kontakt Thomas Bachmann THG Ehrenbüel 8320 Fehraltorf www.stall-ehrenbuel.ch ...