Potenziale überbetrieblicher Zusammenarbeit: weniger Kosten ‐ mehr Lebensqualität
Zusammenarbeitsformen können eine Reihe von Vorteilen bieten, die die Beteiligten arbeitstechnisch entlasten, ihnen finanzielle Vorteile bringen, neue Perspektiven geben, oder ihnen bei der Umsetzung grosser Projekte und Investitionen helfen können. Erreicht werden können gewisse Vorteile sowohl bei mündlichen, nicht vertraglich geregelten Kooperationsformen zwischen zwei Betriebsleiter/innen, sowie auch bei komplexeren Zusammenschlüssen mehrere Betriebe oder bei Projekten auf Ebene der Gemeinde.
Die folgenden Grafiken sollen mögliche Vorteile illustrieren und beispielhaft erläutern, wie sie erreicht werden können. Klicken Sie einfach auf den Vorteil, der Sie interessiert oder den Sie gerne erreichen oder ausbauen möchten. Vorschläge zur Umsetzung der Vorteile sind jeweils in einem kurzen Text zusammengefasst und mögliche Zusammenarbeitsformen entsprechend verlinkt.
Kooperationen bieten folgende Vorteile:

Tiefere Einkaufskosten
Produktionsmittel wie Dünger, Saatgut oder Kraftfutter können in Kooperationen günstiger erworben werden. Grund hierfür sind Skaleneffekte; der Preis dieser Güter steigt nicht in gleichem Masse wie die Menge an. Aufgeteilt auf den Einzelnen sind grössere Kaufmengen daher billiger. Dies kann die Produktionskosten senken und bei gleichbleibendem Verkaufspreis den Gewinn für Produzent/innen erhöhen.
Der Vorteil tieferer Einkaufskosten kann erreicht werden mit:
- der Gründung einer Betriebsgemeinschaft und der gemeinsamen Anschaffung aller für die Gemeinschaft benötigten Produktionsmittel;
- der Gründung einer Betriebszweiggemeinschaft und der gemeinsamen Anschaffung der für den betreffenden Betriebszweig benötigten Produktionsmittel.

Tiefere Maschinen- und Infrastrukturkosten
Unabhängig von ihrer Nutzung generieren Maschinen und Gebäude Fixkosten (z.B. Miete, Versicherungen), die periodisch in gleicher Höhe anfallen. Befindet sich also eine landwirtschaftliche Baute oder Maschine in gemeinschaftlichem Besitz, können die Fixkosten auf die Gesellschafter/innen aufgeteilt und somit für alle Beteiligten gesenkt werden.
Variable Kosten (durch Abnutzung generierte Reparaturkosten, Kosten für Benzin oder Futterkosten pro Tier) steigen bei erhöhter Nutzung resp. einem gemeinsamen Tierbestand zwar an, werden aber ebenfalls gemeinsam getragen. Gesamthaft kann dies zu Kostenvorteilen für Produzent/innen führen.
Beispiele:
Die gemeinsame Anschaffung und Nutzung einer Maschine führ zu einem schnelleren Verschleiss, bietet aber auch die Chance, schlagkräftigere Maschinen anzuschaffen, die für den Einzelnen finanziell nicht tragbar sind oder alleine nicht genügend ausgelastet würden.
Ein gemeinschaftlicher Milchviehbestand generiert mehr Futter- und Tierarztkosten, ermöglicht aber eine effizientere Arbeit bei gesenkten Fixkosten sowie die Abgabe grösserer Milchmengen bei nur einer Abholung für die ganze Gemeinschaft.
Der Vorteil tieferer Maschinen- und Infrastrukturkosten kann erreicht werden mit:
- der Gründung einer Betriebsgemeinschaft oder Betriebszweiggemeinschaft;
- einer gemeinsamen, überbetrieblichen Maschineninvestition;
- einer gemeinsamen, überbetrieblichen Gebäudeinvestition.

Kürzere Wege und arrondierte Flächen
Weit auseinander liegende und zerstückelte Parzellen generieren Kosten (z. B. Fahrtkosten, verlorene Zeit, ineffiziente, kleinflächige Maschinennutzung). Reduziert man diese Kosten und schafft grossflächige, zusammenhängende Strukturen, kann die Bewirtschaftung rationeller gestaltet und bei gleich bleibendem Verkaufspreis ein höherer Gewinn erzielt werden.
Die Arrondierung zerstückelter Parzellen kann sowohl zwischen einzelnen Betrieben als auch auf Ebene der Gemeinde passieren sowie ausschliesslich das Pachtland oder auch das Eigentumsland betreffen. Erreicht werden kann eine bessere Arrondierung:
Zwischen einzelnen Betrieben mit:
- der Gründung einer Betriebsgemeinschaft oder Betriebszweiggemeinschaft im Ackerbau und der gemeinsamen Bewirtschaftung sowie Verbindung nebeneinanderliegender Parzellen;
- der Gründung einer Fruchtfolgegemeinschaft und der gemeinsamen Bewirtschaftung der verfügbaren Parzellen mit entsprechender Zusammenlegung wo möglich;
- einem Flächentausch.
Auf Ebene der Gemeinde mit:
- einer Gesamtmelioration (Eigen- und Pachtland, veränderte Eigentumsverhältnisse, bauliche Massnahmen, ökologische Verbesserungen);
- einer Nutzungsarrondierung (Eigen- und Pachtland, unveränderte Eigentumsverhältnisse);
- einer Pachtlandarrondierung (nur Pachtland);
- einer Vertraglichen Landumlegung (nur Eigenland, veränderte Eigentumsverhältnisse).

Einfache Freizeit- und Ferienorganisation
Die Arbeit auf einem landwirtschaftlichen Betrieb bindet Produzent/innen und lässt meist nur wenig Möglichkeit für Ferien oder freie Tage. Die Zusammenarbeit auf überbetrieblichem Niveau kann eine einfache sowie mit dem Betrieb vertraute Ablösung ermöglichen, sowohl bei längeren Ferien als auch bei spontanen Ausflügen, Terminen oder anderen Verpflichtungen.
Der Vorteil einer einfacheren Freizeit- und Ferienorganisation kann erreicht werden mit:
- der Gründung einer Betriebsgemeinschaft und Entlastung auf dem gesamten Betrieb;
- der Gründung einer Betriebszweiggemeinschaft und Entlastung innerhalb des betreffenden Betriebszweigs (z.B. weniger Stallpräsenz bei gemeinsamer Milchviehhaltung).

Brechen von Arbeitsspitzen und gegenseitige Unterstützung
Ein landwirtschaftlicher Betrieb bringt grosse Mengen an Arbeit sowie lange Arbeitszeiten mit sich, vor allem in der Hauptsaison. Eine Kooperation bietet die Möglichkeit, solche Arbeitsspitzen gemeinsam zu bewältigen und sich gegenseitig zu entlasten. Kulturen können gemeinsam gesät oder geerntet werden, die Stallarbeit gemeinsam erledigt oder Kundinnen und Kunden zu Stosszeiten gemeinsam betreut werden. So können arbeitstechnische Herausforderungen solidarisch und effizient gemeistert werden.
Eine gegenseitige Unterstützung bei Arbeitsspitzen kann erreicht werden:
- in Form einer Nachbarschaftshilfe;
- mit der Gründung einer Betriebsgemeinschaft oder Betriebszweiggemeinschaft;
- beim Verkauf und der Verarbeitung hofeigener Produkte zum Beispiel in Form eines Catering-Services und gemeinsamer Produktion und Organisation von Apéros.

Höhere Wertschöpfung dank gemeinsamer Weiterverarbeitung
Die Nachfrage nach regionalen, nachhaltigen Produkten mit Wiedererkennungswert steigt mehr und mehr an. Produzent/innen bietet dies die Chance, durch eine eigene Verarbeitung eine höhere Wertschöpfung ihrer Erzeugnisse zu generieren. Hofeigene Produkte aller Gemeinschaftspartner/innen können durch eine gemeinsame Verarbeitung veredelt und in ihrem Wert erhöht werden. Sie können zudem unter gemeinschaftlichen Labels mit einheitlichen Produktionsstandards hergestellt, gemeinsam verkauft werden, und so an ein breiteres Publikum gelangen.
Eine höhere Wertschöpfung lässt sich erreichen durch:
- eine Verarbeitungs- und Vermarktungsgemeinschaft (z.B. Catering-Services, gemeinsame Labels, gemeinsamer Hofladen).

Bessere Absatzsicherheit bei gemeinsamem Vertrieb
Wer gemeinsam produziert und verkauft, manövriert möglicherweise eine grössere Handelsmenge, kann dadurch mehr Verhandlungsspielraum geniessen und von einer erhöhten Absatzsicherheit profitieren. Zusammengelegte Ackerflächen können beispielsweise für den Anbau lukrativer Kulturen verwendet werden, die dank der gemeinsamen Produktion in grösseren Mengen verkauft werden können. Solche Verkaufsverträge grösserer Mengen können einfacher an eine Vielzahl Käufer/innen abgesetzt werden und bringen den Produzent/innen so mehr Sicherheit im Vertrieb.
Die gemeinsam organisierte Verarbeitung und der gemeinsame Verkauf bieten zudem die Chance auf Wiedererkennung, Prominenz und Kundentreue, nicht zuletzt weil Werbung durch gemeinschaftliche finanzielle Mittel einfacher möglich sein kann.
Eine Erhöhung der Absatzsicherheit kann erreicht werden durch:
- eine Verarbeitungs- und Vermarktungsgemeinschaft (z.B. gemeinsamer Catering-Service);
- eine Betriebsgemeinschaft oder Betriebszweiggemeinschaft und den gemeinsamen Vertrieb der gemeinsam produzierten Güter.

Erhöhtes Einkommen durch Spezialisierung
Die Zusammenarbeit bietet die Möglichkeit, aus kleinen, nicht wirtschaftlichen Betriebszweigen grössere und profitablere Einheiten zu machen, die den Gewinn und somit auch das Einkommen der Produzent/innen erhöhen. So kann eine gewinnbringende Ausrichtung und Spezialisierung von Betrieben angestrebt werden.
Durch vergrösserte Tierbestände kann die Arbeitsproduktivität erhöht werden. Die Anbaufläche gewinnbringender Kulturen kann ausgedehnt und effizienter bewirtschaftet werden, wodurch Produktionsmengen steigen. Zudem lassen sich gemeinsam auch grössere Investitionen wie schlagkräftige Spezialmaschinen oder ein neuer Stall gemeinsam besser auslasten und finanziell tragen.
Ein erhöhtes Einkommen durch Spezialisierung ist möglich durch:
- die Gründung einer Betriebsgemeinschaft oder Betriebszweiggemeinschaft und entsprechendes Zusammenlegen der Tierbestände, Ackerflächen und Produktionsmittel;
- die Gründung einer Fruchtfolgegemeinschaft und Vergrösserung der Anbaufläche lukrativer Kulturen;
- eine gemeinsame Investition in Maschinen oder Gebäude (neuer Stall, Kartoffelvollernter, etc.).

Arbeitsentlastung durch geteilte Verantwortung
Als Landwirt/in ist man Allrounder. Man verwaltet jeden Betriebszweig selber, sei dies im Ackerbau, in der Tierhaltung oder Maschinenwartung. Dies kann hohe Belastungen mit sich bringen und nur wenig Freiraum für Anderes lassen. Eine Kooperation bringt die Möglichkeit zur Aufteilung der Verantwortung innerhalb der Gemeinschaft, basierend auf Fähigkeiten, Interessen oder verfügbarer Zeit. Neben Entlastung und Freizeit kann dies zudem ermöglichen, sich eingehend mit Innovationen und Weiterentwicklung innerhalb des Verantwortungsbereiches zu befassen (z.B. neue Sorten oder Zuchttiere) und somit wirtschaftliche Vorteile zu erreichen.
Meist geschieht die Aufteilung der Verantwortung nicht absolut und setzt weiterhin Mitarbeit in anderen Bereichen voraus. Dies erhält die vielfältigen Kompetenzen der Partner/innen und ermöglicht weiterhin eine reibungslose Ablösung untereinander.
Die Vorteile von Verantwortlichkeiten können realisiert werden in:
- Betriebsgemeinschaften durch die entsprechende Aufteilung der Betriebszweige;
- Verarbeitungs- und Vermarktungsgemeinschaften, z.B. durch Zuständigkeit für Werbung, Administration, Produkteverarbeitung innerhalb eines Catering-Services.

Neue Perspektiven durch mehr Freizeit
Die Arbeit auf einem Landwirtschaftsbetrieb lässt meist nur wenig Zeit für Anderes. Mit Hilfe einer Kooperation kann es Landwirt/innen möglich werden, sich vermehrt der Familie, einem Nebenerwerb oder der Weiterbildung zu widmen und sich so vielseitiger zu verwirklichen. Neue Erfahrungen und Fähigkeiten aus Nebenerwerb oder Weiterbildung können zudem auf dem Betrieb angewandt und umgesetzt werden und zu dessen Weiterentwicklung und Wachstum beitragen.
Den Vorteil neuer Perspektiven durch mehr Freizeit kann erreicht werden durch:
- die Gründung einer Betriebsgemeinschaft oder Betriebszweiggemeinschaft.

Wissenserwerb durch Erfahrungsaustausch
Wer sich mit anderen austauscht, lernt Neues dazu. Positive sowie auch negative Erfahrungen der Gesellschaftspartner/innen können helfen, sich in Zukunft zielgerichtet und möglichst ohne Umwege weiterzuentwickeln, effizient zu arbeiten und Fehler zu vermeiden. Mit dem Wissen aller Beteiligten können der gemeinsame Betrieb resp. der gemeinsame Betriebszweig optimal geführt und verbessert werden. Gemeinsame Diskussionen tragen zudem dazu bei, dass Investitionen oder Betriebsausrichtungen überlegt, gut geplant und schliesslich auch erfolgreich sind.
Die Vorteile eines aktiven Erfahrungsaustausches lassen sich erreichen mit:
- der Gründung einer Betriebsgemeinschaft oder Betriebszweiggemeinschaft;
- Verarbeitungs- und Vermarktungsgemeinschaften (z.B. Austausch bezüglich Rezepten oder Verarbeitungsmöglichkeiten, Werbung, etc.);
- einer überbetrieblichen Investition in Maschinen oder Gebäude (Eignung einer spezifischen Maschine, Architektur und Materialien).

Wachstum ohne Verlust von Lebensqualität
Sich weiterzuentwickeln und zu wachsen ist nicht immer einfach. Neben finanziellen Mitteln braucht es unter anderem Fläche, Ideen, Pläne, Absatzmöglichkeiten, Arbeitskräfte und viel Zeit. Viele dieser Faktoren können durch Zusammenarbeit einfacher bereitgestellt werden. Die Kaufkraft erhöht sich möglicherweise, die Flächen beider Betriebe können zusammengelegt und rationeller bewirtschaftet oder Betriebszweige durch Verfügbarkeit neuer Arbeitskräfte ausgebaut und weiterentwickelt werden.
Gleichzeitig können Zusammenarbeitsformen die Möglichkeit bieten, in den Betrieb zu investieren und zu wachsen, ohne dabei Zeit für Familie, Freizeit oder den Nebenerwerb zu verlieren. Verantwortlichkeiten und Arbeitspensa werden geteilt und miteinander bewältigt, sodass eine Weiterentwicklung ohne Einbussen in anderen Lebensbereichen möglich ist.
Ein Wachstum ohne Einbussen der Lebensqualität lässt sich erreichen durch:
- die Gründung einer Betriebsgemeinschaft oder Betriebszweiggemeinschaft und Teilen von Arbeitspensa und Verantwortlichkeiten;
- die gemeinsame Investition in ein Gebäude oder Maschinen, die eine schlagkräftigere und effizientere Arbeit ermöglichen;
- die Gründung einer Fruchtfolgegemeinschaft und Vergrösserung der Anbaufläche bestimmter Kulturen.