Für Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten ist die artgerechte Haltung von Nutztieren wichtig. Fleisch mit einem höheren Tierwohlstandard lässt sich meist teurer verkaufen, verursacht aber höhere Kosten für Arbeit, Stroh oder Gebäude und unterliegt auch einem höheren Marktrisiko. Diese Studie beantwortet die Frage, inwiefern diese Kosten durch Tierwohlprämien über den Markt (Labelprämie) und über den Bund (Direktzahlungen) gedeckt sind. Gegenstand der Untersuchung sind Buchhaltungsabschlüsse von 11 Rindvieh und 10 Schweinemastbetrieben mit dem IP-Suisse-Label, die mit einer Situation nach Minimalstandard (Tierschutzverordnung) verglichen wurden. Die Tierwohlprämie bei der Rindermast wird zu 66 % vom Markt und zu 33 % durch Direktzahlungen des Bundes finanziert. Die Kosten für das höhere Tierwohl sind dadurch allerdings nur zu 72 % gedeckt. In der Schweinemast wird die Tierwohlprämie zu knapp 60 % vom Markt und zu gut 40 % vom Bund finanziert, und die Kosten der Tierwohl-Leistungen sind zu 91 % gedeckt. Je mehr Mastplätze ein Betrieb hat, desto besser werden auch die Mehrkosten für Tierwohl-Leistungen gedeckt. Umgekehrt ist die Kostendeckung durch die Tierwohlprämien bei Betrieben mit kleineren Bestandesgrössen noch geringer. Die höheren Direkt- und Strukturkosten sowie die Risikokosten aufgrund von nachfragebedingten Prämienausfällen werden auf den Betrieben offenbar eher unterschätzt bzw. nicht einkalkuliert. Rindermast-Betriebe mit eigener Grundfutterproduktion sind davon stärker betroffen als Schweinemast-Betriebe, die sich einfacher kalkulieren lassen.

C. Gazzarin, L. Meier, F. Zimmert; Agroscope Transfer 2021, Nr. 399

http://link.ira.agroscope.ch/de-CH/publication/46568