Einleitung

Die Fütterung von Schweinen muss so gestaltet werden, dass die Tiere bei bester Gesundheit eine optimale Leistung erreichen und dabei das Futter effizient verwerten können.

Da das Futter, mit ungefähr 40 % der Gesamtkosten der Hauptkostenfaktor in der Schweinehaltung darstellt, sollte die Fütterung möglichst  nahe am Bedarf der Tiere gestaltet werden, um ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten Rechnung tragen zu können.

Verdauung des Schweins

Bei der Verdauung werden Nährstoffe, wie Proteine, Fette und Kohlenhydrate durch spezifische Verdauungsenzyme in ihre Bestandteile, wie z. B. Aminosäuren, Fettsäuren und Monosaccharide, gespalten. Diese einzelnen Bestandteile werden dann durch das Tier absorbiert und so für das Tier verfügbar gemacht. Verdauung und Absorption finden beim Schwein hauptsächlich im Dünndarm statt. Der Verdauungstrakt des Schweins besteht aus der Mundhöhle, der Speiseröhre, dem einhöhligen Magen (Monogastrier) sowie dem Darm. Dieser gliedert sich in den Dünndarm (Abschnitte: Zwölffinger-, Leer- und Hüftdarm) und den Dickdarm (Abschnitte: Blind-, Grimm- und Mastdarm). Das Schwein stellt aufgrund seines Verdauungsapparates höhere Ansprüche an die Futterqualität und die Nährstoffkonzentration als ein Wiederkäuer. Das Futter muss besser verdaulich sein. Das bedeutet, dass die Nährstoffe im Futtermittel für die Enzymtätigkeit leichter zugänglich sein müssen. Eine zu rohfaserreiche Fütterung bei leistungsorientierter Haltung kann daher nicht eingesetzt werden.

Die Darmpassagedauer des Futters beträgt hierbei beim Schwein je nach Futter zwischen 2.5 und 3 h im Dünndarm und 30–33 h im Dickdarm. Betrachtet man den gesamten Verdauungsapparat, beginnt die Ausscheidung nach ca. 11–13 h bei der Morgenfütterung und 13–15 h nach der Abendfütterung und endet nach ca. 36 h.

Der Verdauungstrakt und die nährstoffspezifischen Enzyme entwickeln sich mit zunehmendem Alter der Tiere. Unmittelbar nach der Geburt sind vor allem Laktase, Lipase und Proteasen vorhanden. Die Aktivität von kohlenhydratspaltenden Enzymen (Amylase, Maltase) nimmt mit zunehmendem Alter der Tiere zu.

Verdauungsvorgänge in den einzelnen Abschnitten des Verdauungsapparates des Schweins.
Abbildung 1: Verdauungsvorgänge in den einzelnen Abschnitten des Verdauungsapparates des Schweins.

Grundlagen der Schweinefütterung

Hauptnährstoffe

Aus Tierwohl sowie ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten und um das volle Potential der Tiere im Stall zu nutzen, muss durch die Fütterung der Bedarf möglichst optimal gedeckt werden. Der Bedarf wird hierbei durch die Zufuhr von Kohlenhydraten, Proteinen, Fetten, Mineralstoffen und Vitaminen sowie Wasser gedeckt. Je nach Tierkategorie (Ferkel, Mast-, Mutter-, Galtsauen oder Eber) unterscheidet sich der Bedarf. Im Folgenden werden die Nährstoffe und deren Funktion genauer beschrieben.

Abbildung 2: Nährstoffbedarf des Schweins.

Energiebewertung

Energie ist die treibende Kraft des Organismus für die Erhaltung und die Leistung. Nicht nur die Aktivität der Tiere benötigt Energie, sondern auch alle Stoffwechselvorgänge. Die dem Organismus via Futter zugeführte Energie kann auf verschiedenen Stufen bewertet werden: verdauliche Energie, umsetzbare Energie oder Nettoenergie. In der Schweiz wird beim Schwein die Energie auf Stufe MJ VES (Megajoule Verdauliche Energie Schwein) bewertet. In anderen Ländern, wie Deutschland wird mit der umsetzbaren Energie (MJ ME) und wie in den Niederlanden und Frankreich vermehrt mit der Nettoenergie (MJ NE) gearbeitet. Auch in der Schweiz verwenden einige Futtermittelunternehmen ausländische Energiesysteme.

Wichtig bei der Verwendung eines Systems ist, dass sämtliche Instrumente wie Bedarfsnormen und Futtermittelbewertungen auf derselben Energiestufe basieren. Bei der Verwendung ausländischer Informationen muss beachtet werden, auf welcher Energiestufe sie vorliegt und muss, sofern notwendig, auf verdauliche Energie Schweine (VES) umgerechnet werden. Handelsübliche Futtermittel weisen folgende Energiekonzentration auf:

Ferkel 13.0–14.0 MJ VES /kg (ad libitum)
Mastschwein 12.0–13.0 MJ VES /kg (extensiv)
13.0–14.0 MJ VES /kg (konventionell)
Jungsauenaufzucht 12.5–13.5 MJ VES /kg (24 bis 95 kg  LG)
11.6–12.2 MJ VES /kg (95 bis 115 kg  LG)
Jungeberaufzucht 13.0–14.0 MJ VES /kg (24 bis 95 kg  LG)
11.6–12.2 MJ VES/ kg (95 bis 115 kg LG)
Tragende Sauen 11.6–12.2 MJ VES/kg
Laktierende Sauen 13.2–14.2 MJ VES / kg
Deckeber 11.6 und 12.2 MJ VES / kg

Bruttoenergie (BE):

Die Bruttoenergie ist eine physikalische Größe, die angibt, wie viel Wärme ein bestimmter Stoff bei seiner Verbrennung freisetzt. Dies wird durch kalorimetrische Messungen mittels Bombenkalorimeter bestimmt. Die Bruttoenergie zeigt somit, wie viel Energie dem Organismus potenziell durch einen bestimmten Stoff zur Verfügung steht, berücksichtigt jedoch keine endogenen Verluste. Die Bruttoenergie stellt keine für die Fütterung zu verwendende Energieklasse dar, so besitzen z. B. Haferflocken und Sägespäne annähernd den gleichen Bruttoenergiewert. Allerdings können nur Haferflocken vom Organismus zur Energiegewinnung genutzt werden.

Abbildung 3: Energieverluste Entlang der Verdauung und des Stoffwechsels.
Verdauliche Energie (VE):

Die verdauliche Energie, beim Schwein ausgedrückt als Verdauliche Energie Schwein (VES) beschreibt die Bruttoenergiemenge eines Futters abzüglich der Bruttoenergiemenge, des ausgeschiedenen Kotes.

Die VES eines Mischfuttermittels wird wie folgt berechnet (MJ/) =

–16.691 * Rohprotein (g/kg TS)
+ 26.992 * Rohfett (g/kg TS)
– 25.291 * Rohfaser (g/kg TS)
+ 16.085 * N-freie Extraktstoffe (g/kg TS)
– 433.463 * Rohfaser2 (g/kg TS)
+ 73.372 * Rohprotein (g/kg TS) * Rohfett (g/kg TS)
+ 301.491 * Rohprotein (g/kg TS) * Rohfaser (g/kg TS)
+ 46.321 * Rohprotein (g/kg TS) * N-freie Extraktstoffe (g/kg TS)

Umsetzbare Energie (ME):

Die umsetzbare Energie, beschreibt die Bruttoenergiemenge eines Futters abzüglich der Energie, welche über den Kot sowie Harn und Gase ausgeschieden wird.

Netto Energie (NE):

Die Nettoenergie beschreibt die Energie, die Schweinen nach Abzug der Energieverluste aus Kot, Harn und Gasen sowie nach Abzug aller Wärmeverluste für die Erhaltung und Leistung noch zur Verfügung steht. Je nach Zusammensetzung des Futters gehen dem Schwein in etwa 25 % der aufgenommenen Energie in Form von Wärme verloren.

Rohprotein, Aminosäuren und ideales Protein

Rohprotein:

Unter Rohprotein versteht man das im Futter enthaltene Eiweiss. Der enthaltene Stickstoff ist die Voraussetzung für den Aufbau körpereigener proteinhaltiger Substanzen, weshalb Futterprotein von keinem anderen Nährstoff ersetzt werden kann. Besonders hoch ist der Bedarf an Protein während des Wachstums.

Aminosäuren:

Aminosäuren sind Moleküle, die aus den chemischen Elementen Stickstoff, Kohlenstoff und Sauerstoff bestehen. Sie sind die Bausteine der Proteine und werden bei der Spaltung von Proteinen frei (Proteolyse). Körpereigene Proteine bestehen aus 20 verschiedenen Aminosäuren, wobei einige vom Tier selbst synthetisiert werden können (nicht essentielle Aminosäuren) und andere mit der Nahrung aufgenommen werden müssen (essentielle Aminosäuren).

Ideales Protein:

Ein Nahrungsprotein ist dann als ideal zu bezeichnen, wenn es für die bestimmte Leistungskategorie die optimale Zusammensetzung an Aminosäuren aufweist und diese Leistung auch nicht durch Zugabe oder Entfernen einer einzigen Aminosäure verbessert werden kann. Dieses „Ideale Protein“ entspricht dem relativen (prozentualen) Verhältnis der essenziellen Aminosäuren in Bezug zu Lysin als Referenzaminosäure (Lysin = 100). Es spiegelt die optimalen Verhältnisse zwischen den essenziellen Aminosäuren im Futterprotein wider, um den Bedarf für die Erhaltung und das Wachstum (Proteinansatz) optimal zu decken. Das Konzept des Idealen Proteins erleichtert die Rezepturgestaltung, da der Bedarf an essenziellen Aminosäuren für Schweine in einem Wert ausgedrückt werden kann. Im konventionellen Futter wird ein Mangel an spezifischen Aminosäuren, über verfügbare synthetische Aminosäuren (Lysin, Methionin, Threonin, Tryptophan, Valin und Isoleucin) ergänzt, um die Aminosäurezusammensetzung des Futters an das ideale Protein anzunähern.

Proteinversorgung

Der Bedarf an Protein ist beim Schwein eigentlich ein Bedarf an Aminosäuren. Es wird zwischen den essenziellen und den nicht essenziellen Aminosäuren unterschieden. Die essenziellen Aminosäuren können vom Schwein nicht selbst synthetisiert werden und müssen deshalb über das Futter zugeführt werden. Die nicht essenziellen Aminosäuren können vom Schwein aus anderen Aminosäuren gebildet werden, weshalb das Schwein auch einen Bedarf an den nicht essenziellen Aminosäuren hat. Dieser unspezifische Bedarf wird über den Proteinbedarf erfasst.

Abbildung 4: Einteilung der Aminosäuren in essentielle und nicht essentielle Aminosäuren.

Die Empfehlungen für Aminosäuren und Protein werden in Relation zum Energiebedarf gesetzt und daher in g/MJ VES angegeben. Damit wird der Bedarf an Lysin und an im Dünndarm (ileal) verdauliches Lysin (VLys) berechnet, da dieses die erstlimitierende Aminosäure darstellt.

Der Bedarf der übrigen essenziellen Aminosäuren wird anschliessend in Relation zu Lysin bzw. im Dünndarm verdaulichem Lysin gesetzt. Die Relationen der verschiedenen Aminosäuren zum Lysin bzw. am Dünndarm verdaulichen Lysin können für die verschiedenen Tierkategorien können hier nachgelesen werden.

Da Schweine je nach Wachstums- und Produktionsphase einen unterschiedlichen Bedarf an , bzw. Aminosäuren, aufweisen, sollte aus ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten das Futter jeweils an diesen Bedarf angepasst werden. Ziel ist es, den Rohproteingehalt des Futters an den Bedarf, bzw. leicht unter den Bedarf bei gleichbleibender Leistung, des Tieres in der jeweiligen Wachstums- und Produktionsphase anzupassen. Diese Anpassungen werden zwei-, mehr- oder multiphasig vorgenommen.

Informationen zum Ressourceneffizienzbeitrag „Stickstoffreduzierte Phasenfütterung bei Schweinen“ finden Sie hier.

Abbildung 5.1: Die Fütterung mit einem Universalmastfutter führt zu einer Unter- bzw. Überversorgung der Tiere in den unterschiedlichen Leistungsstufen.
Abbildung 5.2: Die angepasste Phasen-Fütterung (zwei-, mehr-, multiphasig) ermöglicht eine Versorgung der Tiere nahe dem Bedarf. Je kleinstufiger die Anpassung der einzelnen Phasen desto bedarfsdeckender die Fütterung.

Mineralstoffversorgung

Mineralstoffe sind anorganische Nährstoffe und dienen anders als die Hauptnährstoffe nicht als Energiequelle, sondern als Bau- und Regulationsstoffe. Abhängig vom mittleren Gehalt im Tierkörper unterteilt man Mineralstoffe in Mengen- (> 50mg/kg Körpermasse) und Spurenelemente (< 50 mg/kg Körpermasse). Für das Schwein sind über 20 Mineralstoffe lebensnotwendig. Auch bei der Aufnahme und der Verwertung von Mineralstoffen spielt die Bioverfügbarkeit eine grosse Rolle. Je nachdem, in welcher chemischen Form ein Stoff vorliegt, kann er besser oder schlechter verwertet werden.

Mengenelemente

Wie bei den anderen Hauptnährstoffen unterscheidet sich der Mineralstoffbedarf von Schweinen je nach Tierkategorie. Der Bruttobedarf an Mengenelementen, also die nötige Menge, die einem Schwein mit dem Futter vorgelegt werden muss, um seinen Bedarf zu decken errechnet sich wie folgt:

B = NE + NP x 100
V
B Bruttobedarf an Mengenelementen
NE Nettobedarf Erhaltung
NP Nettobedarf Produktion
V Gesamtverwertbarkeit in %

Bedarfsnormen helfen die Versorgungssituation der Schweine besser beurteilen zu können. Wie die Bedarfsnormen für Rohprotein und Aminosäuren, werden auch die Empfehlungen für Mengenelemente in g/MJ VES dargestellt. Die Schweizer Bedarfsnormen nach Agroscope machen Vorgaben für Kalzium (Ca), Phosphor (P) und Natrium (Na). Angaben für essentielle Mengenelemente, wie Magnesium (Mg), Kalium (K), Chlorid (Cl) und Schwefel (S) werden nicht gemacht. Der Bedarf von Mg und K ist durch die pflanzliche Basisration immer gedeckt. Da Na in der Regel über  Viehsalz gedeckt wird, kommt immer eine entsprechende Menge Chlorid mit in die Ration. Die Zufuhr von S wird über die essenziellen Aminosäuren Methionin und Cystin sichergestellt. Während für Ca und Na nur eine Angabe für den totalen Bedarf gemacht wird, findet man für P auch eine Angabe für verdaulichen Phosphor (VDP). Die Berücksichtigung von VDP ist wichtig, da die Phosphorverdaulichkeit zwischen den verschiedenen Phosphorquellen stark variiert. Zudem ist eine Berechnung mit VDP auch nötig, um Phytase korrekt in die Ration integrieren zu können. Schweinen fehlt das Phytat-spaltende Enzym Phytase im Organismus, sodass der in Phytat (P-Speicher in Getreide, Hülsenfrüchten und Ölsaaten) gebundene P schlecht bis gar nicht verwertet werden kann. So wird er schliesslich zum größten Teil ungenutzt wieder ausgeschieden. Aus diesem Grund ist es sinnvoll künstliche Phytasen in der Ration einzusetzen. Da Phytase neben P aber auch die Verfügbarkeit von Ca, Fe und Zn erhöht, können diese Gehalte im Futter bei Phytaseeinsatz unter die Norm gesenkt werden.

Spurenelemente

In Bezug auf die Versorgung mit Spurenelementen in der Schweinefütterung, sind vor allem Eisen (Fe), Jod (J), Kupfer (Cu), Mangan (Mn), Zink (Zn) und Selen (Se) relevant. Die Schweizer Normen für Spurenelemente berücksichtigen die nativen Gehalte in den Futterkomponenten. Daher wird der Bedarf nicht als Gesamtbedarf, sondern als empfohlene Zulage ausgewiesen. Bei der Festlegung der empfohlenen Zulagen wurde der natürliche Spurenelementgehalt der Ration (88 % Trockensubstanz (TS)) bei den einzelnen Spurenelementen mit folgenden Werten berücksichtigt: Fe 40 mg, Cu 2 mg, Mn 20 mg, Zn 25 mg und Se 0,05 mg. Die Annahme dieser Gültigkeit ist bei manchen Rationen zu prüfen.

Die meisten ausländischen Normen berücksichtigen die nativen Gehalte nicht und empfehlen daher den gesamten Bedarf über den Prämix oder die Vormischung zuzusetzen.

Vitamine

Vitamine sind essentielle Verbindungen, die ein Organismus zwar nicht als Energieträger, aber für andere lebenswichtige Funktionen, wie z. B. Energie- und Proteinstoffwechsel, Blutbildung oder Funktionsfähigkeit des Nervensystems,  benötigt. Das Schwein kann Vitamine nicht bedarfsdeckend selbst bereitstellen und ist auf die Zufuhr über die Nahrung angewiesen (Ausnahme: Eigensynthese von Vitamin D in Freilandhaltung durch Sonneneinstrahlung; bei reiner Stallhaltung Zulage nötig).

Vitamine gliedern sich in fettlösliche (Vitamin A, Provitamin A, Vitamin D, E, K) und wasserlösliche Vitamine (Vitamin C, B1, B2, B6, B12, Nicotinsäure, Pantothensäure, Biotin, Folsäure). Obwohl Cholin nicht zu den Vitaminen gezählt werden kann, wird es bei den Fütterungsempfehlungen der Agroscope mit bei den wasserlöslichen Vitaminen aufgezählt.

Die Fütterungsempfehlungen der Agroscope zur Vitaminversorgung des Schweines sind auf die spezifischen Bedürfnisse in der Schweiz ausgerichtet und beinhalten einen Sicherheitszuschlag. Zudem beziehen sich die Empfehlungen nicht mehr auf das nötige Angebot, sondern auf die  zuzusetzende Menge unter üblichen Fütterungs- und Haltungsbedingungen. Auch, wenn eine Überversorgung mit Vitaminen weniger gefährlich ist, sollte dennoch auf eine möglichst bedarfsdeckende Versorgung geachtet werden, da eine zu hohe Zufuhr das Gleichgewicht zwischen den einzelnen Vitaminen stören und ihre Wirksamkeit beeinflussen kann.

Wasser

Wasser ist das wichtigste Futtermittel. Die Versorgung mit ausreichend Wasser von guter Qualität spielt eine zentrale Rolle in der Gesundheit der Tiere und nimmt direkten Einfluss auf ihre Leistung und die Wirtschaftlichkeit des Betriebes. Die Kontrolle der Tränkeeinrichtungen im Stall muss daher zur täglichen Routine gehören. Schweine brauchen jederzeit Zugang zu sauberem und frischem Wasser. Die Menge und Häufigkeit der Wasseraufnahme ist sehr individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab (z. B. Klimatische Bedingungen, Trächtigkeit, Alter, Rationszusammensetzung).

Pro Bucht muss wenigstens eine Tränkeeinrichtung vorhanden sein, die den Bedürfnissen der jeweiligen Schweinekategorie entspricht. Dabei ist zu beachten, dass die erlaubte Anzahl der Tiere pro Tränkestelle in Abhängigkeit vom angebotenen Futter variiert (Trockenfütterung: 12 Tiere/Tränkestelle; Flüssigfütterung: 24 Tiere pro Tränkestelle). Werden unterschiedliche Altersgruppen zusammen gehalten, z. B. in der Abferkelbucht, muss zudem für jedes Alter eine passende Tränkeinrichtung zur Verfügung gestellt werden.

Tabelle 1: Wasserbedarf der verschiedenen Tierkategorien und nötige Durchflussmenge.

Die Qualität des genutzten Wassers muss einwandfrei sein, um die Gesundheit der Tiere und die Qualität der tierischen Produkte nicht zu beeinflussen. Auch wenn das Wasser für die Tiere direkt aus dem lokalen Wassernetz genutzt wird, ist es ratsam die Qualität (chemische Zusammensetzung, Mikrobiologie) des Wassers regelmässig zu überprüfen, indem Wasserproben untersucht werden. Das Wasser sollte frei von Erregern (z. B. Salmonellen, Campylobacter oder E. Coli) sein. Vor allem Jungtiere reagieren empfindlich auf verunreinigtes Wasser, weshalb der Wasserversorgung in der Aufzucht besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.

Mehr zum Thema Wasserhygiene im Kapitel “Gesundheit und Hygiene”.

Futterhygiene

Um die Qualität des Futters und damit die Gesundheit der Tiere und den wirtschaftlichen Erfolg des Betriebes zu gewährleisten, ist eine korrekte Futterhygiene zwingend. Je nach Art des Futtermittels (flüssig, trocken) gibt es unterschiedliche Punkte, die beachtet werden müssen. Dabei ist nicht nur die Hygiene der Futtermittel selbst oder der Futteranlage zu beachten, sondern auch die Hygiene aller vor- und nachgelagerten Anlagenteile, wie das Komponentenlager oder die Zubringersysteme.

Mehr zum Thema Futterhygiene im Kapitel “Gesundheit und Hygiene”.

Fütterung von Mastschweinen

Schwein am Futtertrog (© Granovit)

Bei der Entwicklung eines Fütterungskonzeptes für Mastschweine sollen folgende Ziele angestrebt werden.

  • Optimale Leistungen
  • Optimale Tiergesundheit
  • Minimale Ausscheidungen
  • Minimales Futterkosten/Ertrags-Verhältnis dank eines qualitativ guten und günstigen Futters
  • Beitrag zur Kreislaufwirtschaft durch Veredelung von Nebenprodukten

In der Schweiz wird die Mehrheit der Tiere mit Alleinfutter oder Ergänzungsfutter und Schotte gemästet. Ein Teil der Betriebe setzt betriebseigene oder zugekaufte Einzelkomponenten ein und ergänzt diese mit einem angepassten Ergänzungsfutter. Dabei muss die Gesamtration die Bedarfsnomen erfüllen.

Wachstum

Im Verlaufe der Mast ändern sich das Verhältnis zwischen Erhaltungs- und Wachstumsbedarf sowie die Zusammensetzung des Knochen-, Protein- und Fettanteils während des Wachstums. Der Energiebedarf steigt stärker als der Bedarf an Protein, Aminosäuren und Mineralstoffen. Um diese unterschiedlichen Bedarfsentwicklungen korrekt abzudecken, braucht es im Verlaufe der Mast verschiede Fütterungen. Als Minimum sollte eine Phasenfütterung mit einem Vormast- und einem Ausmastfutter umgesetzt werden. Während die Energiegehalte der zwei Futter ähnlich sind, enthält das Ausmastfutter im Vergleich zum Vormastfutter weniger Rohprotein, Aminosäuren und Mineralstoffe.

Durch eine präzise Fütterung möglichst nahe am Bedarf der Tiere kann die Ausscheidung von überschüssigen Nährstoffen minimiert werden. Da der Anteil Mastfutter am gesamten Schweinefutterverbrauch über 70 % beträgt, bietet die korrekte Fütterung der Masttiere einen besonders grossen Hebel zur Optimierung der Nährstoffverwertung des Gesamtsystems.

Energieversorgung des Tiers und Futterkurven

Die Fütterung der Mastschweine wird nach dem Energiebedarf ausgerichtet. Der Praxisbetrieb muss aufgrund seines Betriebskonzeptes festlegen, welches Leistungsniveau anvisiert werden soll. Das Leistungsniveau wird wesentlich durch die Genetik, die Tiergesundheit und das Aufstallungs- und Fütterungssystem beeinflusst. Neben diesen betriebsspezifischen Faktoren müssen auch die Vorstellungen der Betriebsleitenden entsprechend berücksichtigt werden.

Abbildung 6 zeigt die Entwicklung des Energiebedarfs im Verlaufe der Mast nach Leistungsniveau, festgelegt als durchschnittliche Masttageszunahmen (MTZ). Diese Futterkurven geben einen allgemeinen Hinweis über die zu verabreichende Energiemenge im Verlauf der Mast. In der Praxis müssen die Kurven den aktuellen Gegebenheiten während der Mast angepasst werden. In der Vormast wird die Kurve oft, basierend auf dem Verzehrvermögen der Tiere, nach unten oder nach oben geschoben. In der Endmast setzen die Tiere vermehrt Fett an. Der Fettansatz kann mittels Erhöhung der Futtermenge gesteigert (nur bei entsprechender Futteraufnahmekapazität möglich) oder durch die Senkung der Futtermenge reduziert werden. Dadurch kann die Schlachtkörperzusammensetzung gesteuert und sichergestellt werden, dass die Tiere optimal in die Preismaske des Abnehmenden passen.

In der Regel werden die Futterkurven in MJ VES/Tag angegeben. Die Kurven lassen sich basierend auf dem Futtergehalt auf kg Futter pro Tag umrechnen. Ein Tier mit 90 kg Lebendgewicht und MTZ von 850 g hat einen Bedarf von 35,7 MJ VES/Tag. Wird ein Futter mit 14 MJ VES pro kg verabreicht, entsprechen 35,7 MJ VES/Tag (=14 MJ VES/kg) einer Futtermenge von 2,55 kg/Tag.

Bei ad libitum Fütterung kann die Nährstoffaufnahme nur sehr begrenzt beeinflusst werden. Soll in der Ausmast der Fettansatz reduziert werden, kann eine leichte Korrektur durch ein Futter mit einem tieferen Energiegehalt angestrebt werden.

Abbildung 6: Energiebedarf während der Mast.

Proteinversorgung

Wie bereits erwähnt, wird die Fütterung nach dem Energiebedarf ausgerichtet. Der Bedarf an Protein und Aminosäuren wird daher als Bedarf in g pro MJ VES angegeben. Da der Energiebedarf im Verlaufe der Mast stärker als der Proteinbedarf steigt, nimmt der Bedarf an Rohprotein und Aminosäuren pro MJ VES im Verlaufe der Mast ab. Tabelle 2 zeigt den Bedarf an Rohprotein, Lysin (erstlimitierende Aminosäure) und verdaulichem Lysin und 3 die entsprechenden Gehalte für ein Standardfutter mit 14 MJ VES/kg in Abhängigkeit des Lebendgewichts. Um die Ausscheidung von N und damit die Umweltwirkung zu minimieren, liegt die Proteinversorgung leicht unter den Schweizer Bedarfsnormen nach Agroscope.

Tabelle 2: Empfohlenes Angebot an Rohprotein und Lysin in g pro MJ VES.
Tabelle 3: Empfohlenes Angebot an Rohprotein und Lysin pro kg Futter bei 14 MJ VES/kg.

Der Bedarf oder die Futtergehalte der übrigen essenziellen Aminosäuren werden nach dem Konzept des Idealen Proteins hergeleitet. Die Schweizer Bedarfsnormen nach Agroscope zeigen im internationalen Vergleich einen sehr hohen Wert für Isoleucin. Internationale Vergleichswerte empfehlen für Isoleucin einen Wert im Bereich von 53–56 %.

Tabelle 4: Angaben zum idealen Protein und die entsprechenden Gehalte für ein Vormastfutter mit 8,54 g/ verdaulichem Lysin.

Mineralstoffversorgung

Nebst Bedarfsnormen für Rohprotein und Aminosäuren werden auch die Empfehlungen für Mengenelemente in g/MJ VES gemacht. Wie bei der Proteinversorgung sinkt der Bedarf pro MJ VES im Verlaufe der Mast. Daher kann auch eine optimale Mineralstoffversorgung nur durch Phasenfütterung umgesetzt werden.

Zur Optimierung der P-Ausnutzung und Minimierung der Ausscheidung werden heute alle konventionellen Rationen nach VDP formuliert und mit Phytase ergänzt. Dabei muss beachtet werden, dass der P-Gehalt mindestens dem 1,5-fachen VDP-Gehalt entspricht, da sonst der VDP-Gehalt nicht gesichert ist. Der Gehalt an Ca sollte in Rationen mit Phytase im Bereich von 1,6–1,7 x P-Gehalt liegen. Die Phosphorversorgung muss zur Minimierung der Ausscheidungen optimiert werden. Eine genügende Phosphorversorgung zur normalen Entwicklung des Skeletts muss sichergestellt werden, da eine zu knappe Versorgung. Beinschwächen verursachen und damit das Tierwohl negativ beeinträchtigen kann. Dies muss in einer tiergerechten, nachhaltigen Produktion zwingend vermieden werden.

Tabelle 5: Bedarf Mengenelemente Mastschweine.

Spurenelemente und Vitamine

In der Praxis werden Spurenelemente und Vitamine über einen Prämix mit Einsatzmengen von zirka 3–5 kg/t Futter zugesetzt.

Tabelle 6: Bedarf Spurenelemente und Vitamine.

Nahrungsfaser

Nahrungsfaser (Rohfaser) trägt, wenn sie im Dickdarm zu flüchtigen Fettsäuren fermentiert wird, in geringem Ausmass zur Energieversorgung des Schweins bei. Einen klar definierten Bedarf für Nahrungsfaser gibt es nicht, weshalb Bedarfsnormen dazu keine Angaben machen. Trotzdem sollte der Nahrungsfasergehalt und dessen Qualität (Anteil lösliche und unlösliche Fasern, Fermentierbarkeit etc.) in der Futterformulierung berücksichtigt werden. Nahrungsfasern fördern die Darmfunktion und tragen so zum Wohlbefinden des Schweins bei. Beobachtungen aus der Praxis deuten an, dass bei Fütterungsstrategien mit tiefen Rohfasergehalten das Risiko von Schwanzbeissen bzw. Kannibalismus steigen kann. In der Regel enthalten Mastfutter zwischen 3,5–4,2 % bzw. 35–42 g Rohfaser pro kg Futter. In Praxisrationen liegt der Wert teilweise unter 3,5 %, ohne jegliche negativen Auswirkungen auf das Tier.

Gehalte von Mastschweinefutter

In der Regel werden in einer zwei-Phasen-Fütterung Vormastfutter nach dem Bedarf für 40 kg Lebendgewicht und Ausmastfutter nach dem Bedarf für 80 kg LG ausgelegt. Will man die Produktionsintensität etwas drosseln, leitet man die Protein- und Aminosäureversorgung bei höherem Gewicht ab (z. B. Vormastfutter basierend auf Normen für ein LG von 50 kg). Für die Versorgung mit Ca und P sollten man trotzdem bei 40 kg LG bleiben, um jegliche Unterversorgung zu vermeiden.

Die typischen Gehalte von Vormast- und Ausmastfutter basieren auf den Schweizer Bedarfsnormen nach Agroscope, wobei der RP-Gehalt zur Minimierung der N-Ausscheidungen leicht reduziert wird (siehe auch N-Optimierung und REB-Programm).

Tabelle 7: Gehalte von Mastschweinefutter.

Ergänzungsfütterung

In der Schweiz werden in der Schweinemast beträchtliche Mengen betriebseigenes Getreide (z. B. Maiskörnersilage, Gerste) und Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie (z. B. Schotte, Altbrot) verfüttert. Diese Futtermittel können einen wesentlichen Teil der Gesamtration (angegeben als Frischsubstanz (FS), TS oder Energieanteil) ausmachen. Beispiele sind:

  • Getreide: 35 % des Energiebedarfs aus Futterweizen und 35 % aus Gerste.
  • Mais: 55 % des Energiebedarfs aus Körnermaissilage.
  • Schotte: 20 % des Energiebedarfs aus Hartkäseschotte (tiefere Anteile werden teilweise mit einem Alleinfutter ergänzt).
  • Futterkartoffeln: 25 % des Energiebedarfs aus gedämpften Futterkartoffeln.
  • Verschiedene Anteile und Kombinationen von Nebenprodukten aus der Lebensmittelindustrie.

Da die Gehalte der betriebseigenen Futtermittel oder der Nebenprodukte von den Gehalten eines Alleinfutters abweichen, müssen diese Komponenten mit einem angepassten Ergänzungsfutter komplettiert werden. Das Ergänzungsfutter ist so zu gestalten, dass die Gesamtration den Bedarf der Mastschweine möglichst genau abdeckt. Das Vorgehen zur Festlegung der Gehalte und zur Formulierung eines Ergänzungsfutters bleibt, unabhängig der betriebseigenen Futtermittel oder der Nebenprodukte und deren Einsatzmengen, dasselbe.

Anfütterung

Es lohnt sich viel zu investieren, damit die Jager einen optimalen, möglichst stressarmen Start haben. Das Merkblatt „Einstallen in die Vormast“ des SGD fasst wichtige Punkte zusammen. Bezüglich der Fütterung spielt das korrekte Heranführen der neu eingestallten Tiere an die Futterkurve eine wichtige Rolle. Viele Betriebe füttern am ersten Tag die halbe Futtermenge (50 %) und steigern dann den Prozentsatz pro Tag um 5 % (oder etwas mehr), sodass sie am 10. Tag die Normfutterkurve erreichen. Startmenge und Steigerung muss gemäss den Erfahrungen, welche auf dem Betrieb gemacht werden, festgelegt werden. Die Tiere müssen den Trog nach jeder Fütterung rasch leer fressen. Die Fütterung darf aber nicht zu knapp sein, da die Tiere ohne genügendes Sättigungsgefühl unruhig werden. Das ideale Programm führt die Tiere zügig an die Normkurve heran, ohne dass sie überfüttert werden und dadurch die geplante Steigerung der Futtermenge angepasst werden muss.

Ein kontrolliertes Anfüttern ist nur möglich, wenn restriktiv gefüttert werden kann.

Abbildung 7: Verschiedene Anfütterungskurven.

Stickstoff-Optimierung (REB Programm)

Eine Proteinüberversorgung ist unbedingt zu vermeiden, da bei einer Überversorgung die Proteineffizient – ein Schlüsselelement der Ressourceneffizienz – sinkt und Stickstoff-Ausscheidungen über den Harn und damit auch die Ammoniakemissionen steigen. Die Emissionen belasten die Umwelt (N-Eintrag in sensible Ökosysteme, Versauerung von Böden, Aerosole in der Luft) und verursachen finanzielle Einbussen (Tiergesundheit, N-Verluste aus Hofdüngern) für die Landwirtschaft. Die Reduktion der Emissionen trägt wesentlich dazu bei, die Nährstoffkreisläufe besser zu schliessen. Im Weiteren beeinträchtigen die Emissionen das Image der Tierhaltung.

Im Rahmen des Absenkpfades für Nährstoffe und Pflanzenschutzmittel hat der Bund einen maximalen, gewichteten RP-Wert von 10,5 g RP pro MJ VES für die Schweinemast festgelegt. Sie sollen zu einer weiteren Absenkung der Rohproteingehalte im Mastfutter führen und damit einen Beitrag zur Senkung von N-Verlusten und Ammoniakemissionen leisten. Die Vorgaben des Programms werden durch die Schweizer Bedarfsnormen nach Agroscope nicht erfüllt. Zur Erfüllung braucht es eine Proteinabsenkung, welche durch verschiedene Kombinationen der RP-Gehalte von Vormast- und Ausmastfutter erreicht werden kann.

Tabelle 8: Futtergehaltsberechnungen bei zweiphasiger Fütterung mit 14 MJ VES / kg Futter.

Magerfleischanteil (MFA)

Die Preisbildung bei Schlachtschweinen wird, nebst dem Wochenpreis, durch folgende Faktoren beeinflusst:

  • Magerfleischanteil (Zuschläge und Abzüge)
  • Schlachtgewicht (Abzüge) und
  • Fettqualität (Abzüge)

Die Einkaufsbedingungen können je nach Abnehmer leicht variieren. Während das Schlachtgewicht vom Schlachtzeitpunkt abhängt, können MFA und Fettqualität über die Fütterung beeinflusst werden.

Der MFA kann vor allem durch die Proteinversorgung, welche den Muskelaufbau wesentlich beeinflusst, und die Energieversorgung gesteuert werden. Da die Tiere vor allem in der letzten Mastphase Fett ansetzen, kann die Fettansatzkurven gegen Ende der Mast, ab 80–90 kg Lebendgewicht, durch eine Anpassung der Energieversorgung gezielt nach oben oder unten verschoben werden. Kastraten verfetten eher als. weibliche Tiere. Da sich Kastraten am Trog aggressiver verhalten und mehr fressen als weibliche Tiere, zeigt eine Absenkung der Futterkurve in der Regel eine stärkere Wirkung bei weiblichen Tieren  als bei Kastraten. Da die Wirkung aber besonders bei Kastraten nötig wäre, kann es sinnvoll sein, bei zu tiefen MFA, Kastraten und weibliche Tiere getrennt einzustallen (geschlechtsgetrennte Mast). Dann kann die Kurve der Kastraten etwas stärker nach unten korrigiert werden.

Abbildung 8: Futterkurve für Kastraten und Sauen.

Fettqualität

Im Schweizer Markt wird ein Schweinespeck angestrebt, der nicht zu weich ist und sich daher für die Verarbeitung eignet und eine gute Lager- und Oxidationsstabilität aufweist. Diese Eigenschaften sind besonders in der Herstellung von Dauerwurst oder geräucherten Teilstücken wie Speck oder Schinken wichtig.

Seit dem 1. Juli 2014 wird die Fettqualität des Schlachtkörpers basierend auf dem PUFA-Gehalt und der Jodzahl beurteilt. In grösseren Schlachthöfen wird die Fettqualität pro Posten (nicht Einzeltier wie beim MFA) gemessen und bei der Überschreitung der Grenzwerte, werden für den gesamten Posten folgende Abzüge gemacht:

  • 15,6–16,5 % PUFA oder Jodzahl 70,1–72,0; 1. Abzugsstufe (derzeit CHF -0,10/kg SG)
  • 16,6–17,5 % PUFA oder Jodzahl 72,1–74,0; 2. Abzugsstufe (derzeit CHF -0,40/kg SG)
  • Ab 17,6 % PUFA oder Jodzahl >74; Abzugsstufe (derzeit CHF -1,00/kg SG)

Die Fettqualität wird wesentlich durch die Fütterung (Menge an ungesättigten Fettsäuren im Futter) und durch den Körperfettgehalt beeinflusst. Lagert ein Schwein wenig Fett an, werden die ungesättigten Fettsäuren aus dem Futter in weniger Fett konzentriert (tiefere Verdünnung). Daher haben Schweine mit hohem MFA bei gleicher Fütterung höhere PUFA-Werte und eine höhere Jodzahl als Tiere mit tieferem MFA. Will man die Möglichkeiten ausreizen, muss man daher auch die Genetik auf dem Betrieb mitberücksichtigen.

Zur Beurteilung der Gehalte an ungesättigten Fettsäuren im Futter kann der Polyen-Monoen-Index (PMI) herangezogen werden. Die offiziellen Fütterungsnormen von Agroscope von 2004 legen

einen Maximalwert von 1,7g/ MJ VES fest. Das heisst, dass ein Mastfutter mit 14 MJ VES/kg einen PMI-Wert von 23,8 g/kg Futter nicht überschreiten sollte. Die Einführung des neuen Beurteilungssystems im Schlachthof führte zu einer Entspannung der Situation. Dadurch können heute die Anforderungen mit einem Wert von 1,8g/MJ VES oder je nach Genetik sogar noch mit etwas höheren Werten erfüllt werden.

Mit der Einführung des neuen Beurteilungssystems am Schlachthof wurden ebenfalls zwei neue Fütterungsparameter, der PUFA-Index (PUI) und der Jodzahl-Index (JZI), eingeführt. Leider wurden dazu nie offizielle Grenzwert publiziert. In der ETH-Schriftenreihe zur Tierernährung, Band 39, 2016 (M. Kreuzer, T. Lanzini, A. Liesegang, R. Bruckmaier, H.D. Hess, S.E. Ulbrich) gab Peter Stoll von Agroscope folgende Empfehlung ab: “Damit nur in Extremfällen mit Abzügen im Schlachthof zu rechnen ist, sind die Grenzwerte von 5,1 g/kg für PUI und 7,8 g/kg für JZI zu respektieren”. Rückmeldung aus der Branche zeigen, dass in der Praxis teilweise auch mit anderen Grenzwerten gearbeitet wird.

Fütterung von Mastschweinen (Bio)

Bioschweine werden grundsätzlich mit biologisch erzeugtem Futter gefüttert. 90 % der Komponenten müssen zudem Knospe-zertifiziert sein und es dürfen keine isolierten Aminosäuren, Extraktionsschrote oder gentechnisch veränderte Futtermittel eingesetzt werden. Ziel ist es, Komponenten einzusetzen, die nicht die menschliche Ernährung konkurrenzieren und eine artgerechte Fütterung ermöglichen. Die verwendeten Futtermittel werden mit schonenden Verfahren (ohne chemische Lösungsmittel) verarbeitet. Wenn immer möglich werden viele Nebenprodukte aus der Lebensmittelherstellung verwendet. Zudem müssen Mastschweine und Sauen täglich Raufutter erhalten, um die Gesundheit zu fördern und Erkrankungen oder Verhaltensstörungen zu vermeiden.

Die Proteinversorgung wird über hochwertige Eiweisskomponenten gewährleistet. Eine Fütterung von isolierten Aminosäuren ist nicht zulässig. Aus diesem Grunde ist die Phasenfütterung in der biologischen Schweinemast unabdingbar, um die Stickstoffausscheidungen zu reduzieren. Im Merkblatt «Artgerechte Fütterung von Mastschweinen» werden die wesentlichen Bereiche der Mastschweinefütterung im Biolandbau erläutert. Zudem finden sich weitere Informationen auf hier.

Fütterung in der Zucht

Fütterung zwischen Absetzen und Wiederbelegung

Die Sau sollte drei bis sechs Tage nach dem Absetzen in die Rausche (Östrus) kommen. Die Futteraufnahme ist durch den Stress am Tag des Absetzens tief. Deshalb soll den Tieren, sobald der Appetit zurückkehrt, 3,5 kg oder ad libitum der Laktationsration gefüttert werden. Diese spezielle Fütterungspraxis wird Flushing genannt, und hat zum Ziel, die Eizellproduktion zu stimulieren und letztendlich die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Befruchtung und einer größeren Anzahl von vitalen Ferkeln pro Wurf zu erhöhen. Zudem setzt durch die hohe Energieversorgung rasch der Aufbau von Körperreserven ein. Bei Sauen mit tiefem Body Condition Score (BCS) kann zusätzlich noch Ferkelfutter verfüttert werden. Um den Energiegehalt dieses Futters zu steigern, verfüttern einige Betriebe noch 200 g Glucose pro Tag.

Fütterung von Galtsauen

Ziele

Bei der Entwicklung eines Fütterungskonzepts für Galtsauen sollen folgende Ziele angestrebt werden:

  • hohe Lebensleistung der Muttersauen;
  • grosse und ausgeglichene Würfe;
  • vitale Ferkel.

Dazu muss der Nährstoffbedarf der Muttersau korrekt gedeckt sein und das Tier in jeder Phase des Reproduktionszyklus die optimale Kondition aufweisen.

Energieversorgung

Sauen werden in der Praxis unterschiedlich gefüttert. Die Variationen sind auf die Unterschiede im Gewicht der Tiere und auf unterschiedliche Aktivitäten, je nach Haltungssystem, zurückzuführen. Trotz der betrieblichen Unterschiede sollte die Fütterung grob dem Verlauf der untenstehenden Kurve folgen.

Abbildung 9: Grobe Futterkurve einer Sau über den gesamten Zyklus (Geburt – Absetzen).

Konditions-angepasste Fütterung

Der Energiebedarf einer Galtsau liegt im Bereich von 30–42 MJ VES pro Tag. In der Praxis werden oftmals 2,5–3,3 kg Futter mit einem Energiegehalt von 12–13 MJ VES verfüttert.

Die Futterkurve in der Galtphase muss so gestaltet werden, dass die Sau zum Zeitpunkt des Abferkelns eine optimale Körperkondition aufweist und sich der Wurf gut entwickeln kann. Die Körperkondition kann mit Hilfe der Rückenspeckdicke (Ultraschallmessung P) beurteilt werden.

Es bestehen bestimmte Messpunkte im Rückenbereich des Tieres, welche für die Bestimmung der Rückenspeckdicke P2 vorgesehen sind und eingehalten werden müssen. Beim Abferkeln wird eine Dicke von 22 mm angestrebt.

Abbildung 10: Messpunkte am Tier für die Bestimmung der Rückenspeckdicke.

Die Körperkonditionsklasse wird folgendermassen berechnet:

Körperkonditionsklasse= (P2 + 0,7)
5,8

Nach dem Absetzen der Ferkel (bzw. vor der Erstbelegung) wird die Körperkondition der Sau beurteilt. Da eine leistungsfähige Muttersau während der Laktation Körperreserven abbaut, sollte sie zum Zeitpunkt des Wiederbelegens die Klasse 2–3 aufweisen. Zum Zeitpunkt des Abferkelns sollte das Tier wieder 3–4 erreicht haben.

Um die Reserven aufzubauen, kann die Standardfutterkurve wie folgt angepasst werden:

Trächtigkeitsperiode Anpassung pro Klasse unter 3 Anpassung pro Klasse über 4
Tag 1–84 +10 % -10 %

Eine weitere Methode zur Schätzung der Körperkondition, und somit der Fettreserven der Sau, ist der BCS. Die Einstufung erfolgt in fünf Klassen, wobei die Bereiche Becken, Lende, Rücken und Rippen bewertet werden.

Abbildung 11: Skala zur Bewertung des Body Condition Score (BCS) mit Merkmalen.

Bei einer gut konditionierten Sau (BCS = 3) wird die Kurve zu Beginn der Trächtigkeit auf 32 MJ VES eingestellt. Ist die Sau leicht abgemagert, soll die Energie auf 37 MJ VES erhöht werden. Bei einer stark abgemagerten Sau ist ein Energiegehalt von 42 MJ VES anzustreben. Diese angepasste Energiezufuhr erlaubt es der Sau, ihren Körper in die richtige Form zu bringen. Zudem wird dadurch gleichzeitig das Einnisten der Embryonen und deren Ausgeglichenheit während der ersten 30–40 Tage unterstützt.

Nach sechs Wochen wird der BCS erneut geschätzt. Hat die Sau eine gute Kondition (BCS = 3) erreicht, kann das Futter auf 32 MJ VES eingestellt werden. Ist die Sau immer noch zu mager, wird die Futteranpassung bis zum 84. Tag weitergezogen. Ziel ist ein BCS von 3,5 am 85. Trächtigkeitstag. Ab dieser Zeit beginnt das intensive Wachstum der Ferkel. Entsprechend soll die Energiekurve um 10–20 Prozent erhöht werden.

Proteinversorgung

Der Bedarf und die Futtergehalte an Protein bzw. der essenziellen Aminosäuren werden, auch bei Galtsauen, nach dem Konzept des Idealen Proteins hergeleitet.

Mehr Infos zum Konzept des Idealen Proteins hier.

Fütterungsempfehlung

Tabelle 9: Empfohlenes Angebot an Protein und Aminosäuren beziehungsweise an ileal verdaulichen Aminosäuren und Mengenelementen in g / MJ VES für Galtsauen (mehr Infos dazu hier, S. 66).

Mineralstoff- und Spurenelementversorgung

Tabelle 10: Optimales Ca:P-Verhältnis (mehr Infos dazu hier, S. 41).
Ca : VDP Ca : P
Muttersau tragend 2,8–3,0 : 1 1,3 : 1
Tabelle 11: Empfohlene Zulagen an Spurenelementen und Vitaminen pro kg Futter (88 % TS) für Galtsauen (mehr Infos dazu hier).

1) Bedarf durch natürlichen Gehalt gedeckt. Bei Behandlung mit Hitze ist die empfohlene Zulage: 2 mg.

Beispielration

Nachfolgend eine Beispielration:

Tabelle 12: Beispielration Galtsauenfütterung Schweiz (nach P. Spring “Galtsauenfütterung”).
Futterkomponente Anteil (%)
Gerste 28
Weizen 33
Hafer 15
Sojaschrot 5
Weizenkleie 8
Trockenschnitzel 8
Mineralfutter 3
Tabelle 13: Analysierte Inhaltsstoffe der Beispielration (pro kg Futter) (nach P. Spring “Galtsauenfütterung”).
Analysierte Inhaltsstoffe Anteil
VES (MJ) 12,2
Rohfaser (g) 63
Rohprotein (g) 136
Lysin (g) 6,2
Methionin (g) 2,6
Threonin (g) 4,3
Tryptophan (g) 1,6
Rohfett (g) 32
Rohasche (g) 51
Ca (g) 8
P (g) 4
VDP (g) 2,3

Zusammenfassung

Die wichtigsten Erfolgsfaktoren in der Galtsauenfütterung sind folgende:

  • Tiere sind immer in optimaler Kondition;
  • Nährstoffbedarf (ausser Energie) ist in jeder Phase gedeckt;
  • Minimierung von Gesundheitsrisiken bei Muttertier und Ferkel;
  • ruhige Tiere und dadurch hohes Tierwohl.

Fütterung von laktierenden Sauen

Ziele

Bei der Entwicklung eines Fütterungskonzepts für laktierende Sauen sollen folgende Ziele angestrebt werden:

  • gesunde Sauen;
  • gute Milchleistung mit guter Zunahme der Ferkel;
  • nicht mehr als 1 BCS Verlust während der Laktation.

Dazu ist zentral, dass die Futterumstellung sorgfältig geplant ist, die Sau während der Laktation mit allen Nährstoffen ausreichend versorgt wird und eine optimale Wasserversorgung gewährleistet wird.

Energieversorgung

Bedarfsermittlung

Der Energiebedarf einer laktierenden Sau wird faktoriell aus dem Erhaltungsbedarf plus dem Bedarf für die Milchproduktion berechnet:

VES MJ/Tag = 0,48 x LG0,75 + 29,8 x dWG – 0,55 x n 

LG = Gewicht der Sau nach dem Abferkeln, dWG =Wurfgewichtszunahme pro Tag (kg /Tag), n = Ferkelzahl

(mehr Infos dazu hier, S. 27)

Bei einem Wurf von 10 Ferkeln entspricht die Wurfgewichtszunahme bei einer Säugedauer von 35 Tagen und einem Absetzgewicht von 7,8 kg pro Ferkel 1,9 kg /Tag.

Rechenbeispiel: 10 x (7,8 – 1,2) / 35 = 1,89 kg /Tag

Für Sauen im Gewichtsbereich 150–250 kg kann die Formel vereinfacht werden:

VES = 6,2 + 9,6 x (LG / 100) + 29,8 x dWG – 0,55 x n

(mehr Infos dazu hier, S.28.)

Fütterungsempfehlung

Während der Laktation können die meisten Sauen ihren Energiebedarf nicht vollständig über das Futter decken. Der daraus resultierende Gewichtsverlust besteht nicht nur aus mobilisiertem Körperfett, sondern auch aus abgebauter Muskulatur (Körperprotein). Damit die Tiere nicht zu sehr belastet werden, sollte der Gewichtsverlust während der Laktation nicht grösser als 15 bis 20 kg sein. Laktierende Sauen mit durchschnittlichen bis grossen Würfen müssen deshalb intensiv gefüttert werden. Damit der Gewichtsverlust der Sau am Ende der Säugeperiode nicht zu gross ist und die Ferkel ein hohes Absetzgewicht haben, wird für die laktierende Sau ein folgendes Energieangebot (VES MJ/Tier und Tag) empfohlen:

Tabelle 14: Für laktierende Sauen empfohlenes Energieangebot VES (MJ/Tier und Tag) (mehr Infos dazu hier, S. 65).

1) Der Energiebedarf für ein zusätzliches Ferkel beträgt 5,6 MJ VES / Tier und Tag.

Proteinversorgung

Laktierende Sauen haben aufgrund der Milchproduktion einen besonders hohen Bedarf an Protein und Aminosäuren.

Aminosäuren-Bedarf

Nachfolgend das empfohlene Angebot der Aminosäuren, wobei die übrigen essenziellen Aminosäuren im Verhältnis zum Lysin festgelegt werden.

Tabelle 15: Für laktierende Sauen empfohlenes Angebot an essenziellen Aminosäuren im Verhältnis zum Lysinangebot (Zusammensetzung des Idealen Proteins) (mehr Infos dazu hier, S.36).
Aminosäuren Anteil (%)
Lysin 100
Methionin 26
Methionin und Cystin 51
Threonin 61
Tryptophan 19
Isoleucin 61
Leucin 112
Phenylalanin 56
Phenylalanin und Tryosin 111
Valin 70
Histidin 35

Fütterungsempfehlung

Tabelle 16: Für laktierende Sauen empfohlenes Angebot an Protein und Aminosäuren beziehungsweise an ileal verdaulichen Aminosäuren und Mengenelementen in g / MJ VES (mehr Infos dazu hier, S.66).

Mineralstoffe

Das richtige Ca:P-Verhältnis spielt eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung einer gesunden Kochenentwicklung bei den Ferkeln und der Aufrechterhaltung der Knochengesundheit bei den laktierenden Sauen selbst.

Tabelle 17: Optimales Ca:P-Verhältnis (mehr Infos dazu hier, S.66).
Ca : VDP Ca : P
Muttersau laktierend 2,8–3,0 : 1 1,3 : 1

Spurenelemente und Vitamine

Der Bedarf an Spurenelementen und Vitaminen von laktierenden Sauen, deckt sich mit den Empfehlungen für tragende Sauen.

Tabelle 18: Für laktierende Sauen empfohlene Zulagen an Spurenelementen und Vitaminen pro kg Futter (88 % TS) (mehr Infos dazu hier, S. 75).

1) Bedarf durch natürlichen Gehalt gedeckt: bei Behandlung mit Hitze empfohlene Zulage: 2 mg.

Fütterung von Ferkeln

Ziele

Bei der Entwicklung eines Fütterungskonzepts für Ferkel sollen folgende Ziele angestrebt werden:

  • Gesunde Ferkel
  • Schnell wachsende Ferkel

Damit dies erreicht werden kann, ist es wichtig, dass das Verdauungssystem der Ferkel nicht überfordert wird, eine gute Futterhygiene vorhanden ist, hochwertige Futterkomponenten verfüttert werden und eine optimale Wasserversorgung sichergestellt wird.

Mehr Informationen zum im SGD-Merkblatt „Gutes Management beim Absetzen“.

Energieversorgung

Ferkel werden in der Regel ad libitum gefüttert. Aus diesem Grunde werden für Ferkel auch keine Rationen berechnet. Vorausgesetzt, dass die Ferkel gesund sind, kann die täglich aufgenommene Energie nur unwesentlich beeinflusst werden, da das Ferkel bei einer üblichen Energiekonzentration des Futters (>13 MJ VES/kg) auf Energiesättigung frisst.

Kriterien Futterkomponenten

Ferkel setzen hohe Ansprüche an die Eigenschaften der Futtermittel und deren Zusammensetzungen. Folgende Punkte sind zu beachten:

  • Schmackhaftigkeit
  • leicht verdaulich (z. B. gekochter Reis, Getreideflocken, Magermilchpulver, Lactose, Glucose)
  • hohe Qualität (Getreide wie Roggen oder Triticale sind nicht geeignet)
  • hohe Nährstoffdichte (keine diätischen Komponenten, wie Hafer)
  • wenig antinutritive Eigenschaften
  • Förderung der Darmflora und des Immunsystem

Futterzusammensetzung

  • kohlenhydratreiche Energieträger
  • fettreiche Energieträger
  • Proteinträger und reine Aminosäuren
  • Faserträger
  • Mineralstoffe
  • Premix
  • Zusatzstoffe

Fütterung in der Säugezeit

Bereits während der Säugezeit soll mit der Anfütterung begonnen werden, sodass sich die Ferkel früh an das feste Futter gewöhnen. Dabei sollen folgende Schlüsselpunkte beachtet werden:

  • Zufütterung ab der 2. Lebenswoche;
  • Eisenversorgung sicherstellten;
  • hochwertiges Prestarter-Futter und Wühlerde anbieten;
  • zweimal täglich Futter anbieten (Automaten oder Bodenfütterung):
    • Automaten täglich kontrollieren und wenn nötig reinigen;
    • bei Bodenfütterung: Futterreste regelmässig entfernen.

Die Absetzzeit

Fütterung

Das Absetzen ist eine enorme Umstellung für die Ferkel, da sie nicht mehr regelmässig Muttermilch aufnehmen können. Deshalb sollten folgende Punkte bei der Fütterung von frisch abgesetzten Ferkeln beachtet werden:

  • mindestens zweimal täglich frisches, hochwertiges Futter anbieten;
  • mit kleinen Portionen beginnen (Überfressen verhindern);
  • genügend Fressplätze anbieten (1:1 bei rationierter Fütterung; Automaten: beim Absetzen zusätzlich Bodenfütterung);
  • den Futterwechsel nicht zu abrupt gestalten;
  • 2-Phasen-Fütterung (wenn nicht möglich, in der Anfangsphase das Futter mit 10 % Milchpulver ergänzen);
  • hochwertige Futtermittel enthalten hochverdauliche Komponenten (Haferflocken, Milchprotein, Laktose), einwandfreie Rohfasern sowie Säuren und Enzyme (Phytase u. a.);
  • Unterstützung durch Probiotika /Prebiotika.

Mehr Informationen zum im SGD-Merkblatt „Gutes Management beim Absetzen“.

Futterhygiene

Die Futterhygiene spielt eine entscheidende Rolle in der Ferkelfütterung. Nachfolgende Punkte sollen beachtet werden:

  • Futtermittel müssen hochwertig und frei von Mykotoxinen sein;
  • Futterautomaten täglich kontrollieren und verunreinigtes Futter entfernen;
  • Automaten nach jedem Umtrieb reinigen und trocknen lassen;
  • bei Flüssigfütterung: Anlage- und Leitungshygiene beachten.

Wasserversorgung

Die Ferkel müssen immer frisches Wasser zu Verfügung haben. Nachfolgend einige Merkpunkte zu den technischen Anforderungen und dem Unterhalt der Tränken:

  • offene Schalen- oder Trogtränken sind für Ferkel besser geeignet als Nippeltränken;
  • bei Trockenfütterung braucht es eine Tränkestelle pro 12 Ferkel, bei Nassfütterung eine Tränkestelle pro 24 Ferkel;
  • die Durchflussmenge muss 0,5–1l/min betragen;
  • Tränken mindestens zweimal täglich kontrollieren und reinigen;
  • die Durchflussmenge muss wöchentlich kontrolliert werden (Verstopfung durch Schmutz, Rost, Kalk);
  • nach einer Leerzeit Leitungen durchspülen, damit kein abgestandenes Wasser aufgenommen wird;
  • bei eigener Wasserversorgung: Wasserqualität direkt an der Tränke mindestens 1x im Jahr kontrollieren;
  • blind endende Wasserleitungen vermeiden (Gefahr der Keimvermehrung).

Mehr zur Futter- und Wasserhygiene hier.

Verschiedene Fütterungsstrategien für Ferkel

Anforderung an die Fütterungstechnik

Wichtig ist, dass die abgesetzten Ferkel so schnell wie möglich wieder beginnen zu fressen. Ansonsten wird, aufgrund von Energiemangel und daraus folgender reduzierter Enzymproduktion, den Durchfällen und damit Wachstumsdepressionen Vorschub geleistet.

Für eine erfolgreiche Fütterung ergeben sich folgende Anforderungen an die Fütterungstechnik:

  • Fütterung auf hohem hygienischem Niveau;
  • genügend Fressplätze;
  • leichte Gewöhnung der Ferkel an die Technik (Gute Bedienbarkeit durch die Ferkel);
  • ad libitum Fütterung muss möglich sein;
  • wenig störanfällige Technik, hohe Funktionssicherheit;
  • Verwendbarkeit von unterschiedlichen Futterkörnungen (Mehl, Krümel, Pellets);
  • Möglichkeit zur Phasenfütterungen.

Mehr Infos zur Fütterungstechnik allgemein hier.

Fütterungssysteme in der Ferkelaufzucht

Tabelle 19: Vor- und Nachteile der Fütterungstechniken in der Ferkelaufzucht (DLG).
Futtervorlage Vorteile Nachteile
Trockenfutterautomat
  • einfache Bedienung
  • hohe Betriebssicherheit
  • kaum Hygienerisiken
  • schlechtere Akzeptanz
  • keine rationierte Futtervorlagen
  • erhöhte Staubentwicklung
  • nur manuelle Steuerung möglich
Rohrbreiautomat
  • gute Akzeptanz
  • aktive Futterbeschaffung
  • variabel einsetzbar
  • hohe Betriebssicherheit
  • keine rationierte Futtervorlage
  • nur manuell einstellbar
  • höhere Futterverluste
Flüssigfütterung (Trogspülsysteme)
  • gute Akzeptanz
  • bedarfsangepasste Futterportionen
  • rationierte Futtervorlage möglich
  • gute Tierbeobachtung
  • hohe Futterverluste
  • ungleiche Futterverteilung
  • erschwerte Reinigung
  • hohe Investitionskosten
  • erhöhtes Risiko des Auseinanderwachsens
Flüssigfütterung
  • gute Akzeptanz
  • bedarfsangepasste Futterportionen
  • rationierte Futtervorlage möglich
  • gute Tierbeobachtung
  • frisches Futter
  • hohe Hygieneansprüche
  • Computerkenntnisse erforderlich
  • hohe Investitionskosten
  • durch Technik vorgegebene Gruppengrössen

Phasenfütterung

Ferkel entwickeln sich sehr schnell, wobei rasche Veränderungen in der Anatomie sowie Physiologie des Tiers stattfinden. Als Folge ändert sich auch der Bedarf an Nährstoffen und somit der Futtermittelzusammensetzungen ständig. Idealerweise werden diese sich ändernden Ansprüche mit einer Phasenfütterung berücksichtigt.

Abbildung 12: Übersicht über mögliche Futterkonzepte für Ferkel (I-IV).

In der Schweiz werden in der Regel drei Futter für Ferkel eingesetzt:

  1. Säugendfutter (Prestarter) bis zur 4. Lebenswoche (5–8 kg LG)
  2. Absetzfutter in der 4.–6. Lebenswoche (8–12 kg LG)
  3. Ferkelfutter (bzw. Diätfutter) in der 6. –10. Lebenswoche (12–25 kg LG)

Wichtig: Bei der Entscheidung, welches Fütterungskonzept verfolgt wird, spielt nicht nur die Betriebsgrösse, sondern auch die verfügbare Infrastruktur eine Rolle.

Prestarter oder Starter

Das Prestarter oder Starter Ferkelfutter haben die Eigenschaft, dass sie sehr gut verdauliche Futterkomponenten beinhalten und eine hohe Schmackhaftigkeit aufweisen. Das Ziel ist, dass die Ferkel so früh als möglich an festes Futter gewöhnt werden, um beim Absetzen einen abrupten Fütterungswechsel zu vermeiden. Zur Energie- und Eiweissversorgung der Ferkel sollten zum einen leicht verfügbare Stärke in Form von Getreide oder Mais beinhaltet sein und zum anderen pflanzliche Proteinträger. Das Prestarter Futter kann ab dem 2. Lebenstag zur Verfügung gestellt werden.

Mehr Informationen dazu in den Fachinfos der UFA oder hier.

Absetzfutter

Während dem Absetzen findet bei den Ferkeln ein erhöhter Abbau von Glukose und Fett zur Energiemobilisation statt, da die Tiere unterschiedlichen Stressfaktoren ausgesetzt sind. Unter anderem sind dies eine neue Umgebung, die Trennung vom Muttertier und der Wechsel von Muttermilch auf festes Futter. Durch den Stress werden Stoffwechselfunktionen gestört, was zu Immunschwäche und Durchfall führen kann.

Mehr Informationen zum im SGD-Merkblatt „Gutes Management beim Absetzen“.

Abbildung 13: Modell zur Erklärung von Absetzproblemen.

Während der Absetzphase von Ferkeln kann es zu Verdauungsstörungen kommen. Um diesen Verdauungsstörungen während der Absetzphase vorzubeugen, wird ein Absetzfutter empfohlen, welches spätestens eine Woche vor dem Absetzen verabreicht werden sollte. Dieses Alleinfutter enthält schmackhafte, rohfaserreiche Rohkomponenten, welche das Fressverhalten stimulieren. Der reduzierte Rohproteingehalt entlastet den Magen-Darm-Trakt. Weitere Komponenten sind beispielsweise Benzoesäure, um die Darmflora zu regulieren, Toxinbinder, um Giftstoffe zu binden und organische Säuren, welche eine Absenkung des pH-Wertes bewirken und krankmachende Keime unterdrücken.

Aufzuchtfutter

In der Phase nach dem Absetzen ist der Magen-Darm-Trakt gut entwickelt und das Immunsystem gestärkt. Nun geht es darum, dass das Wachstumspotential der Ferkel optimal ausgeschöpft wird. Neben den hochverdaulichen und besonders schmackhaften Futtermitteln können nun auch weniger veredelte Futtermittel eingesetzt werden. (mehr Infos dazu in den Fachinfos der UFA).

Exkurs PPDS

Das postpartale Dysgalaktie-Syndrom (PPDS) ist eine Erkrankung bei Muttersauen, die mit einer unzureichenden Milchproduktion einhergeht. PPDS ist bekannt unter dem früheren Namen MMA (Mastitis Metritis Agalaktie). Durch die Krankheit entstehen Entzündungen am Gesäuge und der Gebärmutter.

Mehr Infos zu PPDS auch hier oder im Merkblatt „Postpartales Dysgalaktie Syndrom bei Muttersauen“ im Login-Bereich des SGD.

Zur Vorbeugung von PPDS sind verschiedene Maßnahmen im Zusammenhang mit der Fütterung zu beachten:

Trächtigkeit:

Während der Trächtigkeit ist empfehlenswert, das Alleinfutter mit einem Raufutter zu kombinieren. Das Sättigungsfutter sollte aus Futtermitteln bestehen, die reich an Rohfasern sind und eine gute Quellfähigkeit aufweisen. Hierzu zählen beispielsweise Weizenkleie, getrocknete Zuckerrübenschnitzel, Lignocellulose und Leinsamen.

Kurz vor dem Abferkeln:

  • die Futtermenge sollte 1–2 Tage vor dem Abferkeln auf 2–3 kg reduziert werden (eine zu frühzeitige Reduzierung kann sich jedoch negativ auf das Wurfgewicht auswirken);
  • um Verstopfungen vorzubeugen, kann die Darmtätigkeit durch die Zugabe von diätetischer, quellfähiger Rohfaser unterstützt werden;
  • es ist ratsam, harnansäuernde Futtermittel einzusetzen, um einen pH-Wert des Harns unter 6 zu erreichen (ein saurer Harn erschwert das Wachstum von Keimen und verringert den Infektionsdruck auf die Harn- und Geschlechtsorgane).

Futterumstellung:

  • zu empfehlen ist eine langsame Umstellung vom Galt- auf das Säugendfutter (durch das Verschneiden der beiden Futtersorten möglich);
  • es sollten möglichst keine Änderungen in der Futterzusammensetzung drei Tage vor der Geburt bis drei Tage nach der Geburt vorgenommen werden.

Nach dem Abferkeln sollte die Futtermenge pro Tag um etwa 0,5 kg gesteigert werden.

Fütterungstechnik:

  • Flüssigfütterung hat den Vorteil, dass mit dem Futter zusätzlich Wasser aufgenommen wird.
  • Verbesserte Wirkung der Fasern bei Flüssigfütterung, da die Fasern vorgängig quellen können.
  • Bei der Trockenfütterung sind zusätzliche Wassergaben in den offenen Trog zu empfehlen.
  • Jederzeit eine gute Wasserversorgung gewährleisten: Säugende Sauen nehmen eine erhöhte Menge an Wasser auf. Der Wasserdurchfluss sollte deshalb 2–3 lt/min betragen.

REB Programm

Schweine haben je nach Wachstums- und Produktionsphase einen unterschiedlichen Bedarf an Rohprotein. Ziel ist es, den Rohproteingehalt des Futters an den Rohproteinbedarf der Schweine in der jeweiligen Wachstums- und Produktionsphase anzupassen (N-Optimierung).

Für diese stickstoffreduzierte Phasenfütterung von Schweinen wird ab dem 01.01.2023 bis und mit 2026 ein jährlicher Betrag pro GVE (Mastschweine, Zuchtschweine, abgesetzte Ferkel, Remonten) ausgerichtet. Grundlage ist die Direktzahlungsverordnung (DZV) Art. 82b und c, Art. 115g sowie Anhang 6a. Danach ist geplant, die Massnahme in den ÖLN aufzunehmen.

Der betriebsspezifische Grenzwert in Gramm Rohprotein pro Megajoule verdauliche Energie Schwein (g RP/MJ VES) entspricht dem gewichteten Mittelwert aus allen Tierkategorien. Hilfsmittel für die betriebsspezifische Rechnung findet man hier.

Der Beitrag beträgt 35 Franken pro Jahr und GVE Schweine.

Mehr Informationen zum REB Programm finden sich im Merkblatt “Stickstoffreduzierte Phasenfütterung bei Schweinen“.

Tabelle 20: Grenzwerte für die verschiedenen Tierkategorien und Betriebssystemen.
Grenzwert Konventionelle Betriebe (g RP/MJ VES) Biobetriebe (g RP/MJ VES)
Galtsauen/Eber 10,8 11,4
Säugende Zuchtsauen 12,0 14,7
Abgesetzte Ferkel 11,8 14,2
Mastschweine und Remonten 10,5 12,7

Fütterung in der Praxis

Massnahmen zur Verzehrssteigerung

Flüssigfütterung

Die Flüssigfütterung ist weit verbreitet in der Schweiz. Der Vorteil dieses Systems ist, dass Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie oder betriebseigene Futtermittel eingesetzt werden können. Ausserdem kann eine grössere Menge an Futter aufgenommen werden als bei einem Trockenfutter. Zu beachten ist jedoch, dass die Suppe nicht zum Nährboden für krankheitserregende Mikroorganismen wird. Wichtig ist, dass die Ration sofort und vollständig gefressen wird, da bei liegenbleibenden Futterresten eine hohe Gefahr für die Vermehrung von Keimen besteht. Durch Zugabe von organischen Säuren oder Milchsäurebakterien im Futter wird der pH-Wert gesenkt und so die Vermehrung von Mikroorganismen gehemmt. Wichtig in jedem Fall ist das regelmässige Reinigen der Futteranlage mit passendem Hygienekonzept.

Mehr Infos zur Flüssigfütterung und Fütterungstechnik hier oder im Kapitel “Gebäude und Einrichtung”.

Tabelle 21: Hygienekonzept und Empfehlungen für Flüssigfütterungsanlagen (mehr Infos dazu hier, S. 77–104).