Produktionssysteme und Haltungsformen

Die Schweineproduktion gliedert sich in folgende Produktionsstufen:

SauFerkelMastschweinJungsauEber
Abbildung 1: Schema zu den einzelnen Produktionsstufen in der Schweinehaltung.

Dabei werden in den jeweiligen Produktionsstufen unterschiedliche Tierkategorien gehalten:

Moren/Muttersauen:

  • Zyklus → Decken – Tragezeit – Geburt – Säugezeit – Decken

Remonten/Jungsauen:

  • Einführen in den Produktionszyklus zur Verjüngung der Herde (Zukauf oder eigene Nachzucht)
  • Remontierungsrate sollte bei ca. 30–40 % liegen

Ferkel:

  • Saugferkel → von der Geburt bis zum Absetzen (4–5 Wochen)
  • Absetzferkel → vom Absetzen bis zur Umstallung in die Mast (ca. 25–30 kg)

Mastferkel/Mastschweine/Jager/Läufer:

  • Vormast von ca. 25–60 kg
  • Ausmast von ca. 60 kg bis zum Erreichen des Schlachtgewichtes

Schlachtung:

  • Je nach Kunde zwischen 100 und 115 kg Lebendgewicht (Gewichtsband 78–98 kg Schlachtgewicht (SG))

Betriebstypen

Die beschriebenen Produktionsstufen können sowohl auf einen Betrieb als auch auf verschiedene Betriebe aufgeteilt werden. Durch eine Aufteilung der Produktionsstufen bilden sich unterschiedliche Betriebstypen, von denen in der Schweiz folgende am häufigsten vorzufinden sind:

  • Reine Zuchtbetriebe
  • Reine Mastbetriebe
  • Zucht-Mastbetriebe
Abbildung 2: Beispiele für die unterschiedlichen Betriebstypen, die in der Schweiz am häufigsten vertreten sind.

Reine Zuchtbetriebe

Zuchtbetriebe beschäftigen sich in der Regel ausschliesslich mit der Erzeugung von Sauen oder Ferkeln, die nicht auf dem eigenen Betrieb ausgemästet werden. Zu den reinen Zuchtbetrieben gehören Kernzuchtbetriebe, Vermehrungszuchtbetriebe und auf der Produktionsstufe Eigenremontierungsbetriebe und Mastferkelproduzenten. Je nach Art des Zuchtbetriebes werden Jungsauen zugekauft oder selbst remontiert. Anschliessend durchlaufen die Sauen zur Produktion von Nachkommen einen Zyklus über Deckstation, Galtstall und Abferkelstall und werden anschliessend neu belegt oder zur Schlachtung selektiert.

Abbildung 3: Schematische Darstellung von Zuchtbetrieben.
Bewertung eines Zuchtebers (©Suisag)

Bewertung eines Zuchtebers (© Suisag)

Kernzuchtbetrieb

Kernzuchtbetriebe stellen Jungsauen für die Vermehrung und Eber für die Künstliche Besamung (KB)-Stationen her, ohne Tiere zuzukaufen. Auf dieser Stufe werden bestimmte Zuchtmethoden und Prüfprogramme angewendet, um den Zuchtfortschritt der entsprechenden Rasse zu gewährleisten. Von Feldprüfungstechnikern werden die Jungsauen geprüft und es wird deren Exterieur beschrieben. Mit Hilfe der Zuchtwerte können die entsprechenden Jungsauen nach der Feldprüfung für die eigene Remontierung innerhalb des Betriebs oder für den Verkauf an Vermehrungsbetriebe verwendet werden.

Zuchtsauen im Laufhof (© Suisag)

Zuchtsauen im Laufhof (© Suisag)

Vermehrungszuchtbetrieb

Auf Vermehrungszuchtbetrieben wird die Genetik aus der Kernzucht vermehrt und Jungsauen in grosser Anzahl erzeugt. Die reinrassigen Sauen aus den Kernzuchtbetrieben werden hier mit der entsprechend anderen Mutterlinienrasse belegt, woraus eine F1-Kreuzungszuchtsau entsteht. Nach einer erfolgreichen Feldprüfung bei einem Gewicht von 100 kg werden diese Kreuzungssauen an den Mastferkelproduzenten verkauft.

Zuchtsau mit ihren Ferkeln (© Suisseporcs)

Zuchtsau mit ihren Ferkeln (© Suisseporcs)

Eigenremontierung

Eigenremontierungsbetriebe produzieren Mastferkel mit selbst remontierten Jungsauen. Die besten 10 – 15 % der Sauen aus der Herde werden mit KB-Sperma belegt, das zum Zuchtfortschritt im Betrieb beiträgt. Eine weitere Möglichkeit stellt die Eigenremontierung mit einer reinrassigen Kernherde dar. Hier werden reinrassige Sauen aus einem Kernzuchtbetrieb zugekauft, die ausschliesslich für die Produktion von F1-Kreuzungssauen genutzt werden. Die erzeugten Kreuzungssauen dienen anschliessend zur Produktion von Mastferkeln. Durch diese Strategie kann der Inzuchtgrad stark reduziert werden.

Sau säugt ihre Ferkel (© Suisag)

Sau säugt ihre Ferkel (© Suisag)

Mastferkelproduktion

Auf der Produktionsstufe befindet sich der Grossteil der Muttersauen, die Mastferkel erzeugen und diese mit einem Gewicht von ca. 25 kg an Mastbetriebe verkaufen. Die zugekauften Kreuzungssauen aus dem Vermehrungszuchtbetrieb werden mit gezielt ausgewählten Ebern belegt. Der Betrieb kann sich komplett auf die Mastferkelproduktion konzentrieren, ohne selbst Verantwortung für die komplexe Durchführung der Eigenremontierung tragen zu müssen.

Genauere Beschreibungen zu den verschiedenen Arten der Zuchtbetriebe und weitere Informationen unter:

SUISAG Heredebuch

SUISAG Zuchtpyramide

Spezielle Betriebstypen der Mastferkelproduktion:

Arbeitsteilige Ferkelproduktion (AFP) – Ringe:

Diese Produktionsform ermöglicht es, die Ferkelproduktion unter mehreren Betrieben aufzuteilen. Die häufigste Form ist das Splitten in einen Deck-Wartebetrieb (Belegen und Tragezeit) und mehrere Abferkelbetriebe (Abferkeln, Säugezeit, Absetzen).

Abbildung 4: Organisation von AFP-Ringen.
  • Spezialisierung und Rationalisierung der Arbeitsabläufe
  • Planung der Arbeitsspitzen und -abläufe
  • Geburtsüberwachung erleichtert, da alle Sauen im gleichen Zeitraum abferkeln
  • Besserer Wurfausgleich und homogene Posten
  • Grössere Mastjagerposten führen zu höheren Postenzuschlägen und geringeren Abzügen für Vermittlung und Transport
  • Einstallung von grossen Masjagerposten reduziert mögliche Mischinfektionen
  • Homogene Mastjagerqualität mit hoher Mast- und Schlachtleistung
  • Intensiver Tierverkehr und häufiger Wechsel zwischen verschiedenen Standorten
    → Risiko eines Krankheitsausbruches deutlich höher
  • Tritt eine Krankheit aus → mehrere Betriebe betroffen
  • Keine Etablierung einer einheitlichen Stallflora möglich
  • Transport hochträchtiger Tiere → zusätzlicher Stress
  • Konflikte zwischen Betriebsleitern gefährden das System (Faktor Mensch)

Für SGD-Betriebe gelten besondere Anforderungen an AFP-Ringe (Richtlinie 1.7)

Zucht-Mastbetriebe

Ein weiteres Produktionssystem stellt die Kombination aus Mastferkelproduktion und Mast dar. Diese sogenannten Zucht-Mastbetriebe können in zwei verschiedenen Varianten vorliegen. Es gibt geschlossene Zucht-Mastbetriebe, die keinerlei Tiere zukaufen – sowohl die Remontierung, die Ferkelproduktion als auch die Mast finden auf einem Betrieb in einem Kreislaufsystem statt. Ein Zucht-Mast Betrieb, der nicht im geschlossenen System arbeitet, kauft Remonten zu, mit denen er Mastferkel für die eigene Mast erzeugt.

Abbildung 5: Schematische Darstellung von Zucht-Mastbetrieben.

Hygiene und Gesundheit

  • Kaum Tierverkehr
    → Risiko für Einschleppung neuer Erreger gering
  • Weniger Transporte / Umstallungen
    → Weniger Stress
  • Mast nur mit eigenen Tieren
    → Etablierung eigener Betriebsflora
    → Weniger Gesundheitsprobleme

Fütterung mit gleichbleibenden Qualitäten trägt auf Grund der ausbleibendem Umstallung zu weniger Stress und einer gesunden, schnellen Entwicklung bei.

Immer viele Jungtiere auf dem Betrieb

Logistik und Arbeitsorganisation anspruchsvoll

Ferkelaufzuchtbetriebe

Ferkel im Aufzuchtsstall (© Suisseporcs)

Ferkel im Aufzuchtsstall (© Suisseporcs)

Der Zuchtbetrieb verkauft Ferkel direkt nach dem Absetzen an den Ferkelaufzuchtbetrieb. Dort werden sie von ca. 8 kg auf ca. 25 kg vorgemästet und entweder an den Mastbetrieb verkauft oder selbst gemästet.
Für SGD-Betriebe gelten für diese Ferkelaufzuchtbetriebe besondere Anforderungen (Richtlinie 1.08)

Reine Mastbetriebe

Auf den reinen Mastbetrieben werden Absetzferkel mit einem Gewicht von ca. 25–30 kg Le-bensgewicht (LG) zugekauft und über die verschiedenen Mastphasen (Vor- und Endmast) je nach Kunde bis zu einem Lebendgewicht von 100–150 kg gemästet. Vereinzelt erfolgt auch eine Einstallung von Absetzferkeln mit rund 8 kg LG.

  • Geringerer Arbeitsaufwand
  • Nebenprodukte aus der Lebensmittelherstellung können besser als in der Aufzucht verwendet werden
  • Geringere Anfälligkeit für Krankheiten als Ferkel
  • Gut strukturierbare Arbeitsabläufe
  • Spezialisierung auf einen Betriebszweig
  • Abhängigkeit vom Ferkelerzeuger hinsichtlich Kosten, Qualität und Menge der Ferkel
  • Erhöhtes Gesundheitsrisiko bei der Zusammenstellung von Chargen mit Ferkeln unterschiedlicher Ferkelerzeuger

Die sogenannte Zuchtpyramide stellt die einzelnen Produktionssysteme entsprechend ihrer Reihenfolge anschaulich dar:

Abbildung 6: Darstellung der einzelnen Produktionssysteme der Schweineproduktion in einer Zuchtpyramide.

Jeder Betriebstyp zeigt unterschiedliche Vor- und Nachteile auf und sollte je nach Infrastruktur, Zielsetzung und individueller Situation gewählt werden. Die wichtigsten Kriterien, die bei der Wahl des Produktionszweiges beachtet werden sollten sind im Kapitel “Betriebsführung und Management” aufgeführt.

Aktuelle Zahlen und Fakten zur Schweineproduktion in der Schweiz hier.

Gruppenhaltung beim Abferkeln und Säugen

Beim Gruppensäugen ferkeln Sauen zunächst in Einzelhaltung ab und werden danach zu einem bestimmten Zeitpunkt (ca. 2–3 Woche nach der Geburt) mit mehreren anderen Sauen und deren Ferkel zu einer Gruppe zusammengeführt. Werden die Sauen bereits beim Abferkeln in Gruppen gehalten spricht man von Gruppenabferkeln. Dabei ferkeln die Sauen in abgetrennten Buchten ab, haben jedoch konstanten Zugang zu einem gemeinsamen Bereich. Die Ferkel werden während der ersten Zeit am Verlassen der Bucht gehindert. Ca. 2 Wochen nach der Geburt werden die Trennwände der Abferkelbuchten entfernt und Sauen und Ferkeln als eine Gruppe gehalten.
Für erfolgreiches Gruppensäugen gibt es diverses zu beachten. So sollten sich die Sauen bereits vor dem Gruppensäugen kennen. Der Altersunterschied der Ferkel sollte nicht mehr als 6 Tage betragen und die jüngsten Ferkel sollten beim Zusammenführen der Gruppe mindestens 10 Tage alt sein. Kranke Sauen sollten nie in eine Gruppe eingestallt werden.
Detailliertere Informationen zum Gruppensäugen finden sich hier.

Freilandhaltung

Schweine im Freiland (© Agridea).

Schweine im Freiland (© Agridea).

Bei der Freilandhaltung werden Schweine saisonal oder ganzjährig im Freien gehalten. Es ist eine Haltungsweise, bei welchem Schwein verstärkt ihre natürlichen Verhaltensweisen wie wühlen ausleben können. Am einfachsten ist sie für Mastschweine und Galtsauen umzusetzen. Die Frei-landhaltung stellt einige Ansprüche an Haltung und Management, weswegen sich zu Aspekten wie der Standortwahl, der Infrastruktur, der Rasse, der Fütterung und dem Weidemanagement Gedanken gemacht werden müssen.

Vertiefte Informationen zur Freilandhaltung hier oder im Kapitel Gesundheit und Hygiene.