Die Nutztierhaltung steht aufgrund der Flächenkonkurrenz zwischen Lebens- und Futtermittelproduktion zunehmend in der Kritik. Insbesondere der Einsatz von Kraftfutter beim Milchvieh wird kontrovers diskutiert. Gleichzeitig fallen bei der Verarbeitung von pflanzlichen Urprodukten zu Lebensmitteln grössere Mengen Nebenprodukte an, welche kaum Eingang in die Humanernährung finden. Durch die Verfütterung an Nutztiere können die Nährstoffe der Nebenprodukte weiterhin für die Lebensmittelproduktion genutzt werden. Anhand der Anbau- und Importmengen von Urprodukten sowie der mittleren Lebensmittelausbeute wurde der jährliche Anfall an Nebenprodukten geschätzt. Das Verwertungspotential über die Hauptnutztierarten Schweine, Geflügel und Rindvieh wurde über den (Misch-)Futterkonsum der jeweiligen Tierart sowie den maximal möglichen Einsatz der Nebenprodukte im Futter ermittelt. Die bedeutendste Verwertung der schweizweit jährlich anfallenden 365387t pflanzlicher Nebenprodukte erfolgt im Mischfutter. In der Geflügelfütterung können 57575t und in der Schweineproduktion 138123t Nebenprodukte eingesetzt werden. Die verbleibenden rund 170000t oder 46% der Nebenprodukte müssen über Tiere der Rindergattung verwertet werden, durch Einmischung in Ergänzungsfutter oder als Einzelfuttermittel. Die mengenmässig wichtigsten Nebenprodukte stammen aus der Mehlmüllerei mit total 142681t, wovon aufgrund von Einsatzbeschränkungen bei Schweinen und Geflügel rund 45% oder 64356t in die Rindviehfütterung gelangen müssen. Da Mühlennebenprodukte kaum als Einzelfuttermittel eingesetzt werden, ist ein gewisser Kraftfutterverzehr für Tiere der Rindergattung hinsichtlich der Schliessung von Nährstoffkreisläufen notwendig.

D. Wasem, S. Probst; Agrarforschung Schweiz 2020, 11: 238-243

https://www.agrarforschungschweiz.ch/2020/11/nutztiere-verwerten-nebenprodukte-aus-der-lebensmittelindustrie/