Warum mehr Frauenbeteiligung sinnvoll ist!

Es existieren zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und Unterlagen, die aufzeigen, wie wichtig es ist, die Beteiligung von Frauen im öffentlichen Leben zu erhöhen. Inzwischen wissen wir, dass das Anliegen, Verantwortung zwischen Frauen und Männern zu teilen, nicht einfach nur eine Frage der Gleichstellung ist, sondern dass zuallererst Gesellschaft und Wirtschaft davon profitieren!

Die gleichwertige Beteiligung von Frauen und Männern fördert eine ausgewogene Diskussion und gleichberechtigte Entscheidungsfindung. Wenn wir zusammenarbeiten, ist es gut, auch gemeinsam zu entscheiden.

Warum ist dieses Anliegen auch für die Landwirtschaft relevant?

In landwirtschaftlichen Organisationen sind nach wie vor sehr wenige Frauen in den Entscheidungsgremien präsent, in manchen Fällen fehlen sie ganz. Zudem ist die Frage einer grösseren Ausgewogenheit zwischen den Geschlechtern bisher kaum Thema und die Vorteile gemischter Gremien sind noch nicht wirklich erkannt (Quelle: Abschlussbericht FARAH). Dabei können die landwirtschaftlichen Organisationen mit Anpassungen in ihren Strukturen und Funktionsweisen sicher ebenso viel zu einer Veränderung beitragen, wie  Frauen und Männer selbst.

Die Gleichstellung liegt nicht allein in der Verantwortung der Frauen, sie ist die gemeinsame Verantwortung von uns allen, von Männern und Frauen.

Kofi Annan

Ein partnerschaftliches Miteinander von Männern und Frauen ist dafür von zentraler Bedeutung, denn es gibt nichts, was Frauen von einem Engagement in Entscheidungsgremien ausschliesst. Die Hindernisse sind subtilerer Natur und lassen sich vor allem auf die unterschiedlichen Rollenkonzeptionen der einzelnen Frauen und Männer zurückführen (Quelle: FARAH Abschlussbericht).

Zahlreiche Studien zeigen, dass es wichtig ist, genau hier anzusetzen und – durchaus auch vorläufige – Massnahmen umzusetzen, die zu einer Umkehrung dieser Tendenzen beitragen.

Die Beteiligung von Frauen in landwirtschaftlichen Organisationen zu erhöhen, bedeutet schlicht auch ihnen Platz zu machen. Gerade weil man selten tatsächliche strukturelle oder funktionelle Hindernisse findet, die Ursache für die niedrige Frauenbeteiligung in den Entscheidungsgremien der Organisationen sind, ist es notwendig über gute Gründe nachzudenken, die eine Organisation dazu bringen könnten, sich aktiv für eine höhere Präsenz von Frauen in ihren Entscheidungsgremien einzusetzen.

Vorteile für die Organisation:

  • Ein hohes Innovations- und Problemlösungspotenzial: Die Frauen spielen in landwirtschaftlichen Familienbetrieben eine zentrale Rolle, da sie sich um viele Aufgaben gleichzeitig kümmern. Sie sind an der Schnittstelle von familiären, die Produktion betreffenden und sozialen Fragen und bringen damit andere Perspektiven, Visionen und Netzwerke ein, die sich etwa auf Fragen der Lebensqualität, der Lebensfähigkeit und der Nachhaltigkeit der Betriebe beziehen. Diese Vielfalt an Perspektiven in den Strategien der landwirtschaftlichen Organisationen zu berücksichtigen, würde den Blick für neue Optionen öffnen und könnte so zu ganzheitlicheren Strategien und letztlich zu einer höheren Wettbewerbsfähigkeit beitragen.
  • Mehr Effizienz und Produktivität: Es ist bekannt, dass eine höhere Geschlechtervielfalt die Effizienz und Leistungsfähigkeit von Unternehmen verbessert.
  • Ein grösseres Rekrutierungspotenzial: Landwirtschaftliche Organisationen berichten über Schwierigkeiten bei  der Rekrutierung und Besetzung von Stellen bzw. Ämtern. Den Pool an potenziell engagierten Frauen zu aktivieren könnte helfen, dieses Problem zumindest teilweise zu lösen.
  • Eine offene und zukunftsorientierte Unternehmenskultur: Eine Organisation mit Frauen in Führungspositionen ist ein klares Zeichen – nach innen und außen – für eine offene und zukunftsorientierte Unternehmenskultur.

Was fördert ein Engagement von Frauen?

Erkenntnisse zum Engagement von Frauen gibt es auf mehreren Ebenen und aus mehreren Ländern (siehe bibliographische Referenzen). Diese Erfahrungen helfen, mögliche Maßnahmen abzuleiten:

  • Es ist notwendig, Stereotypen zu überwinden, insbesondere in Bezug auf die für das Engagement notwendigen Fähigkeiten, denn diese Stereotypen stellen eines der größten Hindernisse für das Engagement von Frauen dar.
  • Es braucht die Bereitschaft der Männer, Platz für Frauen zu machen.
  • Eine andere Arbeitsteilung auf dem Hof und in der Familie ist notwendig, um Frauen ein Engagement zu ermöglichen.
  • Landwirtschaftliche Organisationen sollten über klare Regeln verfügen und diese auch einhalten. Die Vielzahl an bestehenden Organisationen und Gremien trägt nicht dazu bei, die Stellung der Frauen zu verbessern. Oft sind es lokale Organisationen, die Kandidaten für nationale Organisationen vorschlagen, da dort fixe Sitze für Branchenvertreter etc. reserviert sind. Zudem ist häufig der Betrieb Mitglied, was zur Folge hat, dass nur der Betriebsleiter (meist ein Mann) den Betrieb in der Organisation vertreten kann. Hier sollten die landwirtschaftlichen Organisationen jeweils ihren Handlungsspielraum klären.
  • Es gibt Bäuerinnen-Organisationen, die gut ausgebildete und kompetente Frauen vereinen, die gut in bestehende Netzwerke integriert sind. Landwirtschaftliche Organisationen können diese Netzwerke nutzen, um für ein Engagement motivierte Frauen zu finden.

Mehrwert für die Frauen:

  • Sich mit anderen zu treffen und auszutauschen, ist eine persönliche Bereicherung.
  • Frauen fühlen sich in den eigenen Ideen und Werten unterstützt, wenn sie mit Menschen im Kontakt sind, die diese teilen.
  • Wissen und neue Fähigkeiten zu erwerben, bringt auch mehr Selbstvertrauen.

Was Frauen im Gegenzug einbringen sollten:

  • Sie müssen bereit sein sichtbar zu sein und sie riskieren kritisiert zu werden, insbesondere in den Medien.
  • Es braucht den Mut, sich freiwillig zu melden und zu bewerben. Frau sollte sich für das Engagement legitimiert fühlen und sich der Fähigkeiten bewusst sein, die sie einbringen kann.
  • Das Engagement bringt die Notwendigkeit mit sich, immer wieder ausserhalb von Hof und Familie unterwegs zu sein. Das erfordert auch, manche Aufgaben los zu lassen.
  • Bildungsangebote können helfen, die eigene Rolle als Führungsperson besser wahrzunehmen