Alpenpionier
Alpenpionier ist ein junges Unternehmen aus dem Bündnerland, das den Anbau und die Verarbeitung von Lebensmittelhanf in der Schweiz wieder aufgebaut hat. Eine lokale Produktion sowie faire Entlöhnung der Produzentinnen und Produzenten stand von Anfang an im Fokus von Alpenpionier.
Dieses Portrait spiegelt die Situation von Alpenpionier im Mai 2021 wider.
Steckbrief
Name
Alpenpionier
Ort
Zizers, GR
Rechtsform
AG
Wertschöpfungskette/Produkte
Lebensmittelhanf
Produzent/innen
10 bis 30 Bio-Produzent/innen
Mitarbeitende
4 Personen, davon eine 100% (Carlo)
- Von der Produktion bis zur Verarbeitung, Kontakt mit den Produzierenden (Emmanuel)
- Produktentwicklung: Dynamik mit anderen Food Start-Ups, mit etablierten Akteuren, Hochschulen/Universitäten (Carlo)
- Qualitätssicherung, Produktentwicklung (Marc)
- Finanzen, Projekte und Verkauf (Roman)
Homepage
https://alpenpionier.ch/
Auslöser
Personen und Kompetenzen
Zwei Kollegen der ZHAW machten erste Versuche, Hanföl zu pressen. Später kam der Dritte im Bunde dazu; er machte ebenfalls bereits Versuche mit Hanf.
Somit standen am Anfang drei Personen mit drei Kompetenzen:
- Wissenschaft
- Anbau/Produktion
- Vermarktung
Kristallisierung
Die drei Gründer sahen das Potential in Pflanzenproteinen und der alten Kulturpflanze Hanf. Die Zusammenarbeit mit Landwirt/innen war von Beginn an wichtig, ebenso wie die lokale Wertschöpfung und der Aufbau der gesamten Wertschöpfungskette.
Wenn wir von Anfang an ein kommerzielles Ziel gehabt hätten, dann hätten wir es bestimmt nicht so gemacht. Wir hätten den Hanf importiert. Wenn sich die Produkte gut vermarktet hätten, hätte man beginnen können, den Hanf in der Schweiz zu produzieren. Aber das kam für uns nicht in Frage. Für uns war von Anfang an klar, dass wir in der Schweiz produzieren und eine alte Kulturpflanze zurückbringen wollten. Wir haben nicht nur Produkte entwickeln, sondern auch eine alte Kulturpflanze zurückgebracht und die Wertschöpfungskette aufgebaut. Das unterscheidet uns von anderen Start-Ups. Aber das hat auch viel Zeit und Geld gekostet! Und ohne die Unterstützung durch den Kanton Graubünden hätten wir es nicht geschafft.
Gründung
Alpenpionier AG wurde formell im September 2017 gegründet.
Team aus 6 Personen:
- operationell (Carlo, Emmanuel, Adrian)
- und Botschafter (Rebecca Clopath, Nicolas Müller und Mia Engi)
Meilensteine
2017
- Teilnahme am IdeenKanal in Lichtenstein (eine Plattform für Projektentwicklung)
- Crowdfunding für den Hanfanbau und Produktentwicklung
- Gründung der AG im September
- mit 120 000 CHF aus dem Crowdfunding
- Beginn der Zusammenarbeit mit 12 Bio-Landwirten und Start der Hanfproduktion
2018
- Erste Produkte im Verkauf
- Beginn Unterstützung durch den Kanton Graubünden
2020
- Eröffnung der Fabrik in Zizers
- Die ersten Bio-Hanfriegel mit Zutaten aus der Schweiz kommen auf den Markt.
Unterstützung
Hanf kann man auch in höheren Lagen anbauen, daher war das Projekt interessant für den Kanton, da es auf über 1000 m nicht mehr so viele Optionen gibt, was man anbauen kann. Daher wollte der Kanton zumindest eine Unterstützung bieten, um zu schauen, ob das funktionieren könnte. Der Wiederanbau von Hanf war deshalb interessant, um den Landwirt/innen eine Option zu bieten. Gleichzeitig war es war für sie auch wichtig, den Markt zu schaffen und den Absatz zu sichern.
Valentin Luzi vom Amt für Landwirtschaft des Kantons Graubünden hat die Idee, wieder Hanf anzubauen, von Anfang an 110 % unterstützt. Er war der Botschafter, hatte die Stimme im Kanton und hat generell viel Arbeit für Alpenpionier geleistet.
Der Kanton unterstützte Alpenpionier in Form einer Private-Public-Partnership in zwei Phasen:
- Unterstützung für ein Jahr (2018)
- Erarbeitung eines Plans über drei Jahre: 2019, 2020, 2021: der Kanton unterstützt Alpenpionier bei Investitionen (wie z.B. die Schälmaschine) oder bei anderen Auslagen, Rapport alle drei Monate
Der Kanton unterstützt sowohl Alpenpionier als auch die Produzent/innen und sichert den Absatz.
Alpenpionier erhält während 4 Jahren insgesamt 500 000 CHF vom Kanton.
Geschäftsmodell und Marktpositionierung
Die Herausforderungen beim Geschäftsmodell: Man muss heute entscheiden, was man nächstes Jahr verarbeiten will. Am Anfang war es sehr schwierig abzuschätzen, welche Menge man benötigt. Am Anfang waren wir sehr optimistisch, dass wir Millionen von diesem Produkt verkaufen werden. Dieses Jahr (2021) werden wir nur mit etwa zehn Produzent/innen arbeiten. Davor haben wir mit ungefähr 30 gearbeitet. Dementsprechend haben wir auch noch Vorrat. Die Produzent/innen werden bezahlt, das Risiko ist nur bei uns. Zwei Produzent/innen sind aktuell auch Aktionäre.
SWOT
Stärken
- Die Expertise im Hanf: Anbau, Transformation von Nuss, Öl und verarbeitetem Produkt
- «Alpenpionier» ist als Marke etabliert
- Starkes Netzwerk
Schwächen
- Begrenzte Ressourcen in Sachen Finanzen und Personal
- «Time to Market»
- Verkauf
Chancen
- Swissness, 100%
- Geschichte
- Potential von pflanzlichen Proteinen
Risiken
- Das Timing, um auf einem kommerziell nachhaltigen Niveau anzukommen
- Konkurrenz durch andere Innovationen
- Sich in verschiedenen Dingen und zu viel Variation verlieren