Wie entwickelt sich das langfristige Fremdkapital des Betriebes?
Langfristiges Fremdkapital steht einem Landwirtschaftsbetrieb während mehr als einem Jahr zur Verfügung gestellt und dient beispielsweise der Finanzierung der Hofübernahme oder der Realisierung von langfristigen Investitionen. Die Beantragung einer Fremdfinanzierung ist durch Betriebsleitende jedoch vorgängig gut zu überdenken, auf die Strategie des Betriebes sowie dessen Wirtschaftlichkeit abzustimmen und Folgekosten einzuplanen. Jährlich bezahlte Schuldzinsen können anschliessend in der Steuererklärung als Einkommensabzug geltend gemacht werden.
Folgende unterschiedlichen Fremdkapitalquellen bieten sich einem Landwirtschaftsbetrieb:
- Bankfinanzierung (grund- oder faustpfandgesichert)
- Massnahmen im Bereich der Strukturverbesserungen (à fonds perdu-Beiträge, zinslose Investitionskredite und Betriebshilfedarlehen) von kantonalen Landwirtschaftsämtern
- Private Darlehen (Familie, Bekannte)
- Bürgschaften
- Spenden und Crowdfounding
In Abhängigkeit der Fremdkapitalgebenden sind regelmässige Zins- und Amortisationszahlungen zu leisten, wofür liquide Mittel bereitzustellen sind. Je nach Entwicklung der Finanzmärkte können sich die Zinssätze verändern, woher ein Kostenanstiegsrisiko besteht, das bei der strategischen Planung eines Unternehmens zu berücksichtigen ist.
Langfristig sollte das Ziel der Betriebsleitenden jedoch darin bestehen, Fremdkapital kontinuierlich zurückzubezahlen, zumal dieses nur für eine bestimmte Zeit gewährt wird. Je nach Kredit ist eine regelmässige Tilgung gar vorausgesetzt. Nachfolgende Vorteile bieten sich dabei dem Landwirtschaftsbetrieb:
- Abnahme des jährlichen Zinsaufwandes und damit Einsparung von flüssigen Mitteln, die anderweitig durch den Betrieb einsetzbar sind.
- Reduktion der Abhängigkeit von Kreditgebenden.
- Risikominimierung bezüglich steigendem Zinsniveau auf dem Finanzmarkt.
- Schaffung von Potenzial für eine mögliche Kreditneuaufnahme im Zusammenhang mit Investitionen.
Um Entwicklungstendenzen des langfristigen Fremdkapitals feststellen zu können, lohnt sich daher ein regelmässiger Blick in die Bilanz eines Landwirtschaftsbetriebes.
Berechnung
Vergleichen Sie die Konten 2400 bis 2695 der vorhandenen Buchhaltungsabschlüsse:
- Wie hat sich das langfristige Fremdkapital über die Jahre verändert?
- Bei welchen Krediten muss der Betrieb jährliche Tilgungen leisten? Erfolgten diese in den vergangenen Jahren konsequent?
- Wie hoch sind die jährlich zu leistenden Zinsen?
- Inwieweit unterscheiden sich die Zinskonditionen des Betriebes im Vergleich zum aktuellen Kapitalmarkt? Besteht womöglich Kosteneinsparungspotenzial?
Richtwert

Positive Beurteilung: Konstante Abnahme
Der Eigenkapitalanteil des Betriebes erhöht sich und dieser kann von den zuvor genannten Vorteilen profitieren.
Negative Beurteilung: Zunahme
Mittels Anstieg der Verschuldung steigen ebenfalls die damit verbundenen Kosten und Risiken für den Betrieb.

Das langfristige Fremdkapital des Betriebes Muster reduzierte sich von 701’600 CHF auf 647’000 CHF im Jahr 2021. Dies entspricht einer Tilgung von 54’600 CHF.
Bemerkungen
- Um steuerliche Vorteile nutzen zu können, empfiehlt sich eine Tilgung der Hypothek bei der Bank indirekt via 3. Säule.
- Verlangen Sie bei einer Kreditneuaufnahme oder -verlängerung Offerten von verschiedenen Finanzinstituten ein, um von möglichst günstigen Konditionen zu profitieren.
- Der Abschluss eines Kredites mit längerer Laufzeit bietet Planungssicherheit und schützt in dieser Periode vor steigenden Zinssätzen. Tilgungen sind bei diesen in der Regel jedoch nur im Rahmen der vertraglichen Abmachungen möglich.
(letzte Aktualisierung 11.08.2023)