Online-Leitfaden zur landwirtschaft-lichen Buchhaltungsanalyse
Herzlich Willkommen auf der Startseite eines Projektes der AGRIDEA und der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL.
Wussten Sie, von welchen Vorteilen Sie profitieren können, wenn Sie einen landwirtschaftlichen Buchhaltungsabschluss näher analysieren?
Nutzen auch Sie diesen Online-Leitfaden, um wertvolle Informationen für die strategische Führung eines Landwirtschaftsbetriebes zu generieren. Welcher Bereich eines Buchhaltungsabschlusses interessiert Sie?
Halten Sie somit Ihren Taschenrechner sowie den Buchhaltungsabschluss bereit. Lassen Sie diesen nicht einfach in der Schublade verschwinden, sondern gewinnen auch Sie Erkenntnisse, um einen Landwirtschaftsbetrieb erfolgreich in die Zukunft zu führen!
Wir empfehlen Ihnen nachfolgende 3 Schritte der Buchhaltungsanalyse systematisch durchzugehen:
Stellen Sie folgende Unterlagen der vergangenen drei Buchhaltungsjahre bereit:
Bilanz
Erfolgsrechnung
Mittelflussrechnung
Ev. weitere vorhandene Jahresabschlussauswertungen
→ Verfügen Sie nicht über die oben erwähnten Unterlagen? Verlangen Sie diese vorgängig bei der Treuhandstelle ein.
Dieser Online-Leitfaden basiert auf dem aktuell gültigen Rechnungslegungsrecht und dem Kontenrahmen KMU-Landwirtschaft Treuland (Version 2018_V2.3) sowie der Struktur der Erfolgsrechnung nach diesem Kontenrahmen.
→ Entspricht Ihr Buchhaltungsabschluss noch nicht der neuen Rechnungslegung? Ordnen Sie in einem ersten Schritt Ihren Buchhaltungsabschluss gemäss der neuen Rechnungslegung, um Ihre Resultate mit Referenzen vergleichen zu können – das vereinfacht die Analyse erheblich.
Zur Erstellung von Buchhaltungsabschlüssen bestehen innerhalb der Branche unterschiedliche Softwares. Dementsprechend sind Abweichungen zum Jahresabschluss von Fritz Muster möglich.
Dieser Online-Leitfaden baut ausserdem auf dem Finanzbuchhaltungsabschluss (Jahresrechnung Steuern) auf. Zusätzlich bestehen folgende weiteren Buchhaltungsabschlussarten:
Ausserordentlich hohe oder einmalige Erträge und Aufwände können das Jahresergebnis, und damit die Analyse verzerren. Dasselbe gilt für Buchungen zur Steueroptimierung. Gehen Sie daher Ihren Buchhaltungsabschluss durch und glätten Sie derartige Werte.
Mögliche Beispiele solcher Buchungen sind:
Abschreibungen
Teure Reparaturen
Einmalige Erträge / Aufwände
Periodenfremde Erträge / Aufwände
Stellen Sie ausserdem sicher, dass Sie korrekte und vollständige Daten verwenden. Andernfalls sind objektive Aussagen mit der Analyse nicht möglich.
Stellen Sie anhand der Betriebstypologie ZA2015 die zutreffende Referenzgruppe Ihres Betriebes in der zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten von Agroscope fest. Damit können Sie bei der Analyse umgehend passende Vergleichsdaten finden.
Vorwiegend werden Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz als Familienunternehmen geführt. Dies bedeutet, dass in dessen Buchhaltungsabschluss sowohl das Einkommen aus landwirtschaftlicher und ausserlandwirtschaftlicher Tätigkeit als auch die Lebensunterhaltskosten der Betriebsleiterfamilie berücksichtigt werden. Eine Trennung der einzelnen Bereiche erfolgt nicht. Ausserdem ist lediglich eine Steuererklärung für das gesamte „Familienunternehmen“ auszufüllen.
Schritt 2: Analysedurchführung
Wählen Sie nachfolgend einen Analysebereich aus und entdecken Sie die dazugehörigen Fragen:
Welche Rückschlüsse ziehen Sie aus der Analyse für die aktuelle Betriebsstrategie? Nutzen Sie hierzu als Unterstützung nachfolgende Auswertungen:
Welchen Entschluss fassen Sie mit Ihrer Analyse für die strategische Betriebsführung?
Positives Analysefazit
Stellen Sie anhand der Analysefragen keine Anzeichen für die Gefahr eines Liquiditätsengpasses fest? So verfügt der Betrieb über genügend flüssige Mittel, um seinen laufenden Verpflichtungen nachzukommen. Trotzdem empfehlen wir Ihnen auch künftig, die Liquiditätslage regelmässig neu zu überprüfen.
Negatives Analysefazit -> handlungsempfehlungen
Stellen Sie einen Handlungsbedarf fest? So empfehlen wir Ihnen frühzeitig, folgende Möglichkeiten zu prüfen, um einen Liquiditätsengpass und die damit weitreichenden Folgen zu verhindern:
Nehmen Sie eine sorgfältige Budgetplanung für die kommenden Monate und Jahre vor.
Stellen Sie Kundenrechnungen rasch aus.
Gewähren Sie der Kundschaft kürzere Zahlungsfristen.
Fordern Sie An- / Akontozahlungen von der Kundschaft.
Handeln Sie längere Zahlungsfristen bei Lieferantinnen und Lieferanten aus.
Kaufen Sie gleichzeitig grössere Produktionsmittelposten zu, um Rabatte auszuhandeln.
Überlegen Sie sich, welche Bereiche der Produktion Sie effizienter gestalten und damit Kosten einsparen könnten?
Stellen Sie nicht dringende Anschaffungen zurück bis Sie wieder über genügend Liquidität verfügen.
Zögern Sie Unterhaltsarbeiten hinaus. Achten Sie jedoch darauf, dass damit eine aufrechte Produktion nicht gefährdet wird.
Reduzieren Sie, sofern möglich, die Privatbezüge.
Können zusätzliche finanzielle Mittel aus dem Privatvermögen eingebracht werden?
Beantragen Sie eine Limite auf dem Bankkontokorrent, die bei kurzfristigen Liquiditätsengpässen überzogen werden kann. Aber Achtung: Verfügt der Betrieb über ein Kontokorrent bei einer Bank, das die meiste Zeit oder immer im Minus ist, sollten günstigere Kredite geprüft werden.
Die Aufnahme eines Kleinkredites oder Leasings, um Liquidität zu generieren, respektive zu sparen, sollte vorgängig gut geprüft werden. In diesem Zusammenhang können hohe Kosten anfallen.
Suchen Sie Unterstützung bei der Buchhaltungs- und Treuhandstelle oder beim kantonalen Beratungsdienst und der Ansprechperson der Hausbank.
Welchen Entschluss fassen Sie mit Ihrer Analyse für die strategische Betriebsführung?
POSITIVES ANALYSEFAZIT
Stellen Sie anhand der Analyse finanzielle Reserven fest? Entsprechend deren Höhe ist der Betrieb in der Lage, auf veränderte Rahmenbedingungen zu reagieren. Dennoch empfehlen wir Ihnen, die Betriebsstrategie regelmässig neu zu überprüfen.
NEGATIVES ANALYSEFAZIT -> Handlungsempfehlungen
Stellen Sie einen Handlungsbedarf, beispielsweise aufgrund einer hohen Verschuldung, einer nicht erfüllten goldenen Bilanzregel oder eines Eigenkapitalverzehrs fest? So empfehlen wir Ihnen folgende Schritte:
Nehmen Sie ebenfalls eine Analyse der Bereiche Zahlungsfähigkeit und Rentabilität des Betriebes vor und suchen Sie nach möglichen Ursachen.
Unterstützung bieten ebenfalls die Buchhaltungs- und Treuhandstelle oder der kantonale Beratungsdienst und die Ansprechperson der Hausbank.
Generelle Empfehlungen zur Förderung der widerstandsfähigkeit eines Betriebes
Informieren Sie sich regelmässig bezüglich sich verändernde Rahmenbedingungen, um nicht überrascht zu werden und in Zugzwang zu geraten.
Prüfen Sie regelmässig die Betriebsstrategie. Welche politischen und markttechnischen Veränderungen könnten in Zukunft eintreffen, die beispielsweise bauliche Massnahmen benötigen oder den Anbau einer Kultur verunmöglichen?
Legen Sie mit nicht benötigten finanziellen Mitteln Reserven an.
Versuchen Sie Schulden kontinuierlich zurückzuzahlen. Bei einem künftigen Kapitalbedarf kann entsprechend eine höhere Kreditsumme beantragt werden.
Prüfen Sie den Nutzen von Investitionen vorgängig, um Fehlinvestitionen zu verhindern.
Welchen Entschluss fassen Sie mit Ihrer Analyse für die strategische Betriebsführung?
Positives Analysefazit
Stellt Sie das Resultat der Analysefragen zufrieden und der Betrieb erwirtschaftet genügend Einkommen, um der Familie einen angemessenen Lebensstandard zu bieten? Erfolgt durch die Betriebsleitenden ein effizienter Einsatz der Produktionsmittel? Entsprechend kann das System als rentabel eingestuft werden.
Negatives Analysefazit -> Handlungsempfehlungen
Stellen Sie einen Handlungsbedarf fest? So empfehlen wir Ihnen die Betriebsstrategie zu überprüfen und wenn nötig anzupassen:
Ist das Ertragspotenzial der einzelnen Betriebszweige ausgeschöpft oder könnte der Ertrag mit gleichbleibendem Mitteleinsatz, aber verbessertem Verfahren, erhöht werden?
Prüfen Sie allfällige Kosteneinsparpotenziale. Auf den Einsatz welcher Produktionsmittel könnte verzichtet werden? Gibt es günstigere Angebote für zwingend notwendige Produktionsmittel?
Welche Alternativen bestehen für unrentable Betriebszweige?
Erfolgt ein effizienter Einsatz der Arbeitskräfte auf dem Betrieb oder besteht diesbezüglich ein Optimierungspotenzial?
Unterstützung bieten ebenfalls die Buchhaltungs- und Treuhandstelle oder der kantonale Beratungsdienst und die Ansprechperson der Hausbank.