Akuter Wassermangel in heissen, trockenen Sommern

Die Alpen Salaz und Hintere Alp liegen nördlich des Haldensteiner Calanda auf ca. 1 800 m ü. M. Die beiden Alpen gehören, gemeinsam mit der Alp Quaggis und den Allmenden, der Gemeinde Untervaz und werden von den Landwirtschaftsbetrieben der Gemeinde im Rahmen der «Alpterze» bewirtschaftet. Das Calandamassiv besteht hauptsächlich aus Jura- und Kreidekalken, das Wasser versickert zumeist und fliesst unterirdisch ins Rheintal ab. Hinzu kommen relativ geringer Niederschlag, was in den Sommermonaten zu Trockenheit auf den Alpen führen kann. Die Hintere Alp wird hauptsächlich über die Quelle Satz der Nachbargemeinde Haldenstein versorgt. Die Alp besteht aus zwei Tälern, wobei das nördliche Tal keine eigene Quelle hat. Insgesamt ist die Wasserversorgung der Alp prekär. So gab es im heissen Sommer 2015 einen akuten Engpass, wobei die Käserei ebenso wie die Weidetränken betroffen waren.

Name und Lage des Alpgebiets
Alp Salaz und Hintere Alp, Untervaz, GR, 1500–2000 m ü. M.

Eigentümer
Gemeinde Untervaz

Weidefläche
650 ha

Gesömmerte Tiere
Alp Salaz: 155 Milchkühe. Hintere Alp: 54 Kühe, 134 Rinder, 100 Kälber. 160 Mesen (einjährige Rinder) auf der Allmend

Betriebsform
Die Gemeinde stellt die Alpen den Untervazer Landwirten zur Verfügung. Diese sind als «Alpterze» für die Bewirtschaftung der Alpen organisiert. Die Bestösser bezahlen eine Weidtaxe und leisten Arbeitstage für die Weidepflege.

Rechtsform
Gemeindealpe

Tourismus
Alpbeiz auf der Alp Salaz, Wandertourismus, Alpkäseherstellung auf der Hinteren Alp

Jahresniederschlag
1128 mm

Anzahl Quellen und Schüttmengen
Alp Salaz 2 Quellen (Quelle Stelli 15 l/min, Quelle Planken Rest des Bedarfs). Hintere Alp 2 eigene Quellen (geringe Menge, kein Trinkwasser), Hauptversorgung über Quelle Gemeinde Haldenstein mit 15 l/min

Täglicher Wasserbedarf
30 000 Liter (21 l/min) für Alp Salaz (Melkbetrieb, Weidebetrieb und Personalunterkunft), 25 000 Liter (17 l / min) für Hintere Alp (Melkbetrieb, Alpkäserei und Weidebetrieb)

Bisherige Wasserversorgung
Quellwasser mit Quellfassungen und Reservoiren

Sicherung der Wasserversorgung und besseres Wassermanagement

Aufgrund der prekären Wasserversorgungssituation bestand Handlungsbedarf und die Gemeinde entschied sich dafür, das Problem systematisch anzugehen. Sie liess eine umfassende Bestandsaufnahme der Wasserversorgung der Hinteren Alp und der teils veralteten Infrastrukturanlagen auf der Alp Salaz durchführen und Lösungsvorschläge für eine zukünftig sichere Wasserversorgung ausarbeiten. Ziel war es, das Wassermanagement auf den beiden Alpen stark zu vereinfachen und die Versorgung mit Trink- und Tränkwasser langfristig zu sichern. Ein geschlossenes System sollte es erlauben, Wasser bedarfsgerecht und sparsam einzusetzen, zudem sollte die Versorgung der Alpsennerei auf der Hinteren Alp jederzeit gewährleistet werden. Mithilfe der Digitalisierung sollte ausserdem zukünftig die Wartung stark vereinfacht werden.

Investition Alp Salaz
Erneuerung Quellfassungen, Erweiterung und Sanierung von Tränkestellen, Einbau Wasserförderung mit einer Wasserpumpe zur Versorgung der Brunnen, Instandsetzung Brunnenplätze, sowie Erstellung neuer Tränkestellen mit Brunnenplatz und Einbau von Druckreduzierventilen, Abstellhähnen und Schwimmer, Sanierung der Milchableitung ins Tal. Zusätzlich wurde auch viel in die Gebäudeinfrastruktur investiert.

Investition Hintere Alp
Neue Verbindungsleitung zum Reservoir Tschidera für die Versorgung von Tränkestellen, neue Druckleitung zum Reservoir Thalbrünnen zur Versorgung des Alpkäsereibetriebs, neues Reservoir Thalbrünnen, sieben neue Tränkestellen inkl. Brunnenplatz, Druckreduzierventile, Abstellhähne und Schwimmer.

Organisation
Ingenieurbüro (Planungsarbeiten), Gemeinde (Bau und Unterhalt), Alpterze (Nutzung)

Kosten für Planung und Umsetzung
CHF 193 000.– (Hintere Alp), CHF 600 000.– (Alp Salaz), CHF 150 000. – (Sanierung Milchableitung)

Trägerschaft / Finanzierung
Ca. 2/3 Bund und Kanton, Restkosten (ca. 1/3) Gemeinde

Projektdauer
Hintere Alp Ende 2015 bis Mitte Juli 2017. Alp Salaz Herbst 2017 bis Sommer 2020.

Ein vernetztes System für sparsamen Wassereinsatz

Auf der Hinteren Alp musste die Wasserversorgung für die oberen Weidetränken und die Alpkäserei gesichert werden. Dafür wurde von der bestehenden Wasserleitung eine neue Verbindungsleitung zum Reservoir Tschidera erstellt. Ab einer bestimmten Füllmenge im Reservoir Thalbrünnen wird nun automatisch über Wasserdruck auch das Reservoir Tschidera mit Wasser gefüllt, welches dann die Weidetränken versorgt. Die Versorgung der Käserei erfolgt neu nur noch über das Reservoir Thalbrünnen und ist dank dessen Mindestfüllmenge jederzeit gesichert. Das Reservoir wurde neu gebaut und die Zuleitung wurde durch eine Druckrohrleitung ersetzt, die im Gegensatz zu einer Freispiegelleitung in einem geschlossenen System mit Überdruck funktioniert.
Sanierungsbedürftige Brunnen wurden durch neue Betonelementbrunnentröge mit einem schwimmergesteuertem Zufluss ersetzt.
Ausserdem wurden zusätzliche Druckreduzierventile, Abstellhähne und Schwimmer eingebaut, was allesamt den sparsamen Umgang mit Wasser erhöht.

Übersichtsplan Alp Salaz / Hintere Alp

Um das Wassermanagement auf der Alp Salaz zu verbessern und Wasser in jede Weidekoppel zu bringen, wurden einzelne Quellfassungen erneuert, die Weidetränkanlage durch zusätzliche Brunnen erweitert und Brunnenplätze instandgesetzt. Die Milchableitung der Alp wurde saniert, was neu einen sparsamen Wassereinsatz für das Spülen der Leitung erlaubt. Für die Versorgung der Brunnen im Gebiete Stelli ist zudem eine Wasserförderung erforderlich.

Hinter der Wasserversorgung steht nun ein geschlossenes System. Das Wasser kann bedarfsgerecht verteilt und damit sparsam eingesetzt werden.

Die Versorgung der Alpsennerei mit Trinkwasser ist jederzeit gewährleistet und das vernetze Brunnensystem erlaubt es, Mengenschwankungen durch die Zuleitung von Wasser von anderen Fassungen auszugleichen. Die erste Nagelprobe war der heisse und trockene Sommer 2018. Hier zeigte sich, dass das neue Wassermanagement auf der Hinteren Alp perfekt funktionierte.