Breccaschlund – Karstgebiet mit versiegenden Quellen
Der Breccaschlund ist ein Karstgebiet und verfügt über keinen oberirdischen Abfluss. Die aussergewöhnliche Landschaft (BLN) befindet sich im regionalen Naturpark Gruyère Pays-d‘Enhaut und verfügt über gute Weiden und eine reichhaltige Flora. Die Wasserknappheit bereitet jedoch schon seit längerem Sorgen. Zwar verfügen die Alpen über eigene Quellen, einige versiegen aber bei Trockenheit rasch. Auch die Wasserqualität lässt zu wünschen übrig. Das Quellwasser kann zwar als Tränk-, jedoch nicht als Trinkwasser genutzt werden. Dies gefährdet die Käseherstellung auf einem der Alpbetriebe und ist auch für den Alptourismus nicht ideal. Für die fünf «Buvetten» im Gebiet des Breccaschlundes ist das Trinkwasser zur Bewirtung der zahlreichen Wanderer zentral.
Eine zukunftsweisende Antwort auf die Wasserknappheit
In trockenen, heissen Sommern führt die aktuelle Situation immer wieder zu so grosser Wasserknappheit, dass einige Alpbetriebe auf Wasserlieferungen von aussen angewiesen sind. Es besteht auch politischer Druck, dieses Problem zu lösen, denn die derzeit notwendigen Wassertransporte, die durch teure Helikopterflüge erfolgen, sind langfristig nicht finanzierbar. Aus diesem Grund entschied sich die Mehrzweckgenossenschaft Schwarzsee 2015 dazu, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Neben der Wasserversorgung (Quantität) sollte auch die Wasserqualität (Trinkwasser) verbessert werden. Da die Alpen bisher über keinen Anschluss ans Stromnetz verfügen, sollte die Energieversorgung miteinbezogen werden.
Wasser- und Stromversorgungsnetz für die Alpen im Breccaschlund
Die Machbarkeitsstudie schlug vier Lösungsvarianten vor. Die Mehrzweckgenossenschaft entschied sich in einem Grundsatzentscheid dafür, die visionärste Variante weiterzuverfolgen. Das Projekt beinhaltet die Neuerstellung eines Wasserversorgungsnetzes für die Alpen im Breccaschlund mit zwei Pumpwerken und einem Reservoir im Gebiet Cerniets. Mit dem Pumpwerk bei der Quelle Oberer Stierenberg / Schneeweide wird das Wasser auf die Druckhöhe von rund 1530 m ü. M. gefördert, um die Versorgung der Alpen Oberer Stierenberg, Rippetli und Cerniets sicherzustellen. Ein weiteres Pumpwerk im Reservoir Cerniets versorgt die Alpen Bremingard, Grand-Chalet, Combi und Breccli. Zudem werden die beiden Quellen Oberi Rippa und Oberer Stierenberg / Schneeweide neu gefasst. Um die Trinkwasserqualität sicherzustellen, soll das Wasser beider Quellen mit UV-Anlagen aufbereitet werden. Neben der Wasserversorgung wird im Rahmen des Projekts auch ein Stromversorgungsnetz erstellt. Geplant ist die Umsetzung eines Mittelspannungsnetzes bis zum Reservoir Cerniets. Dort wird eine Transformatorenstation eingebaut, um die Alpen mit Niederspannung zu versorgen.
Langfristige und umfassende Planung, die Erweiterungen ermöglicht
Die Umsetzung der visionären Variante ermöglicht es, die Wasser- und Stromversorgung aller Alpen im Breccaschlund langfristig zu sichern. Gutes Wasser und Strom erleichtern den Arbeitsalltag für das Alppersonal und helfen, die drei Standbeine – Sömmerung, Milchveredelung und Tourismus – zu erhalten und weiterzuentwickeln. Zudem ermöglicht die vernetze Umsetzung zukünftige Erweiterungen für benachbarte Alpgebiete. So wurde bereits in der Planungsphase entschieden, neben der Quelle Oberi Rippa auch die wesentlich stärkere Quelle Oberer Stierenberg/Schneeweide mit einzubeziehen, um Flexibilität bei der Wassermenge zu schaffen. Zwar wird dadurch der Einbau eines Pumpwerks notwendig. Diese Investition lohnt sich, weil mit dem Bau einer zusätzlichen Wasserleitung von der neuen Quellfassung zum Schwarzsee das Problem der Wasserknappheit dort gelöst werden könnte. Die Leitung würde das bestehende Reservoir der Gemeinde speisen. Während der Alpsaison könnte das Überwasser der Alpen genutzt werden und während der restlichen Monate die gesamte Wassermenge.