Breccaschlund – Karstgebiet mit versiegenden Quellen

Der Breccaschlund ist ein Karstgebiet und verfügt über keinen oberirdischen Abfluss. Die aussergewöhnliche Landschaft (BLN) befindet sich im regionalen Naturpark Gruyère Pays-d‘Enhaut und verfügt über gute Weiden und eine reichhaltige Flora. Die Wasserknappheit bereitet jedoch schon seit längerem Sorgen. Zwar verfügen die Alpen über eigene Quellen, einige versiegen aber bei Trockenheit rasch. Auch die Wasserqualität lässt zu wünschen übrig. Das Quellwasser kann zwar als Tränk-, jedoch nicht als Trinkwasser genutzt werden. Dies gefährdet die Käseherstellung auf einem der Alpbetriebe und ist auch für den Alptourismus nicht ideal. Für die fünf «Buvetten» im Gebiet des Breccaschlundes ist das Trinkwasser zur Bewirtung der zahlreichen Wanderer zentral.

Namen und Lage der Alpen
Alle 11 Alpen im Breccaschlund (Bremigrad, Combi, Cerniets, St. Antoni Brecca-Breccli-Rippetli, Grand Chalet, Steinige Rippa, Hubel Rippa, Welsche Rippa-Unter Stierenberg, Fluhweid, Lovattli, Untere und Obere Marbach Brecca), Schwarzsee, FR, 1000–1900 m ü. M.

Eigentümer
Die 11 Alpen sind im Besitz von vier Genossenschaften und sechs Privateigentümern

Weidefläche
ca. 360 ha

Gesömmerte Tiere
ca. 1100 Tiere, davon ca. 800 Rinder, Kühe und Mutterkühe, 250 Schafe, 50 Ziegen

Betriebsform
Sömmerungen durch Pächter, Hirt oder Eigentümer

Rechtsform
Genossenschaften sowie Privateigentümer

Tourismus
5 Alpbeizli, 1 Alpkäserei (Ziegenkäse), einfacher Wandertourismus, Panoramaweg Breccaschlund

Jahresniederschlag
ca. 1150 mm

Quellen und Schüttmengen
2 Quellen (Oberi Rippa, Unter Stierenberg), Schüttmengen 30–35 l/min

Täglicher Wasserverbrauch
30–34 l/min

Wasserversorgung
Einzelquellen, Zisternen für Schmelz- und Regenwasser

Eine zukunftsweisende Antwort auf die Wasserknappheit

In trockenen, heissen Sommern führt die aktuelle Situation immer wieder zu so grosser Wasserknappheit, dass einige Alpbetriebe auf Wasserlieferungen von aussen angewiesen sind. Es besteht auch politischer Druck, dieses Problem zu lösen, denn die derzeit notwendigen Wassertransporte, die durch teure Helikopterflüge erfolgen, sind langfristig nicht finanzierbar. Aus diesem Grund entschied sich die Mehrzweckgenossenschaft Schwarzsee 2015 dazu, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Neben der Wasserversorgung (Quantität) sollte auch die Wasserqualität (Trinkwasser) verbessert werden. Da die Alpen bisher über keinen Anschluss ans Stromnetz verfügen, sollte die Energieversorgung miteinbezogen werden.

Wasser- und Stromversorgungsnetz für die Alpen im Breccaschlund

Die Machbarkeitsstudie schlug vier Lösungsvarianten vor. Die Mehrzweckgenossenschaft entschied sich in einem Grundsatzentscheid dafür, die visionärste Variante weiterzuverfolgen. Das Projekt beinhaltet die Neuerstellung eines Wasserversorgungsnetzes für die Alpen im Breccaschlund mit zwei Pumpwerken und einem Reservoir im Gebiet Cerniets. Mit dem Pumpwerk bei der Quelle Oberer Stierenberg / Schneeweide wird das Wasser auf die Druckhöhe von rund 1530 m ü. M. gefördert, um die Versorgung der Alpen Oberer Stierenberg, Rippetli und Cerniets sicherzustellen. Ein weiteres Pumpwerk im Reservoir Cerniets versorgt die Alpen Bremingard, Grand-Chalet, Combi und Breccli. Zudem werden die beiden Quellen Oberi Rippa und Oberer Stierenberg / Schneeweide neu gefasst. Um die Trinkwasserqualität sicherzustellen, soll das Wasser beider Quellen mit UV-Anlagen aufbereitet werden. Neben der Wasserversorgung wird im Rahmen des Projekts auch ein Stromversorgungsnetz erstellt. Geplant ist die Umsetzung eines Mittelspannungsnetzes bis zum Reservoir Cerniets. Dort wird eine Transformatorenstation eingebaut, um die Alpen mit Niederspannung zu versorgen.

Investition Wasserversorgung
Neuerstellung eines Wasserversorgungsnetzes mit 2 Pumpwerken sowie 1 Reservoir (50 m3); Neufassung der beiden Quellen Oberi Rippa (ca. 30 l/min) und Oberer Stierenberg/Schneeweide (120 l/min) mit UV-Anlage zur Wasseraufbereitung

Investition Energieversorgung
Neuerstellung eines Stromversorgungsnetzes (Anschluss vom Euschels)

Organisation
Bauherrin ist die Mehrzweckgenossenschaft Schwarzsee. 2017 erfolgte die Gründung einer Planungskommission mit Projektausschuss; Planung: Ingenieurbüro ribi AG, Hydrogeologie: Ecosens SA. Nutzungsvereinbarung mit Eigentümern der beiden Quellen Oberi Rippa und Oberer Stierenberg/ Schneeweide

Kosten für Planung und Umsetzung
Planungskosten ca. CHF 160 000.– bis zum Baubeginn. Umsetzung ca. CHF 5 Mio.; davon CHF 3 Mio. für die Wasserversorgung, CHF 1 Mio. für die Stromversorgung (Aufteilung Basiserschliessung / Nebenleitungen je 0.5 Mio.), CHF 0.5 Mio. für die Wasserleitung ins Tal, CHF 0.5 Mio. für die Hausanschlüsse (Stromversorgung)

Trägerschaft / Finanzierung
ca. CHF 2.8 Mio. Beiträge von Kanton und Bund, ca. CHF 1.7 Mio. Restfinanzierung Eigentümer, CHF 0.5 Mio. Gemeinde

Projektdauer
Planungsphase 2015–2020 (Machbarkeitsstudie 2015/2016, Gründung Planungskommission 2017, Vorprojekt 2017/2018, Auflagedossier 2020), Umsetzung voraussichtlich 2021–2025

Langfristige und umfassende Planung, die Erweiterungen ermöglicht

Die Umsetzung der visionären Variante ermöglicht es, die Wasser- und Stromversorgung aller Alpen im Breccaschlund langfristig zu sichern. Gutes Wasser und Strom erleichtern den Arbeitsalltag für das Alppersonal und helfen, die drei Standbeine – Sömmerung, Milchveredelung und Tourismus – zu erhalten und weiterzuentwickeln. Zudem ermöglicht die vernetze Umsetzung zukünftige Erweiterungen für benachbarte Alpgebiete. So wurde bereits in der Planungsphase entschieden, neben der Quelle Oberi Rippa auch die wesentlich stärkere Quelle Oberer Stierenberg/Schneeweide mit einzubeziehen, um Flexibilität bei der Wassermenge zu schaffen. Zwar wird dadurch der Einbau eines Pumpwerks notwendig. Diese Investition lohnt sich, weil mit dem Bau einer zusätzlichen Wasserleitung von der neuen Quellfassung zum Schwarzsee das Problem der Wasserknappheit dort gelöst werden könnte. Die Leitung würde das bestehende Reservoir der Gemeinde speisen. Während der Alpsaison könnte das Überwasser der Alpen genutzt werden und während der restlichen Monate die gesamte Wassermenge.

Übersichtsplan