Koordinationsbedarf vom Überfluss zum sorgsamen Umgang
Das Alpgebiet Bergen – Schinboden besteht aus drei Alpeinheiten, Unter Schinboden, Ober Schinboden und Guetentalboden. Die drei Alpen liegen im Muotathal im Gebiet des Pragelpasses mit wenig Oberflächenabfluss in den oberen Teilen der Alp und ausgedehnten Streuflächen in den tieferliegenden Flächen. Die Wasserqualität reicht für das Tränkwasser aus, das Trinkwasser muss aber in weiten Teilen der Region aufbereitet werden. Die Wasserversorgung wird von drei Quellen mit schwankenden Schüttmengen gespiesen.
Im nordwestlichen Teil sind natürliche Wasserstellen vorhanden, die aber bisher nicht gefasst und kontrolliert genutzt werden. Im Jahre 2018 versiegte die obere Schinboden-Quelle ganz. So waren 2018 in den oberen Weideteilen des Oberen Schinbodens keine Tränkemöglichkeiten mehr vorhanden und das Vieh musste zum Alpstafel zurückgenommen werden.
Die tiefergelegene Nachbaralp Guetentalboden verfügt auch über eine eigene Quelle. Zusätzlich zur Wasserversorgung wird dieses Wasser seit Jahren für den Betrieb eines Kleinwasserkraftwerks genutzt. Der Strom hat bisher für die Selbstversorgung der Alp ausgereicht. Die Schüttmenge dieser Quelle ist aber in den Trockenheitsjahren derart stark zurückgegangen, dass die Turbine nicht mehr ausreichend betrieben werden konnte.
Periodischer Wassermangel und Reorganisation
Die Trockenheitsjahre haben ein Umdenken im Umgang mit dem Wasser bewirkt, sodass der sorgsame Umgang mit dem Wasser für Alpeigentümer und Bewirtschafter zunehmend ein Thema wurde.
Die trockenen Sommer 2015/2018 haben gezeigt, dass periodisch zu wenig oder lokal kein Wasser mehr vorhanden ist. In einem traditionell regenreichen Gebiet ist dies eine völlig neue Situation, die nach neuen Lösungen ruft.
Die OAK ist Grundeigentümerin von 152 Alpeinheiten im Kanton Schwyz. Das Wasser des Alpgebietes gehört der OAK. Dies bedeutet, dass die OAK im Sinne der Alpbewirtschaftung die Wasserversorgung organisiert und das Wasser als öffentliches Gut genutzt wird. Deshalb kann die OAK entscheiden, wo Wasserfassungen gemacht, mit welchen Regeln das Wasser genutzt und welche Massnahmen zur Speicherung, zur Verteilung und zum sparsamen Umgang getroffen werden.
Mit dem Ziel einer langfristigen Sicherstellung der Wasserversorgung während der Sömmerungszeit führte deshalb die OAK Erhebungen der Quellschüttmengen durch. Während rund zwei Jahren wurden die Quellen beobachtet und periodisch gemessen. Aufgrund der überraschenden Erkenntnisse über die Schwankungen der Schüttmengen wurde ein Gesamtprojekt erarbeitet.
Priorisierung, Speicherung und Neuverteilung
Die OAK hat entschieden, die obere Schinboden Quelle, die bei länger anhaltender Trockenperioden versiegt, nicht zu fassen und dafür die untere konstantere Quelle optimal zu nutzen. Dies bedeutet, dass diese Quelle neu gefasst und in ein neues Reservoir geleitet wird. Von diesem Reservoir aus wird dann ein Teil des Wassers zum Ober Schinboden hochgepumpt und ein anderer Teil wird zum Unter Schinboden geleitet. Dank dem neuen Leitungssystem kann hier ein kleines Wasserkraftwerk betrieben werden, um die beiden Alpeinheiten mit Strom zu versorgen.
Die Wasserzufuhr zum Ober Schinboden ist mit einer Elektropumpe, die vom Wasserkraftwerk mit Strom versorgt wird, gewährleistet. Das Wasser für die Turbine wird ab dem Turbinenschacht im Unter Schinboden zum Quellschacht der Nachbaralp Guetentalboden geleitet. Somit kann die vorhandene Wasserkraftenergie doppelt genutzt und die Wasserversorgung sowie die Weiterführung des bereits installierten Kleinwasserkraftwerks auf der Alp Guetentalboden sichergestellt werden. Mit dem gemeinschaftlichen Projekt kann die Wasser und Stromversorgung von allen drei Alpeinheiten sichergestellt werden. Im Falle von Wasserknappheit entscheidet die OAK über die Nutzungsprioritäten.
Falls also der Überlauf der Wasserfassung nicht mehr ausreicht, gilt Tränk- und Trinkwasser vor Stromproduktion. Engpässe zur Stromerzeugung sollen mit einer Batterie überbrückt werden. Neben der optimierten Wasserspeicherung und Verteilung wurden vier Flösche (siehe Kasten) und diverse Tränkestellen errichtet.