N-Effizienz: Betriebsporträt Christoph Geiselmann

«Die Futteranpassung entlastet meine N-Bilanz»

Christoph Geiselmann hat sich im Rahmen des Projekts verpflichtet, seine gesamtbetriebliche N-Effizienz von 41 Prozent (Durchschnitt der Jahre 2015-2017) auf mindestens 46 Prozent zu steigern. Ausserdem will er seine N-Saldoüberschüsse von 123 Kilogramm N/ha düngbare Fläche (Durchschnitt der Jahre 2015-2017) um 23 Kilogramm N/ha düngbare Fläche reduzieren.

Was hat Sie motiviert, sich am Projekt N-Effizienz zu beteiligen?

Christoph Geiselmann: Ich hatte in der Fachzeitung «Zürcher Bauer» darüber gelesen. Das Projekt passte zu den Überlegungen, die ich mir gemacht hatte bezüglich Einsparpotenzial bei der Milchproduktion. Ich wollte durch den Verzicht von Sojaschrot als Ausgleichsfutter die Kosten pro Liter Milch senken.

Christoph Geiselmann setzt zu 100 Prozent auf hofeigenes Kraftfutter: «Ich wollte die Kosten pro Liter Milch senken.» (Bild Agrofutura)                      

Um wie viele Prozent konnten Sie Ihre N-Effizienz steigern, und um wie viele Kilogramm konnten Sie die N-Saldoüberschüsse pro ha DF reduzieren?

Ich konnte meine N-Effizienz um 14,5 Prozent steigern und die N-Saldoüberschüsse um 60 Prozent auf den düngbaren Flächen senken. Massgeblich dazu beigetragen hat, dass ich kein betriebsfremdes Kraftfutter mehr verfüttere und dass ich Mineraldünger eingespart habe.

Welche Massnahmen setzen Sie um?

  • Verzicht auf betriebsfremdes Kraftfutter: Verzicht auf Einsatz von Sojaschrot als Ausgleichsfutter.
  • Beprobung von Grundfutter und Hofdüngern: Es zeigte sich, dass ich mich beim Futter und bei den Hofdüngern im Rahmen der Richtwerte bewege.
  • Im Rahmen einer Düngeberatung hat mir der Strickhof-Berater vorgeschlagen, dass ich im Getreide Ammonsalpeter statt Harnstoffdünger einsetzen soll.

Welche Massnahmen sind besonders wirksam auf Ihrem Betrieb?

Die Fütterungsumstellung hat sich positiv auf die Milchharnstoffwerte ausgewirkt. Ich bin im Jahresschnitt unter 20 mg/dl. Auch sind die Kühe gesünder. Sehr zufrieden bin ich auch mit der Umstellung von Harnstoffdünger auf Ammonsalpeter.

Durch die Fütterungsumstellung ist zwar die Milchmenge gesunken, dafür liegen die Milchharnstoffwerte unter 20 mg/dl und die Tierarztkosten sind um fast die Hälfte tiefer. (Bild Agrofutura)

Was waren/sind für Sie die grössten Herausforderungen beim Umsetzen dieser Massnahmen?

Das Akzeptieren der tieferen Milchleistung. Durch das Absetzen des Sojaschrots sank die durchschnittliche Milchmenge von 8675 kg auf 7413 kg. In der Milchgeldabrechnung standen andere Zahlen, das musste ich zuerst einmal verdauen.

Sind Ihnen durch das Umsetzen dieser Massnahmen zusätzliche Kosten entstanden?

Wie bereits erwähnt, sind die Einnahmen bei der Milchproduktion gesunken.

Ammonsalpeter ist zwar etwas teurer als Harnstoff, dafür muss ich weniger davon zukaufen. Unter dem Strich habe ich sogar etwas an Düngerkosten eingespart.

Konnten Sie weitere Kosten einsparen?

Ich habe merkliche Einsparungen bei den Tierarztkosten. Sie sind von Fr. 14’972 auf Fr. 7’699 gesunden, also um fast die Hälfte.  Die Kühe liegen weniger oft fest, und ich beobachte eine bessere Klauengesundheit. Dass es meinen Kühen besser geht, gibt mir ein gutes Gefühl. Das kann ich zwar nicht in Zahlen und Franken messen, ist aber ein wichtiger Faktor für mich.

Sehen Sie weiteres Verbesserungspotenzial in Bezug auf die N-Effizienz auf Ihrem Betrieb?

Ich kann mir vorstellen, bei der Gülleausbringung auf einen Schleppschuh umzustellen. Durch diese technische Lösung verspreche ich mir noch mehr Kilogramm Stickstoff die direkt in den Boden und in die Pflanze gelangen.

Seit 2017 bringt Christoph Geiselmann die Gülle mittels Schleppschlauch aus. Er kann sich vorstellen, mittels Schleppschuh eine noch bessere N-Effizienz zu erzielen. (Bild Agrofutura)

Werden Sie im Rahmen des Projekts unterstützt?

Für die Teilnahme am Projekt bekomme ich eine Abgeltung in Form eines fixen Grundbeitrags und in Form von wirkungsbasierten Beiträgen. Letztere entschädigen mich für die Reduktion der N-Zufuhr und des N-Saldosüberschusses pro ha düngbare Fläche. Die Beiträge halfen mit, die Mindereinnahmen bei der Milchproduktion abzufedern. Mein landwirtschaftliches Einkommen ist dadurch sogar von Fr. 23’500 auf Fr. 26’395 gestiegen.

Sehr spannend fand ich die Anlässe, die im Rahmen des Projekts für uns Landwirte organisiert wurden. Ich bekam Neues zu sehen und konnte mich mit Berufskollegen austauschen.

Nach Projektende: Werden Sie die Massnahmen weiterhin umsetzen?

Durch den Verzicht Sojaschrot als Ausgleichsfutter einzusetzen, konnte ich die Futterkosten in der Vollkostenrechnung senken, das macht aber die Mindereinnahmen wegen der gesunkenen Jahresmilchleitung nicht Wett. Trotzdem will ich die Massnahme weiterführen, weil die bessere Tiergesundheit mir das Wert ist.

Die Düngeplanung inklusive der Umstellung auf Ammonsalpeter werde ich ebenfalls beibehalten. Die Beprobungen von Grundfutter und Hofdünger werde ich hingegen nicht weiterführen.

Ihr Fazit zum Projektende?

Es braucht etwas Mut, eine grosse Veränderung auf dem Betrieb umzusetzen. Willst du etwas Neues ausprobieren, musst du aus der der Komfortzone heraus. Das bedeutet vielleicht, dass du genau das Gegenteil von dem machst, was die andern tun oder dir der Futtermittelverkäufer rät. Ebenfalls weisst du nicht, ob es gut kommt oder schief geht. Ohne den finanziellen Zustupf durch das Projekt hätte ich die finanziellen Auswirkungen in der Phase der Futterumstellung weniger gut abfedern können.

Mir hat beim Projekt das Anreizsystem gefallen. Denn wir Bauern sind Freigeister und mögen nicht, wenn man uns zu viele Vorschriften macht.

Betriebsspiegel

  • Name: Christoph Geiselmann
  • Adresse: Stubenloo7, 8618 Oetwil am See
  • Tiere: 50 Milchkühe, Rassen: Brown Swiss, Holstein, Redholstein, 2 Jersey und 2 Kreuzungstiere plus Aufzucht, Zuchtziel nach IG Neue Schweizer Kuh
  • Flächen: 47,5 ha LN, davon 11 ha OA, 44 ha DF
  • Kulturen: Winterweizen, Wintergerste, Hafer, Silomais, Kunstwiese
  • Mitarbeitende: Betriebsleiter, Partnerin und Eltern
  • Besonderes: Brennholzverkauf, hofeigenes Kraftfutter: eigenes Getreide wird auf Betrieb gelagert, monatlich kommt eine fahrbare Mühle vorbei (Estermann, Eschenbach LU), um Futter frisch zu mahlen

Milchviehbetrieb Geiselmann, Oetwil am See ZH. (Bild Agrofutura)

Das Porträt von Christoph Geiselmann als PDF (Download)

Link zum Porträt N-Effizienz auf dem Milchvieh-Ackerbaubetrieb von Michael Frey

Link zum Porträt N-Effizienz auf dem Legehennen-Ackerbaubetrieb von Marc Peter

Link zu Porträt N-Effizienz auf dem Milchvieh-Grünlandbetrieb von Marco Zollinger

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