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Ist der Betrieb widerstandsfähig? Vertiefte Analyse

Wie hat sich das Eigenkapital des Betriebes in den vergangenen Jahren verändert?

Das Eigenkapital zeigt den Kapitalanteil, der durch die Betriebsleitenden selbst erarbeitet oder in den Hof investiert wurde. Diese Position wird in der Bilanz abgebildet und entspricht der Differenz zwischen dem Vermögen des Landwirtschaftsbetriebes sowie dessen Fremdkapital. Hinsichtlich Resilienz und Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens ist die Analyse der jährlichen Veränderung des Eigenkapitals von hoher Bedeutung.

Die Eigenkapitalveränderung entspricht der Differenz zwischen dem Eigenkapital in der Schlussbilanz und dem Eigenkapital in der Eingangsbilanz und ist somit direkt im Buchhaltungsabschluss ersichtlich. Sie gibt Auskunft, ob der Unternehmensgewinn die privaten Nettotransaktionen des entsprechenden Jahres decken konnten. Trifft dies zu, erhöht sich der Eigenkapitalanteil des Unternehmens und finanzielle Reserven für die betriebliche Weiterentwicklung entstehen. Ebenfalls erfolgt damit eine Stärkung der Stabilität des Hofes sowie dessen Widerstandsfähigkeit gegenüber inneren und äusseren Einflüssen.

Liegt hingegen eine negative Eigenkapitalveränderung vor, bedeutet dies, dass der Privatverbrauch nicht vollumfänglich mit Einkünften und Einlagen gedeckt werden konnte. Das Eigenkapital der Betriebsleitenden ist dabei im vorliegenden Jahr zurückgegangen. Folgende Eckpunkte sind daher bezüglich Ursachen der Fehlentwicklung zu analysieren:

  • Liegt ein schwaches Unternehmensergebnis vor?
  • Verfügt der Betrieb über einen zu hohen Privatverbrauch?
  • Wurden tiefere ausserbetriebliche Einkommen generiert?
  • Erfolgten zu hohe Kapitalrückzüge?

Eine detailliertere Herleitung zur Ursachenfindung nach Ausschlussverfahren finden Sie zudem hier.

Ist die Eigenkapitalveränderung über mehrere Jahre negativ, so steigt die Verschuldung des Hofes und dessen Existenz ist bedroht. Mit dabei zunehmender Instabilität besteht gar die Gefahr einer Überschuldung.

Entsprechend muss das Ziel von Betriebsleitenden in jedem Geschäftsjahr darin bestehen, eine positive Eigenkapitalveränderung zu erzielen und deren Entwicklung stets im Auge zu behalten.

Berechnung

Vergleichen Sie die Konten 2800 bis 2999 der vorhandenen Buchhaltungsabschlüsse.

Wie hat sich das Eigenkapital über die Jahre verändert?

Ausserordentliche Bewegungen, wie beispielsweise hohe Kapitaleinlagen oder -rückzüge sowie Nebeneinkünfte, können das Ergebnis verzerren und sind daher bei der Interpretation zu berücksichtigen.

Berechnung der Eigenkapitalveränderung:

Richtwert

Positive Beurteilung: Zunahme des Eigenkapitals – Eigenkapitalbildung

Der Betrieb bildete im Buchhaltungsjahr Rücklagen für dessen Zukunft.

Negative Beurteilung: Abnahme des Eigenkapitals – Eigenkapitalverzehr

Unternehmensgewinn < netto Privatentnahmen (vom Unternehmen)

Der Betrieb zerrte im Buchhaltungsjahr von seiner Substanz. Bei anhaltendem Eigenkapitalrückgang ist dessen Bestehen aufgrund der Verschuldungszunahme bedroht, woher Handlungsbedarf besteht.

Die durchschnittliche Eigenkapitalbildung eines Landwirtschaftsbetriebes sollte über mehrere Jahre folgende Höhe aufweisen:

Vergleichen Sie zudem das Ergebnis mit der zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten von Agroscope (Eigenkapitalveränderung FiBu):

Die Berechnung der Eigenkapitalveränderung in CHF des Betriebes Muster für das Jahr 2021 lautet wie folgt:

Bildliche Darstellung der Berechnung der Eigenkapitalveränderung in CHF des Betriebes Muster

Fritz Muster konnte im Jahr 2021 sein Eigenkapital um 43’368 CHF auf 713’159 CHF erhöhen. Ebenfalls eine Zunahme verzeichnete er zwischen den Jahren 2019 und 2020: + CHF 72’943.

Bemerkungen

  • Die Eigenkapitalveränderung kann für verschiedene Einheiten oder Subsysteme des Systems Unternehmen und Familie berechnet werden. Daher ist es unerlässlich, immer festzulegen, aus welchem Subsystem die Eigenkapitalveränderung berechnet wird. Bei einem System, das sich ausschliesslich aus einem landwirtschaftlichen Unternehmen und dem Haushalt zusammensetzt, ohne privates Vermögen ausserhalb des Unternehmens, entspricht die Eigenkapitalveränderung des Unternehmens der Veränderung des Vermögens des Systems Unternehmen und Familie.
  • Als eine besondere Form des Eigenkapitals sind die Reserven zu betrachten.

(letzte Aktualisierung 11.08.2023)

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