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Ist der Betrieb widerstandsfähig? Vertiefte Analyse

Wie hat sich das Anlagevermögen des Betriebes in den vergangenen Jahren verändert?

Anlagevermögen beinhaltet das, im Unternehmen längerfristig gebundene Kapital, beispielsweise in Form von Fahrzeugen, Einrichtungen oder Gebäuden. Diese Anlagegüter dienen der landwirtschaftlichen Produktion und der damit verbundenen Generierung von Einkommen. Entsprechend tragen diese wesentlich zu einer erfolgreichen Geschäftstätigkeit eines Landwirtschaftsbetriebes bei.

Damit Betriebsleitende jedoch langfristig gewinnbringend wirtschaften und am Markt bestehen können, werden diese aufgefordert, ihre Betriebsstrategie stetig weiterzuentwickeln und den sich verändernden Rahmenbedingungen anzupassen. Dies bedingt beispielsweise den Kauf einer Maschine, die Anpassung des Stalls aufgrund verschärfter Tierschutzvorschriften oder die Aufgabe eines Betriebszweiges und dem damit verbundenen Verkauf der Produktionseinrichtung aufgrund fehlendem Absatz. Eine laufende zukunftsfähige Ausrichtung des Betriebes kann somit Veränderungen im Anlagevermögen zur Folge haben, beispielsweise durch Investitionen und Desinvestitionen.

Regelmässige Investitionen durch einen Landwirtschaftsbetrieb sind nötig, um dessen Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten, respektive auszubauen und gewinnbringend produzieren zu können. Dabei werden Produktionsfaktoren oder andere Güter mit flüssigen Mitteln zugekauft und Kapital entsprechend längerfristig im Betrieb gebunden. Der Wert des Anlagevermögens nimmt dabei zu. Folgende Veränderungen können mögliche Auslöser für Investitionen auf einem Landwirtschaftsbetrieb sein:

  • Ersatz von Maschinen und Zugkräften aufgrund Abnützung oder technischer Überholung (Ersatzinvestitionen)
  • Gebäudesanierungen oder -erweiterungen
  • Betriebsvergrösserung durch Zukauf von Land oder Gebäuden
  • Aufnahme eines neuen Betriebszweiges und damit verbundene Änderungen (Kauf Maschinen, Produktionsanlagen, Bau von Gebäuden, Stallungen, etc.)

Die Vornahme einer Desinvestition bedeutet das Gegenteil einer Investition, namentlich den Verkauf von Vermögenswerten. Das zuvor längerfristig gebundene Kapital wird dabei verflüssigt und kann durch den Betrieb anderweitig eingesetzt werden. Beispielsweise erfolgt der Verkauf des nicht mehr benötigten Viehanhängers an einen Nachbarbetrieb. Der Wert des Anlagevermögens nimmt entsprechend ab. Weiter führen Abschreibungen zu einem Rückgang des Anlagevermögens.

Ein gleichbleibendes oder zunehmendes Anlagevermögen mit regelmässigen Abschreibungen ist häufig eine Bestätigung dafür, dass der Betrieb fortlaufend Investitionen tätigt und damit seine Betriebsstrukturen aufrecht erhält. Nimmt der Wert des Anlagevermögens hingegen stetig ab, kann dies folgende zwei Ursachen haben:

1. Überalterung der Betriebsstrukturen

Gebäude und Einrichtungen sowie der Maschinenpark sind abgeschrieben, Investitionen zu deren Erneuerung hat der Betrieb jedoch keine vorgenommen. Dies kann mit der Zeit zu einer Verschlechterung des Unternehmenszustandes führen, aber auch Ausdruck einer strategischen Wahl der Betriebsleitenden sein. Entsprechend ist abzuklären, weshalb keine Investitionen vorgenommen werden und ob Handlungsbedarf besteht:

  • Fehlten in den vergangenen Jahren die finanziellen Mittel? Ist künftig Liquidität vorhanden, um veraltete Betriebsstrukturen zu ersetzen?
  • Trägt der Landwirt oder die Landwirtin grösste Sorge zu den Maschinen, Gebäuden und Einrichtungen, woher die effektive Nutzungsdauer höher als üblich ist?
  • In welcher Phase der Betriebsführung stehen die Betriebsleitenden? Womöglich kurz vor der Betriebsübergabe?

2. Erfolgter Strategiewechsel

Der Landwirtschaftsbetrieb überträgt Arbeiten an Dritte oder arbeitet mit anderen Betriebsleitenden zusammen, um Maschinen- und Gebäudekosten zu reduzieren. Hinweise bezüglich dieser Strategie erteilt der Aufwand für Drittleistungen (Konto 4640 – 4643).

Um entsprechend den Betrieb erfolgreich in die Zukunft zu führen, dabei den tatsächlichen Nutzen vergangener Investitionen zu hinterfragen sowie deren nachhaltigen Bedarf zu kennen, lohnt sich eine regelmässige Analyse des Anlagevermögens. Dessen Ausrichtung auf die langfristige Betriebsstrategie soll dabei im Vordergrund stehen.

Berechnung

Vergleichen Sie die Konten 1400 bis 1999 der vorhandenen Buchhaltungsabschlüsse und den entsprechenden Kontoauszügen.

  • Wie haben sich die Werte innerhalb des Anlagevermögens entwickelt?
  • Ist das Anlagevermögen sachgerecht bewertet, respektive bei Erneuerungen oder Investitionen neu bewertet worden?
  • Welche Neu- und Ersatzinvestitionen erfolgten in den vergangenen Jahren?
  • Erfüllen die jeweiligen Investitionen ihren wirtschaftlichen Zweck oder blockieren Kapital ohne Nutzen?
  • Welche Desinvestitionen erfolgten in den vergangenen Jahren?
  • Wie haben sich die Abschreibungen entwickelt?
  • Bei welchen Positionen werden in naher Zukunft Ersatzinvestitionen nötig? Steht für diese genügend Liquidität zur Verfügung?
  • Welche künftigen Investitionen werden im Zusammenhang mit der strategischen Betriebsausrichtung nötig?

Richtwert

Veränderungen des Anlagevermögens sind nach eigenen Vorstellungen der Betriebsleitenden sowie deren Betriebsstrategie zu beurteilen. Nötige Ersatzinvestitionen sind jedoch fortlaufend vorzunehmen, da andernfalls ein Aufschub der Investitionen erfolgt und die Betriebsstruktur veraltet. Eine geringere betriebliche Wettbewerbsfähigkeit könnte die Folge sein.

Mögliche Einflussfaktoren, die Veränderungen im Anlagevermögen eines Landwirtschaftsbetriebes beeinflussen können:

1. Welche Investitionen / Desinvestitionen nahm Fritz Muster im Jahr 2021 vor?

Er kaufte drei neue Maschinen für insgesamt 49’000 CHF. Desinvestitionen nahm er keine vor.

2. Wie veränderten sich aufgrund dessen die mobilen Sachanlagen von Fritz Muster im Jahr 2021?

Die Wertverminderung der mobilen Sachanlagen von 51’780 CHF ist auf die Abschreibungen zurückzuführen. Werden die zuvor genannten Investitionen dem Buchwert zu Beginn des Geschäftsjahres addiert und die Abschreibungen abgezogen, so resultiert ein neuer Buchwert der mobilen Sachanlagen per 31.12.2021 von 93’645 CHF.

3. Wie veränderte sich das gesamte Anlagevermögen von Fritz Muster im Jahr 2021?

Das gesamte Anlagevermögen von Fritz Muster betrug Ende 2020 1.021 Mio. CHF. Aufgrund der zuvor beschriebenen Veränderungen der mobilen Sachanlagen sowie Abschreibungen bei den immobilen Sachanlagen, reduzierte sich das Anlagevermögen im Jahr 2021 auf 0.986 Mio. CHF.

Veränderung des Anlagevermögens von Fritz Muster 2021

Bemerkungen

  • Weitere Informationen zum Investitionsverhalten eines Landwirtschaftsbetriebes finden Sie in dessen Mittelflussrechnung (vgl. Investitionsbereich).
  • Bei einzelnen Positionen kann eine Über- oder Unterbewertung, beispielsweise aufgrund von zu tiefen oder zu hohen Abschreibungen, vorliegen. Dies zieht finanzielle Auswirkungen mit sich, die zu Fehlinterpretationen führen und entsprechend vor der Analyse zu korrigieren / bei der Analyse zu berücksichtigen sind.
  • Mittels Leasing beschaffte Investitionsgüter befinden sich nicht im Eigentum der Betriebsleitenden und sind daher nicht Teil des Anlagevermögens.

(letzte Aktualisierung 11.08.2023)

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