Besteht bei den Mechanisierungskosten des Betriebes Spielraum?
Sobald ein Landwirtschaftsbetrieb Zugkräfte oder Maschinen kauft, diese mietet oder Arbeiten durch Dritte ausführen lässt, entstehen für diesen Mechanisierungskosten. Diese sind in der Erfolgsrechnung ersichtlich und beinhalten folgende Positionen:
1. Fixe Kosten
(unabhängig von der Produktionsmenge)
- Abschreibungen
- Versicherungen
- Steuern und Abgaben
- Leasing
2. Variable Kosten
(abhängig von der Produktionsmenge)
- Treib- / Schmierstoffe
- Unterhalt / Reparaturen
- Arbeiten durch Dritte und Maschinenmiete
- Anteil Privat
Der Maschinenpark ist durch Landwirtinnen und Landwirte auf den Betrieb, dessen Strategie und die Rahmenbedingungen abzustimmen. Ein Optimum zwischen dem betrieblichen Nutzen, dem dabei investierten Kapital sowie der damit verbundenen Arbeitserleichterung ist durch die Betriebsleitenden anzustreben. Auf deren Kosten gilt es jedoch ein besonderes Augenmerk zu legen, denn eine Übermechanisierung schlägt sich negativ auf den Betriebserfolg nieder. Häufig verursachen die Mechanisierungskosten einen hohen Anteil des gesamtbetrieblichen Aufwandes. Aufgrund des branchenweit herrschenden Kostendrucks gewinnt daher deren Analyse weiter an Bedeutung. Denn wer seine Kosten unter Kontrolle und auf die Betriebsstrategie abgestimmt hat, kann einen höheren Anteil des Betriebsertrages zurückhalten und wirtschaftet langfristig erfolgreicher.
In diesem Zusammenhang sind ebenfalls Neuanschaffungen von Zugkräften oder Maschinen vorrangig durch Betriebsleitende gut zu überdenken. Können beispielsweise die mit der Investition generierten Mehrerträge, die damit verbundenen Kosten nicht decken, sind Alternativen zu prüfen:
- Inwieweit kann der Betrieb die Maschine auslasten?
- Wäre womöglich eine Maschinenmiete oder eine Auslagerung der Arbeiten an Dritte wirtschaftlicher?
- Bestehen Möglichkeiten für eine überbetriebliche Maschinennutzung in der Region, um deren Auslastung zu erhöhen, respektive die Kosten auf mehrere Betriebe zu verteilen?
Nachfolgend wird die Analyse der Kostenpositionen des Maschinenparks gesamthaft beschrieben. Eine weitere Möglichkeit stellt die Berechnung der Einzelkosten je Zugkraft und Maschine, wie beispielsweise mit dem Online-Tool TractoScope von Agroscope, dar.
Berechnung
Berechnen Sie basierend auf folgenden Konti der Erfolgsrechnung die Mechanisierungskosten des Landwirtschaftsbetriebes:

Kontenrahmen KMU-Landwirtschaft
- Wie hoch liegen die Mechanisierungskosten gesamthaft?
- Wie hoch liegen die Mechanisierungskosten je ha landwirtschaftliche Nutzfläche (LN)?
- Welchen Anteil der gesamtbetrieblichen Kosten nehmen die Mechanisierungskosten ein?
- Wie haben sich die Mechanisierungskosten in den vergangenen Jahren verändert? Sind diese beispielsweise angestiegen ohne einen merklichen Nutzen?
- Sind die Fahrzeuge und Maschinen zweckdienlich versichert? Wäre beispielsweise anstelle einer Vollkaskoversicherung eine kostengünstigere Teilkaskoversicherung ausreichend?
- Wie ist der Zustand des Maschinenparks? Wurden Ersatzinvestitionen stets getätigt oder ist dieser veraltet?
- Welche Kosten verursachen Arbeiten, die durch Dritte geleistet werden? Bestehen in der Region weitere kostengünstigere Anbieterinnen und Anbieter?
Richtwert
Die Mechanisierung ist auf die Betriebsstrategie der Betriebsleitenden abzustimmen. Mögliche Faktoren, die diesbezüglich beeinflussen können, sind:
- Bestehende Betriebsstruktur und -strategie
- Betriebsstandort / Produktionsbedingungen
- Bewirtschaftungsintensität
- Eigenmechanisierungsgrad
- Zustand der Maschinen
- Jährliche Abschreibungen
Richtwerte für den Kostenvergleich von Maschinen finden Sie im jährlich veröffentlichten Kostenkatalog von Agroscope. Zudem können diese ebenfalls horizontal verglichen werden. Inwieweit unterscheiden sich die Mechanisierungskosten von anderen Betrieben?
Die Mechanisierungskosten betrugen im Jahr 2021 auf dem Betrieb Muster gesamthaft 149’049 CHF, respektive 3’180 CHF je ha landwirtschaftliche Nutzfläche (LN). Rund einen Drittel dieser Kosten sind auf die Abschreibungen zurückzuführen, weitere 48’000 CHF auf den Maschinenunterhalt und deren Reparaturen. Einzig 2 % der Kosten sind Steuern und Abgaben. Über ein Leasing verfügt der Betrieb Muster nicht.
Der betriebliche Aufwand im Jahr 2021 betrug auf dem Betrieb Muster rund 640’000 CHF. Werden diesem die zuvor berechneten Mechanisierungskosten gegenübergestellt, so entspricht deren Anteil ungefähr 23 %.

Detaillierte Mechanisierungskostenberechnung Fritz Muster 2021
Bemerkungen
- Bei einzelnen Positionen kann eine Über- oder Unterbewertung, beispielsweise aufgrund von zu tiefen oder zu hohen Abschreibungen, vorliegen. Dies zieht finanzielle Auswirkungen mit sich, die zu Fehlinterpretationen führen und entsprechend vor der Analyse zu korrigieren / bei der Analyse zu berücksichtigen sind.
- Weitere Analyse des Anlagevermögens vgl.: Wie hat sich das Anlagevermögen des Betriebes in den vergangenen Jahren verändert?
(letzte Aktualisierung 11.08.2023)