Die Erfahrungsberichte schildern Fälle aus der Sicht einer Landwirtin oder eines Landwirts. In der Tabelle kommentiert ein/e Fachexpert/in den Fallverlauf.
Ausgangslage
Der Betrieb befindet sich in der Hügelzone und hält etwa 40 Milchkühe der Rasse Holstein. Die Herde ist grundsätzlich sehr entspannt und bewegt sich auch bei Weidegang ruhig rein und raus. Nach Umstellung von Anbindehaltung auf eine Laufstallhaltung, zeigten die Tiere zu Beginn Unruhe, welche bei solchen Umzügen normal ist, die Tiere eine gewisse Eingewöhnungszeit brauchen. Doch auch nach fast einem Jahr im neuen Stall konnte der Betriebsleiter weiterhin unterschiedliche Probleme wahrnehmen:
- starke, allgemeine Unruhe (vor allem am Morgen);
- geringes oder stark verkürztes Abliegen der Tiere;
- starkes Koten im Melkstand beim Morgengemelk.
Beteiligte Akteure, Herangehensweise und umgesetzte Massnahmen
Akteur | Herangehensweise/Ursachenfindung und getroffene Massnahmen | Bewertung von Fachspezialist/innen¹ |
---|---|---|
Melktechniker |
Aufgrund des Neubaus, der neuen Routinen und dem Koten beim Melkvorgang, vermutete der Betriebsleiter, dass das Problem mit diesem zusammenhängen könnte und liess den Melktechniker die Anlage nochmals überprüfen.
Dieser konnte keine Ursache im Melkstand für das auftretende Verhalten feststellen. |
|
|
||
Elektriker |
Der Betriebsleiter suchte nach weiteren Erklärungen, die mit dem Melkstand und dem Neubau in Verbindung stehen könnten und stiess dabei auf die Möglichkeit von Streuströmen.
Der Hofelektriker prüfte den gesamten Neubau auf Streuströme. |
Bei einem Verdacht auf Streustrome sollte immer eine ausgewiesene Fachperson hinzugezogen werden. Messungen und daraus resultierende Anpassungen erfordern eine Kontrollberechtigung oder Fachkundigkeit gemäss Niederspannungs-Installationsverordnung. (AGRIDEA) |
Es konnten keine Streuströme nachgewiesen werden. |
|
|
Betriebsleiter |
Durch die Anpassung der Umlaufzeiten des Mistschieberoboters und anderen technischen Geräten, die für Unruhe in der Nacht gesorgt haben, verbesserte sich die allgemeine Unruhe der Herde und die gewohnte Ruhe trat wieder ein. Die Tiere zeigten schliesslich auch im Melkstand keine Auffälligkeiten mehr. |
|
¹Kürzel in Klammern hinter den Aussagen stehen für den jeweiligen Fachexperten der Plattform Streuströme.
Zwei Jahre nach den Anpassungen kam es zu einem Blitzschlag. Aufgrund dessen musste das Melkzeug ausgewechselt werden. Dies führte nochmals zu einer starken Verbesserung der Zellzahlen. In dieser Zeit wurden Kühe mit chronisch erhöhten Zellzahlen ausgemerzt.
Take Home Messages des Landwirts
Es ist ratsam, den Stall auch ausserhalb der Arbeitszeiten zu betreten und zu schauen, ob es zu dieser Zeit Abweichungen oder Auffälligkeiten gibt, die Probleme verursachen könnten.