Fach­­informa­­tionen

Was sind Streuströme?

Der elektrische Strom fliesst im Normalfall in einem Stromkreis von der Quelle zur Last und wieder zurück zur Quelle. Solche beabsichtigten Ströme werden als Betriebsströme bezeichnet. Beim Betrieb elektrischer Anlagen ist es möglich, dass Teile des Betriebsstroms unbeabsichtigt einen Weg über leitfähige Gebäude- oder Anlagenteile oder über das Erdreich finden; solche unbeabsichtigten Ströme werden «vagabundierende Ströme» oder auch «Streuströme» genannt.

Streuströme können als Gleichstrom, Wechselstrom oder als Kombination auftreten. Sie können zu Korrosion führen. Grosse Streuströme können beim Fliessen über leitfähige Strukturen Potenzialdifferenzen verursachen. Differenzspannungen können von Lebewesen abgegriffen werden.

Streuströme kommen häufig bei mangelhaften Erdungskonzepten oder bei einer ungünstigen Installation vor. So sind die Potenzialausgleichsleiter (Schutzleiter) davon betroffen, wenn sie an mehreren Stellen mit Anlageteilen verbunden sind. Daher sind TN-C-S-Netzstrukturen besonders anfällig dafür.

In allen Fällen gilt: Ströme, die in Leitern fliessen, stellen an sich kein Problem dar. Sie erzeugen jedoch Spannungsabfälle (Potenzialdifferenzen), die möglicherweise von Lebewesen abgegriffen werden können. Tiere spüren solche Differenzspannungen bereits ab > 1 Volt.

Weitere Informationen finden Sie ebenfalls im Dokument des Eidgenössischen Starkstrominspektorats (ESTI), in diesem Artikel der Grünen oder hier.

Ursachen

Alle Wasserzufuhrleitungen aus einem anderen Gebäude müssen durch ein Stück nichtleitendes Rohr unterbrochen werden. Ansonsten können sich darüber Streuströme ausbreiten. Zugleich muss bei Unterbruch der Wasserzufuhrleitungen beidseitig auf eine ausreichende Erdung geachtet werden.

In den meisten Elektronetzen kehrt der erzeugte oder verteilte Strom via den Boden zum Herkunftsort zurück. Gemäss dem Gesetz des geringsten Widerstandes nimmt der Strom dabei den kürzest möglichen Weg. Dabei kann es vorkommen, dass der Strom auch über unerwünschte Stellen fliesst und dabei Streustrom verursacht.

Fehlerstrom durch schlechte elektrische Einrichtungen, ineffiziente Erdung, undichte Abzweigdosen, Verkabelungsfehler, mangelhafte Isolation oder defekte Elektroapparate kann sich via Wasserrohre und Metallteile weiterverbreiten und als Streustrom Probleme verursachen.

Fehlerstrom eines Elektroverteilers kann sich durch mangelhafte Isolatoren auf dem öffentlichen Netz, durch einen Transformator in der Nachbarschaft oder durch Erdung via einer Wasserleitung verbreiten und als Streustrom auftreten.

Falls sich der Stromgenerator und die Erdung im Inneren des Stalles befinden, kann es vorkommen, dass der Stromrückfluss durch den Stallboden erfolgt. Dies führt zu problematischen Streuströmen.

Metallische Leiter wie Röhren, Drähte, Gitter, Metallstecken usw. erfahren eine Induktion durch die Hochspannungsleitung in der Nähe, selbst wenn sie geerdet sind. Dadurch entsteht eine elektrische Spannung und Streuströme können auftreten.

Innerhalb eines Umkreises von üblicherweise 30−50 m um eine Eisenbahnlinie können Stromrückflüsse erfolgen, wodurch Streuströme auftreten können.

Streuströme mit Blick auf Bau- und Elektroinstallation

ErdungssystemTNC | TNC-S | TNS | TT Zentraler Erdungs-punkt (ZEP) Potenzialausgleich Erdverbindung TNC | Schema 3 Verbindungen> Erdungsgitter> Standflächen Verbindungen> berührbare,leitfähige Teile ERDUNG Bau undElektro-installation StandortHauptverteiler Frequenzumrichter undgeregelte Antriebe Geräte mit Fehlerstrom Defekte Leitungen

Fachberichte

Der elektrische Strom fliesst nur in einem geschlossenen Stromkreis. Ein solcher besteht aus einer Stromquelle (wie zum Beispiel einer Batterie) und einem Verbraucher (wie beispielsweise einer Glühlampe), die durch elektrische Leitungen miteinander verbunden sind. Der Strom fliesst vom Pluspol der Batterie zur Glühlampe und zurück zum Minuspol.

Genau gleich viel Strom, wie vom Pluspol wegfliesst, fliesst zum Minuspol zurück. Damit Strom fliesst, ist eine Spannung nötig.

Den elektrischen Stromkreis kann man mit einer Zentralheizung vergleichen. Das warme Wasser fliesst vom Heizkessel über das Heizungssystem und zurück zum Heizkessel. Damit das Wasser zirkuliert, wird eine Umwälzpumpe benötigt.

Weisen zwei Punkte ein unterschiedliches elektrisches Potenzial auf, ist eine Differenzspannung messbar. Werden diese zwei Punkte mit unterschiedlichem elektrischem Potenzial über einen Leiter verbunden, fliesst ein Ausgleichsstrom. Ein Beispiel: Im Melkstand kann zwischen dem Brustrohr und dem Wellenrohr des Melkstandgerüstes ein unterschiedliches elektrisches Potenzial bestehen. Sobald eine Kuh die beiden Teile gleichzeitig berührt, wirkt sie als Leiter. Je nachdem, wie gross der Widerstand des elektrischen Leiters (die Kuh) in der jeweiligen Situation ist, ergibt sich ein mehr oder weniger spürbarer Streustrom. Eine Kuh weist einen Widerstand von rund 500 Ohm auf. Beträgt nun die gemessene Differenzspannung 1 Volt, so fliesst ein Ausgleichsstrom von 2 mA über den Körper. Menschen spüren bei einem Strom dieser Stärke ein leichtes Kribbeln. Kühe hingegen reagieren wesentlich empfindlicher, da diese eine grössere Abnahmespannung haben. So weisen Kühe eine grössere Distanz zwischen den Abnehmern (Vorder- und Hinterbeine, Kopf und Hinterbeine, etc.) auf.

Streustrom verbreitet sich in allen leitenden Teilen und Metallelementen eines Gebäudes. Folgend sind besonders heikle Stellen aufgelistet:

  • Böden oder Mauern aus Stahlbeton;
  • Dachstuhl und andere Metallstrukturen;
  • Rohre:
    • Fressgitter
    • Liegeplätze
    • Metallstrukturen des Melkstandes
    • Schranken aus Metall
  • Wasserleitungen aus Metall;
  • Leitungen aus Inox;
  • Erdungen, die defekt sein können;
  • Schutzleiter von elektrisch betriebenen Einrichtungen (Heizaggregat, Güllemixer, Entmistungsschieber, Hallenlaufkran, Pumpen);
  • Abruffütterung;
  • Melkstand (Milchmessung, Pulsator, Melkzeugabnahme, automatische Türen, Identifikationseinrichtung usw.);
  • Blitzableiter;
  • alle geschlossenen metallischen Schaltkreise;
  • der Boden des Melkstandes, des Stalles und im Freien;
    • So müssen beispielsweise Vibrationsdämpfer ebenfalls geerdet werden (Beispiel automatisches Melksystem, dieses sollte auf separaten, respektive inneren Betonsockel mit Styroporauskleidung ausgestellt werden)
  • Impulssteuerung für Elektrozäune.

Verschiedene Konstellationen, wo Differenzspannungen auftreten können:

  • stark belastete Netze im PEN -Leiter;
  • Fehler und Ableitströme im Gebäude;
  • bessere Erdung des landwirtschaftlichen Gebäudes als der Transformatorenstation des EW;
  • nicht symmetrisch belastete Netz Asymmetrie am PEN Leiter;
  • nicht zweckmässige Installationen des Schutzpotenzialausgleiches;
  • Geräte wie Frequenzumformer Photovoltaik oder Melkanlagen, die eine unzweckmässigen Schutzpotenzialausgleich haben; durch Ableitströme;
  • elektrische und magnetische Felder von Hochspannungsleitungen, die je nach Spannung die Induktionsspannungen zur Folge haben können (16 kV bis 380 kV – näher 30-80 m).

Eine funktionsfähige Erdungsanlage – ob im Bestands- oder im Neubau – ist Grundvoraussetzung für den Schutz von Menschen und Tieren vor gefährlichen hohen Spannungen sowie für den sicheren Betrieb von elektrischen Systemen in Gebäuden.
Der Fundamenterder wird als geschlossener Ring in die Fundamente der Aussenwände des Gebäudes eingebaut.
Bei grösseren Gebäuden sind zudem Querverbindungen einzulegen, um eine maximale Maschenweite von 20 x 20 m einzuhalten.
Damit die Berührungsspannungen möglichst klein gehalten werden können und der Erdübergangswiderstand möglichst klein ist, ist eine Maschenweite von 15×15 m einzuhalten. (Eidg. Starkstrominspektorat ESTI)

Laut Weisung des Eidgenössischen Starkstrominspektorats (ESTI) finden sich in der Niederspannungs-Installationsnorm (NIN 7.05.4.1.5) die Massnahmen, welche getroffen werden müssen, um Streustrom zu vermeiden. Gemäss NIN 7.05.4.1.5 gilt: An Orten, die für Nutztiere vorgesehen sind, muss ein zusätzlicher Schutz-Potenzialausgleich alle Körper und fremden leitfähigen Teile, die von den Nutztieren berührt werden können, miteinander verbinden. Beispiele sind u. a. Bewehrungsnetze im Allgemeinen oder die Bewehrung von Jauchegruben unterhalb von Spaltenböden, welche in den zusätzlichen Schutz-Potenzialausgleich mit einbezogen werden müssen.

Potentialausgleichskasten.

Einbau von Trennfunkenstrecken

Die Wechselrichter (WR) der Solaranlagen verursachen Ableitströme, die in den Stall und Melkbereich verschleppt werden können. Grössere PV-Anlagen erzeugen Streuströme von einigen 100 mA. Damit die Ableitströme nicht als Streuströme an sensiblen Orten fliessen können, besteht die Möglichkeit, in den Schutzleiter der Wechselrichterzuleitung eine zertifizierte und vom Eidg. Starkstrominspektorat (ESTI) zugelassene Trennfunkenstrecke einzubauen. Diese unterbricht im fehlerfreien Zustand den Schutzleiter, damit keine Streuströme fliessen können. Sobald ein Fehler auftritt, wird die Trennfunkenstrecke leitend und der Personenschutz ist gewährleistet. Bei den WR ist eine Potenzialausgleich-Schiene anzubringen. Hier wird der Schutz-Potenzialausgleich der WR angeschlossen. Die Potenzialausgleich-Schiene wird ausserhalb des sensiblen Bereichs mit dem Fundamenterder verbunden; der Querschnitt beträgt je nach Grösse der Anlage 16–50 mm2. Die Angaben des ESTI sind zu beachten.
Werden in die Ableiter der Blitzschutzanlage Trennfunkenstrecken eingebaut, ist vorgängig mit der zuständigen Gebäudeversicherung Kontakt aufzunehmen. Trennfunkenstrecken werden auch in Kommunikationsleitungen eingebaut, wie z. B. Swisscom- und TV-Zuleitungen.

Einbau von Isolierstücken (z.B. bei Wasserleitungen)

Metalle leiten den elektrischen Strom sehr gut. Über Rohrleitungen aus Metall – wie etwa Wasser-, Vakuum- oder Milchleitungen – können Streuströme verschleppt werden. Je nach Montageart können leitende Verbindungen zur Eisenarmierung in Betonwänden, Decken, Böden, usw. entstehen. Magnetventile, die in Metall-Leitungen eingebaut sind, und Boiler mit Kalt- und Warmwasser-Leitungen aus Metall sind mit dem Schutzleiter zu verbinden. Dadurch können Schlaufenbildungen entstehen, was zur Verschleppung von Streuströmen führen kann. Mit von aussen eingeführten Metall-Leitungen für Wasser, Fernheizungen, usw. können Streuströme eingeschleppt werden. Mit dem Einbau von Isolierstücken in die Metall-Leitungen kann der Fluss der Streuströme unterbrochen werden.

Separate Unterverteilung für den Milchraum

In den Bereichen Milchraum, Melkstand und Melkroboter wird viel Metall verwendet. Metalle leiten den elektrischen Strom sehr gut, deshalb können im Melkbereich die Streuströme verschleppt werden. Oft werden die Elektroverteilungen für die ganze Scheune in der Nähe des Milchraumes platziert. Dabei besteht die Gefahr, dass im Melkbereich viele Streuströme vorhanden sind. Mit einer separaten Unterverteilung, an die nur Elektrogeräte und Elektroinstallationen angeschlossen werden, die zum Milchraum und Melkstand oder zum Melkroboter gehören, können die Streuströme in diesem Bereich stark reduziert werden.
Zudem ist es sehr wichtig, dass keine leitenden Rohr- und Metall-Verbindungen ausserhalb dieses Bereiches eingeführt werden. Um dies zu verhindern, sind Isolierstücke einzubauen. Der Schutz-Potenzialausgleich ist sternförmig auszuführen.

Die Problematik des Streustroms sollte in die Planung eines neuen Stalles miteinbezogen werden. Dabei sind vor allem folgende Punkte zu beachten:

  • Es muss ein Erdungskonzept erstellt werden (Ableitung auf ZEP).
  • Um das Risiko von Streustrom zu verringern, muss der Potentialausgleich gewährleistet sein.
  • Überspannungsableiter/Blitzableiter
  • Isolierhülsen an Wasserleitungen reduzieren deren Leitfähigkeit.
  • Verhinderung von Stromschleifen im Melkstand.
  • Elektroinstallationen sollten nur von Spezialisten gemacht werden.

Stallplan begutachten lassen

Von Fachleuten korrekt installierte Anlangen verursachen keine Streuströme.

Legende:

1.  Solarpanels, Solargenerator
2.  Generator-Anschlusskasten, Array-Anschlusskasten
3.  PA zum Solargenerator
4.  Fangeinrichtungen LPS
11.  Verbraucher: übrige NS-Installationen im Gebäude
12.  Anschlusskasten
13.  Wechselrichter
14.  Haupterdungsschiene
15.  Fundamenterder/ev, Ring- oder Tiefenerder
T1.  SPD Typ 1
T2.  SPD Typ 2
T1 + T2.- SPD Typ 1+2- alternative können Kombiableiter bei zulässigen Leitungslängen eingesetzt werden.

Anordnung SPD

1.                      AC         erforderlich *
2.                     AC         erforderlich **
3.                     DC         erforderlich **
4.                     DC         erforderlich *

* Idealerweise bei Zonenübergang gut zugänglich angeordnet.
**Anstelle je eines Typ 2 Ableiters an den Stelle 2 und 3 können bei zulässigen Leitungslangen alternativ je ein Kombiableiter SPD Typ 1+2 an den Stelle[1] und [4] eingesetzt werden.

Punkte die im Zusammenhang mit Photovoltaikanlagen bei der Planung, Ausführung und Abnahme beachtet werden müssen finden sie in der folgenden Checkliste.

Voltmeter mit Messadapter

Voltmeter mit Messadapter

Spezialisten benutzen die folgenden Geräte zum Messen der elektrischen Spannung im Stall:

  • Zangenamperemeter zum Messen von elektrischen Strömen;
  • Voltmeter zur Messung der Spannung;
  • Tellurometer um die Leitfähigkeit des Bodens zu bestimmen;
  • Teslameter (Gaussmeter, Magnetometer) zur Messung von elektromagnetischen Feldern;
  • Niederohmiges Messgerät zur Messung der elektrischen Berührungsspannung (der Innenwiderstand sollte einen Wert von 500–1000 Ohm aufweisen).

Für die Durchführung von genauen Messungen sollte ein/e Spezialist/in kontaktiert werden.

Streuströme mit Blick auf Symptome am Tier

Schwierigkeitenbeim Melken VerändertesLiegeverhalten ErhöhteZellzahl/Mastitis Verändertes Fress-,Wiederkau- oderTrinkverhalten Fruchtbarkeits-probleme Tier Richtzahlen: Ab wannsollte einHerdenproblem wieStreuströme mit inBetracht gezogenwerden? VerändertesManagement Azyklische Leistung Verringerte Leistung Gesundheit Verhalten Andere Ursachen- ungewohnte Umgebung- Berührung- Lärm und Lichtveränderung- Verhalten des Melkpersonals- Einstellungen der Melkmaschine

Fachberichte

Melkzeug abschlagen – welche Rolle können Streuströme spielen?

Häufig wird im Zusammenhang mit Streuströmen über das Abschlagen von Melkzeugen berichtet. Dies kann entstehen, wenn das Euter einer Kuh, die als Leiter fungiert, mit metallischen Materialien wie dem Roboter-Melkarm oder dem Zitzenbecher in Berührung kommt. Auch die Melkstandeinrichtung selbst kann ein unterschiedliches elektrisches Potential aufweisen (siehe Abschnitt «Wie entstehen Streuströme»). In vielen Fällen treten in Verbindung mit Streuströmen beim Melken grosse Unruhe bei den Tieren, Trippeln, vermehrtes Abkoten im Melkstand, schlechte Milchabgabe und zögerliches Betreten des Melkstandes auf. Studien zeigten jedoch, dass die Melkmaschine selbst aufgrund der hohen Widerstandswerte ein sehr unwahrscheinlicher Weg für einen problematischen Stromfluss darstellt.

Weitere Gründe für das Abschlagen von Melkzeugen – welche Ursachen kann es noch geben?

Wie bereits vorangehend beschrieben, kann die Unruhe bei den Tieren und das Abschlagen der Melkzeuge vielmehr durch andere Faktoren ausgelöst werden. Hierzu zählen beispielsweise eine ungewohnte Umgebung, Berührung, Lärm und Lichtveränderung während des Melkens, das Verhalten des Melkpersonals und die Einstellungen der Melkmaschine. Die Melkroutine und der Umgang mit den Tieren beim Melken wirken sich erheblich auf das Abschlagen der Melkzeuge aus (Kuhsignale). Ebenso sollte im Hinblick auf das Abschlagen der Melkzeuge die Funktionstüchtigkeit, die Positionierung und die Vakuumeinstellung des Melkzeuges regelmässig geprüft werden (Kontakt zu Bamos finden Sie hier). Das Vakuum sollte im kurzen Milchschlauch, bei vollem Milchfluss, Werte zwischen 35–40 k Pa erreichen, um euterschonend und gleichzeitig zügig zu melken.

Mastitis – welche Rolle können Streuströme spielen?

Sehr viele Funktionen im Körper laufen bei biochemischen Reaktionen im Körper über nicht-kovalente Bindungen ab. Das heisst, es kommt nicht zu chemischen Verbindungen im eigentlichen Sinn, sondern zu Anlagerungen von Molekülen auf Grund der positiven und negativen Ladungen, welche an bestimmten Orten des Moleküls nach aussen zeigen. Dabei spielt die Form der Moleküle eine wichtige Rolle (sterische oder dreidimensionale Konformation). Solche nicht-kovalente Bindungen bestehen zum Beispiel zwischen Antigen und Antikörper, also zwischen einem Erreger und einem Abwehrkörper, oder bei der Bindung von Sauerstoff im Blut an den roten Blutfarbstoff, das Hämoglobin. Wenn nun elektrische Felder, Streuströme, durch den Körper fliessen, können sie die nicht-kovalenten Bindungen, welche auf elektromagnetischen Kräften basieren, wie Streuströme, Abwehrfunktion stören und vermehrt zu Mastitiden führen.

Weitere Gründe für Mastitis – welche Ursachen kann es noch geben?

Dennoch sind Streuströme als primäre Ursache für Mastitiden eher selten. Es gilt immer vorab abzuklären, ob andere Ursachen in Frage kommen, wie:

  • Reinigung des Euters;
  • technische Mängel (effektive Pulsierung, genügende Stimulation, Vakuumstabilität);
  • leistungsgerechte Fütterung;
  • Umwelt (Stress, Stallhygiene)
  • Verletzungen (vermeiden, behandeln)
  • Melkvorgang (Ablauf)
  • Melkreihenfolge (gesund, krank, behandelt)
  • Zitzengewebestatus
  • Erregernachweis etc.

Fruchtbarkeitsprobleme – welche Rolle können Streuströme spielen?

Wie auch im Abschnitt Mastitis bereits erwähnt, können Streuströme die Immunabwehr so verändern, dass es vermehrt zu Infektionen kommen kann. Dieser Mechanismus kann auch auf Gebärmutterentzündungen zutreffen. Hier ist allerdings anzumerken, dass es keinerlei Studien gibt, welche einen tatsächlichen und direkt kausalen Zusammenhang zwischen Gebärmutterinfektionen und Streustromexposition herstellen konnten. Streuströme als direkte Ursache von Fruchtbarkeitsproblemen sind extrem selten.

Weitere Gründe für Fruchtbarkeitsprobleme – welche Ursachen kann es noch geben?

Bei Fruchtbarkeitsproblemen muss zuerst genau analysiert werden, in welchem Bereich das Problem anzusiedeln ist. Werden die Kühe nicht brünstig oder werden sie zwar regelmässig brünstig aber nicht trächtig? Kommt es zu vermehrtem Verwerfen oder Totgeburten?

Kennt man den Problembereich, gibt es verschiedene Ursachen und Risikofaktoren abzuklären. Die wichtigsten sind:

  • Hygiene bei der Abkalbung;
  • vermehrtes Vorkommen von Milchfieber;
  • Energieversorgung in der Startphase;
  • Lahmheitsprobleme;
  • Haltungsprobleme bei schwachen Brunstäusserungen;
  • Brunstbeobachtung inkl. Funktion von Hilfsmitteln u.v.m.

Sind Kühe regelmässig Streuströmen im Bereich der Tränken oder der Futterkrippe ausgesetzt, kann es zu einer verminderten Futter- und/oder Wasseraufnahme kommen. Diese kann zu einem Energiemangel und somit zu Fruchtbarkeitsproblemen führen.

Veränderung der Wasseraufnahme – welche Rolle können Streuströme spielen?

Beim Auftreten von Streuströmen an der Tränke wird von verringerter Wasseraufnahme berichtet. Dies wiederum kann in reduzierten Leistungen resultieren. Hierbei ist es möglich, dass der Streustrom über die Wasserzuleitung in den Stall und so an die Tränke gelangt. Die Tiere meiden die betroffenen Tränken und frequentieren, falls vorhanden, nicht betroffene Tränken stärker, weil der Strom wegen des geringeren Widerstandes in der Kuh durch diese fliesst. Durch die geringere Wasseraufnahme zeigen betroffene Tiere eine festere Kotkonsistenz und zumeist gleichzeitig eine geringere Futteraufnahme.

Weitere Gründe für eine veränderte Wasseraufnahme – welche Ursachen kann es noch geben?

Verschiedenste Faktoren können Einfluss auf die Wasseraufnahme nehmen und in einer verringerten Wasseraufnahme resultieren. So kann sich eine schlechte Wasserqualität, Tränke- bzw. Rohrleitungshygiene genau so wie eine geringe Durchflussmenge oder zu geringe Anzahl an Tränken negativ auf die Wasseraufnahme auswirken.
Die Anzahl und Positionierung der Tränken ist von grosser Bedeutung. So sollten Tränken in ausreichender Menge vorhanden und im Hinblick auf die Rangordnung innerhalb der Herde nicht in Sackgassen verbaut werden.
Streuströme sind bei einer verringerten Wasseraufnahme im Vergleich zu den anderen, beschriebenen, Ursachen selten. Aus diesem Grund sollten die aufgelisteten Ursachen vorrangig durch Messungen, Hygienemassnahmen und Wasseranalysen betrachtet und ausgeschlossen werden.

Veränderung Futteraufnahme – welche Rolle können Streuströme spielen?

Treten Streuströme am Fressgitter oder im Bereich der Fütterungseinrichtung auf, so wird von einer verringerten Futteraufnahme im Stall und einer erhöhten Futteraufnahme auf der Weide berichtet. Der Grund hierfür ist, dass die Tiere das Fressgitter bzw. die Fütterungseinrichtung meiden und so nicht ans Futter gelangen. Treten Streuströme nur in einem bestimmten Abschnitt des Fressgitters/der Fresseinrichtung auf, so kann es trotz Futtervorlage zur Fressverweigerung in diesen Abschnitten kommen (z. B. die ersten 10 Fressplätze linke Seite). Zudem werden Streuströme an der Fresseinrichtung oftmals mit unruhigen Tieren in Verbindung gebracht.

Weitere Gründe für eine veränderte Futteraufnahme – welche Ursachen kann es noch geben?

Streuströme stellen im Vergleich zu anderen Ursachen nur selten den Grund für eine verringerte Futteraufnahme dar. Vielmehr können folgende Ursachen eine verringerte Futteraufnahme begründen und sollten daher vorrangig betrachtet werden:

  • Trockensubstanzgehalt der Ration (zu feucht/trocken → Ausnahme Dürrfutterration);
  • hoher Rohaschegehalt oder anderweitige Verschmutzung der Ration;
  • unausgewogener Mineralstoffgehalt;
  • fehlende Schmackhaftigkeit des Futters;
  • Nacherwärmung der Ration;
  • schlechte Durchmischung der Ration;
  • Veränderung in der Zusammensetzung der Ration;
  • zu geringe Frequenz beim Hinschieben des Futters;
  • geringe Frequenz beim Vorlegen von frischem Futter;
  • zu geringe Wasseraufnahme (siehe Veränderte Wasseraufnahme);
  • Unterbrechung der Fressakte durch den Kotschieber;
  • zu wenig Fressplätze;
  • zu energiereiche Ration → Stoffwechselprobleme und somit verringerte Futteraufnahme als Schutzreaktion;
  • Störfaktoren am Fressgitter (z. B. Schrilles Klappern);
  • Fressgitter ungeeignet montiert (z. B. zu hoch, Druckpunkte);
  • Fressgitter nicht für behornte Tiere geeignet;
  • Verletzungen der Tiere (auch vergangene, z. B. Hängen geblieben);
  • schlechte Fluchtmöglichkeiten für rangniedere Tiere.

Verringerung der Milchleistung – welche Rolle können Streuströme spielen?

Beim Auftreten von Streuströmen wird häufig von einer verringerten Herdenmilchleistung berichtet. Die verringerte Herdenmilchleistung stellt hierbei ein Sekundärsymptom dar. Je nachdem, wo Streuströme auftreten, kann die reduzierte Leistung verschiedene Gründe haben.

So kann durch das Auftreten der Streuströme am Fressgitter und an den Tränken die Futter- und Wasseraufnahme reduziert sein, was wiederum zu einer verringerten Leistung führt.
Treten Streuströmen in Liegeboxen auf, wird das Wiederkauverhalten beeinträchtigt. So meiden die Tiere zumeist betroffene Liegeboxen und zeigen eine verringerte Wiederkauaktivität, wodurch zugleich der mechanische Aufschluss des Futters verringert ist. Bei betroffenen Liegeboxen konnte beobachtet werden, dass die Tiere vermehrt im Stehen wiederkauen.

Treten Streuströme am Melkstand auf, so sind die Tiere häufig vor und während des Melkens sehr unruhig und meiden den Melkstand. Durch den aufkommenden Stress kann das Euter nicht ausgemolken werden und die Tiere halten Milch zurück. Gleichzeitig kann es vermehrt zum Abschlagen der Melkzeuge kommen, wodurch ein Ausmelken nur schwer möglich ist.

Weitere Gründe für eine verringerte Milchleistung – welche Ursachen kann es noch geben?

Die Abnahme der Milchleistung wird von verschiedensten Faktoren beeinflusst und ist ein guter Indikator dafür, dass eine Veränderung in der Umwelt der Tiere eintrat. Abrupte Änderungen der Milchleistung der gesamten Herde sind häufig auf Veränderungen der Fütterung (Futter und Wasser), Infektionsgeschehen und Veränderungen der Herde, Umwelt und Technik zurückzuführen. Als primäre Ursache sind Streuströme hierbei im Vergleich zu anderen Ursachen selten. Daher gilt es, immer unmittelbar abzuklären, ob andere Ursachen in Frage kommen könnten. Folgende Punkte sollten bei einer verringerten Milchleistung vorrangig betrachtet werden (wichtig: immer schauen, ob die veränderte Milchleistung und einer der nachfolgenden Punkte in denselben oder einen leicht versetzten Zeitrahmen passen):

Fütterung

  • Ist die Ration feucht genug? (ausgenommen Dürrfutterrationen)
  • Deckt die Ration den Bedarf der Tiere in allen Bereichen?
  • Ist die Ration wiederkäuergerecht zusammengestellt?
  • Fressen die Tiere ausreichend oder gibt es mehr Futterreste?
  • Hat das Tränkwasser Trinkwasserqualität?
  • Steht Wasser in ausreichender Menge zur Verfügung?
  • Entspricht die Mineral- und Spurenelementversorgung dem Leistungsstand der Kühe?

Siehe auch Fachbericht „Veränderte Futteraufnahme“, „Veränderte Wasseraufnahme“.

Infektionsgeschehen

  • Besteht ein Parasitenbefall in der Herde?
  • Besteht eine virale Infektion in der Herde?
  • Besteht eine bakterielle Infektion in der Herde?
  • Treten vermehrt Klauenprobleme auf?

Umwelt

  • Wird eine ausreichende Tier-, Fütterungs-, Melk- und Stallhygiene umgesetzt?
  • Gab es stärkere Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsveränderungen im Stall?
  • Wurde der Stall umgebaut, wodurch die Tiere gestresst wurden oder eine Umgewöhnung erforderlich war?
  • Wurde eine grössere Anzahl Tiere in die Herde integriert oder getrennt?
  • Besaugen sich die Tiere gegenseitig?

Technik – Infrastruktur

  • Besteht ein ausreichendes Vakuum an der Melkanlage?
  • Ist eine effektive Pulsation an der Melkanlage gegeben?
  • Wird die Melkanlage regelmässig gewartet?
  • Ist das Futter gut durchmischt bzw. sind die Messer des Futtermischwagens scharf?
  • Ist das Fressgitter den Bedürfnissen der Tiere angepasst?
  • Sind die Stalleinrichtungen (Boxen, Bügel etc.) der Grösse der Tiere angepasst?

Neben diesen Punkten sollten sämtliche Veränderungen in und um den Stall seit Auftreten der verringerten Milchleistung genauer analysiert werden.

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