Die Erfahrungsberichte schildern Fälle aus der Sicht einer Landwirtin oder eines Landwirts. In der Tabelle kommentiert ein/e Fachexpert/in den Fallverlauf.
Ausgangslage
Der Betrieb in der Talzone mit 15 Original Braunvieh in Anbindehaltung führt die Milchproduktion im Nebenerwerb. Der Stall ist bereits etwas älter und wurde auch nicht mehr umgebaut. Zur Wasserversorgung der Tiere wird kein Wasser aus dem öffentlichen Netz genutzt, sondern aus der eigenen Quelle.
Dem Betriebsleiter fielen schleichend immer mehr folgende Symptome bei seinen Tieren auf:
- mattes, struppiges Fell;
- schlechtes Erscheinungsbild.
Beteiligte Akteure, Herangehensweise und umgesetzte Massnahmen
Akteure | Herangehensweise / Ursachenfindung und getroffene Massnahmen | Bewertung von Fachspezialist/innen¹ |
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Betriebsleiter + Bestandstierarzt/ärztin | Aufgrund des Erscheinungsbilds der Tiere vermutete der Landwirt einen Wurmbefall und/oder Kokzidien. | |
Eine Untersuchung durch den Bestandstierarzt konn-te diese Vermutung nicht bestätigen und keinen Befall mit Parasiten feststellen. | ||
Bestandstierarzt/ärztin | Im Anschluss an die Kotanalyse, welche einen Wurmbefall ausschliessen konnte, wurde eine breite Blutanalyse durchgeführt, um unter anderem den Stand der Mineralstoffversorgung zu ermitteln. | |
Die Ergebnisse der Blutanalyse zeigten eine leichte Unterversorgung an Mineralstoffen, obwohl die Menge an zugesetzten Mineralfuttermitteln ausrei-chend hoch war. | ||
Hauselektriker | Da die Mineralstoffversorgung grundsätzlich gesichert war und keine anderen Ursachen zu finden waren, kam dem Betriebsleiter die Idee, dass Streuströme seine Tiere beeinflussen könnten, und liess seinen Elektriker an verschiedenen Stellen im Stall Messungen durchführen. | Bei einem Verdacht auf Streustrome sollte immer eine ausgewiesene Fachperson hinzugezogen werden. Messungen und daraus resultierende Anpassungen erfordern eine Kontrollberechtigung oder Fachkundigkeit gemäss Niederspannungs-Installationsverordnung. (AGRIDEA) |
Der Elektriker konnte vermeintliche Streuströme am zentralen Erdungspunkt feststellen. Daraufhin wurden verschiedene Überlegungen hinsichtlich möglicher Anpassungen bei der Elektroinstallation gemacht. | ||
Futtermittelberater | Bevor die Anpassungen an der Elektroinstallation des Betriebs durchgeführt werden konnten, fiel einem Futtermittelberater ein rötlicher Belag in den Tränken auf. Bei näherer Betrachtung der Rohrleitung kamen zudem starke Biofilme zum Vorschein. | (Rote) Ablagerungen in Tränken sollten immer nachgegangen werden. Die vermehrte Aufnahme gewisser Mineralstoffe, kann zu Wechselwirkungen mit anderen Vitaminen oder Mineralstoffen führen und deren Aufnahme hemmen. Zudem können Biofilme hohe Bakterienbelastungen mit sich bringen und die Gesundheit der Tiere gefährden. (AGRIDEA)
Der rötliche Belag kann ein Hinweis auf Cyanobakterien sein. (mhae) |
Die roten Ablagerungen sprachen für eine Manganablagerung, was durch eine Wasseruntersuchung bestätigt werden konnte. Diese haben dafür gesorgt, dass ein Teil der aufgenommenen Mineralstoffe abgebunden und durch die Tiere wieder ausgeschieden wurden, was zu einer Unterversorgung führte. Durch die Installation neuer Rohre, einer vorgeschalteten Demineralisierungs- und Hygienisierungsanlage konnte das Problem schnell gelöst werden. Innerhalb von vier Wochen hatte sich das Erscheinungsbild der Tiere wieder normalisiert. Aufgrund dessen wurden die vermeintlichen Streuströme am zentralen Erdungspunkt nicht weiterverfolgt. |
¹Kürzel in Klammern hinter den Aussagen stehen für den jeweiligen Fachexperten der Plattform Streuströme.
Take Home Messages der externen Beratungsperson
- Bei Um- oder Neubauten sollten immer Fachexperten zu Rate gezogen werden, vor allem, wenn es sich um Elektroinstallationen handelt;
- Es ist ratsam Protokoll über gewisse Arbeiten zu führen, sodass eine Veränderung schnell ausgemacht werden kann. Durch den schnellen Austausch zwischen altem und neuem Betriebsleiter konnte die veränderte Fütterungsregime schnell als Ursache ausgemacht werden. Protokolle können auch bei Todesfall oder ausserfamiliärer Betriebsübergabe dem neuen Betriebsleiter helfen.