Die Erfahrungsberichte schildern Fälle aus der Sicht einer Landwirtin oder eines Landwirts. In der Tabelle kommentiert ein/e Fachexpert/in den Fallverlauf.

Ausgangslage

Der Talbetrieb mit Milchvieh, Acker- und Gemüsebau baute einen neuen Laufstall mit Melkroboter. Die gut 70 RH-/SF-Kühen betraten von Beginn an das automatische Melksystem zögerlich und 4 Liegeboxen wurden gemieden. Im alten Anbindestall lagen die durchschnittlichen Tankzellzahlen zwischen 100‘000/ml und 150‘000/ml. Nach dem Umzug in den neuen Stall stiegen die Zellzahlen langsam an, im Durchschnitt lagen sie zwischen 200’00/ml und 300’00/ml. Viele Milchkühe hatten gesunde Euter, aber einige Tiere wiesen deutlich über 500‘000/ml Zellen auf. Der Betriebsleiter zog Berater aus verschiedenen Fachgebieten hinzu, kurzfristig verbesserte sich die Lage, langfristig blieben die Zellzahlen hoch. Auf Stall und Scheune sind keine Photovoltaikanlagen installiert, der Betriebsleiter befürchtet negative Auswirkungen auf die Kühe.

Beteiligte Akteure, Herangehensweise und umgesetzte Massnahmen

Akteure Herangehensweise / Ursachenfindung und getroffene Massnahmen  Bewertung von Fachspezialist/innen¹
Robert Moser, Elektro AG, Messen SO Das Elektrofachgeschäft konnte am automatischen Melksystem sowie den übrigen Stalleinrichtungen keine Streuströme/keine Berührungsspannungen messen. Dieses Unternehmen beschäftigt keinen Streustrom-Experten mit VSEK-Weiterbildung. (Verband Schweizerischer Elektrokontrollen)
Bieri Blitzschutz GmbH, Höchstetten Dieses auf Erdungen spezialisierte Unternehmen überprüfte die Erdungen im Stall und stellte fest, dass alle Einrichtungen korrekt geerdet sind.
Guru mit Pendel, angeblich sehr gute Referenzen Nach Aussagen des Pendlers steht alles unter Spannung, die Erdung der Wasserleitungen sei dringend notwendig. Siehe Messungen der Firmen Moser und Bieri!
Bestandestierarzt Wiederholte Untersuchungen der Kühe mit hohen Zellzahlen auf St. aureus fielen negativ aus.
Melkberatung plus Hersteller Melkroboter Überprüfung aller wichtigen Melkparameter, z.B. Vakuumhöhe usw.; keine problematischen Werte wurden festgestellt.
Empfehlung Einstreupulver wechseln, aktuell wird in den Liegeboxen Maxidust verwendet.
Fütterungsberatung/Bestandesberatung UFA Ration wird überprüft und angepasst. Der Wasserverbrauch und die Wasserversorgung werden untersucht. Die Kühe können an 4 verschiedenen Trögen (Nievautränken) saufen, eine Hauptleitung versorgt alle Tränken. Das Wasser wird auf verschiedenste Bakterien untersucht, da sich in der Wasserleitung ein Biofilm manifestiert.
Bestandestierarzt Neu kommt Pansenpuffer in der Ration immer zum Einsatz.
Laborergebnis Wasser: Klebsiellen (Klebsiella spp., gramnegative Bakterien).
Danach Einbau einer Dosierpumpe (Dosatron) an der Hauptleitung, die dem Wasser 0.008% Chlor zugibt und eine Desinfektion des Wassers bewirkt.
Behandlung der Milchkühe mit hohen Zellzahlen mittels eines wirksamen Antibiotikums, einzelne Tiere mussten geschlachtet werden, da Behandlungsresistenzen vorlagen.
Klebsiellen können versteckte Euterentzündungen verursachen.

Einzeltiere mit hohen Zellzahlen gezielt auf Resistenzen abklären.
(UFA Bestandesmedizin)

Betriebsleiter Die Zellzahlen sind jetzt in einem guten Bereich, aber ich muss die Eutergesundheit immer gut beobachten.

¹Kürzel in Klammern hinter den Aussagen stehen für den jeweiligen Fachexperten der Plattform Streuströme.

Legende:
Herangehensweise
Massnahme

Leider musste der Betriebsleiter einige chronisch infizierte, nicht behandelbare Kühe mit guten Leistungen ausmerzen.
Die 4 Liegeboxen, die seit Einzug in den Stall nicht genutzt werden, bleiben auch heute noch leer. Warum dies so ist, konnte noch niemand sagen.