Die Erfahrungsberichte schildern Fälle aus der Sicht einer Landwirtin oder eines Landwirts. In der Tabelle kommentiert ein/e Fachexpert/in den Fallverlauf.

Ausgangslage

Der Betrieb hält im Nebenerwerb 10 Fleckviehkühe in Anbindehaltung und liegt in der Bergzone 1. Der Betriebsleiter melkt die Tiere über eine Rohrmelkanlage. Grundsätzlich zeigten die Tiere eine gute durchschnittliche Milchleistung, zeigten im Winter aber folgende Symptomatik:

  • schlagartig abfallende Milchleistung.

Beteiligte Akteure, Herangehensweise und umgesetzte Massnahmen

Akteur Herangehensweise/Ursachenfindung und getroffene Massnahmen  Bewertung von Fachspezialist/innen¹

Betriebsleiter + Futtermittelberater

Als erste Massnahme liess der Betriebsleiter eine Futtermittelanalyse durchführen. Als ersten Schritt der Ursachenforschung eine gezielte Futtermittelanalytik durchzuführen ist immer ratsam. Im Anschluss daran sollte die Ration schrittweise und langsam verändert werden. Zu beachten ist die Anpassungszeit, die es braucht, bis die Pansenmikroben sich an die neuen Futterzusammensetzung angepasst haben. Dies kann unter Umständen bis zu sechs Wochen dauern. (AGRIDEA)
Die Futtermittelanalyse zeigte keine besonderen Abweichungen. Dennoch optimierte der Betriebsleiter gemeinsam mit seinem Futtermittelberater die Ration und setzte anderes Kraftfutter ein.

Auch als das Grundfutter sich änderte (neuer Schnitt), veränderte sich die Milchleistung nicht.

Bestandestierarzt

Bei einem Routinebesuch des Bestandestierarzt zeigten sich zusätzlich zur reduzierten Milchleistung punktuell erhöhte Zellzahlen.

Da jedoch kein Leitkeim oder ein Problem mit der Hygiene festgestellt werden konnte, wurden bis auf kleinere Anpassungen in der Melk- und Trockensteherroutine keine Anpassungen vorgenommen.

Elektriker

Da für den Betriebsleiter keine weiteren Ursachen in Frage kamen und ein Nachbar Schwierigkeiten mit vermeintlichen Streuströmen aufführte, kam auch ihm der Verdacht, dass die reduzierte Milchleistung mit diesen zusammenhängen könnte.

Um dies abzuklären, wurden durch den Hofelektriker Messungen an den zentralen Erdungspunkten durchgeführt. Diese konnte keine Streuströme nachweisen.

Da die Milchleistung im Frühjahr mit dem Beginn des Weidegangs, wieder anstieg, wurde der Verdacht des Betriebsleiters, es könnte sich um Streuströme handeln, verstärkt.

Da sich die Situation über den Sommer mit dem Weidegang normalisierte, setzte der Betriebsleiter keine weiteren Massnahmen um. Bei einem verstärkten Verdacht auf Streuströme, sollten zertifizierte Fachexperten/innen zur Messung hinzugezogen werden, um den Verdacht zu bestätigen oder zu widerlegen. (AGRIDEA)

Betriebsleiter

Mit Ende der Weidesaison, traten die Probleme erneut auf. Kurz vorher besuchte der Betriebsleiter einen Weiterbildungskurs zum Thema Tierwohl, bei welchem über die Wichtigkeit der richtigen Lichtverhältnisse im Stall berichtet wurde.

Der Betriebsleiter führte im Anschluss an die erneut auftretenden Probleme, den Zeitungstest durch und stellte fest, dass es im Stall, trotz eingeschaltetem Licht, deutlich zu dunkel war. Die verkürzte Tageslichtlänge im Winter führte zudem dazu, dass natürliches Licht diesen Mangel nicht ausgleichen konnte. Um Strom einzusparen, reduzierte der Betriebsleiter in den Wintermonaten zudem die Anzahl an Lampen und schaltete das Kunstlicht zudem aus, wenn er nicht im Stall war.

Der Zeitungstest ist ein bekanntes und einfaches Mittel, um im Stall die korrekte Lichtstärke festzustellen. Ist es im Bereich, in dem die Tiere sich aufhalten, nicht möglich eine Zeitung ohne Anstrengung zu lesen, so ist die Lichtstärke auch für die Tiere zu gering und sollte erhöht werden (bei 15 Lux sollte das Ausfüllen eines Berichtes oder das Lesen an einem durchschnittlich hellen Tag auf Tierhöhe möglich sein). Die Mindestanforderungen für die unterschiedlichen Stallbereiche können im Tierschutz-Kontrollhandbuch Rinder des BLV nachgelesen werden. (AGRIDEA)
Als Massnahme installierte der Betriebsleiter neue Lampen mit höherer Luxzahl und erhöhte zudem die Lampenanzahl und die Leuchtdauer, auch, wenn er nicht im Stall war. Durch dieses Lichtprogramm konnte er schnell eine Normalisierung der Milchleistung feststellen.

¹Kürzel in Klammern hinter den Aussagen stehen für den jeweiligen Fachexperten der Plattform Streuströme.

Legende:
Herangehensweise
Massnahme

Zwei Jahre nach den Anpassungen kam es zu einem Blitzschlag. Aufgrund dessen musste das Melkzeug ausgewechselt werden. Dies führte nochmals zu einer starken Verbesserung der Zellzahlen. In dieser Zeit wurden Kühe mit chronisch erhöhten Zellzahlen ausgemerzt.

Take Home Messages des Landwirts

Sofern keine offensichtlichen Mängel im Management, der Haltung oder Tiergesundheit ersichtlich sind, ist eine Futtermittelanalyse als erster Anhaltspunkt sehr sinnvoll; gerade bei alten Stallungen kann es helfen, die aktuell geltenden Richtlinien in Bezug auf das Tierwohl und Haltungsbedingungen zu Hand zu nehmen und schrittweise zu prüfen. Auf diese Weise können mögliche Optimierungspunkte schnell ausgemacht werden.