Die Erfahrungsberichte schildern Fälle aus der Sicht einer Landwirtin oder eines Landwirts. In der Tabelle kommentiert ein/e Fachexpert/in den Fallverlauf.

Ausgangslage

Der Betrieb in der Talzone hält rund 75 Kühe (Braunvieh und Holstein). Die Tiere werden in einem Laufstall mit Weidegang gehalten und 2 x täglich im Melkstand gemolken. Über mehrere Jahre stellte der Betriebsleiter immer wieder und in regelmässigen Abständen folgende Problematiken fest:

  • Leistungseinbrüche;
  • erhöhte Zellzahlen.

Diese Schwierigkeiten konnte sich der Betriebsleiter nur schwer erklären, da das Management nicht geändert wurde und auch keine anderen Veränderungen stattgefunden haben, die er mit diesen Symptomen in Verbindung bringen konnte.

Beteiligte Akteure, Herangehensweise und umgesetzte Massnahmen

Akteur Herangehensweise/Ursachenfindung und getroffene Massnahmen  Bewertung von Fachspezialist/innen¹

Betriebsleiter + verschiedene Beratungspersonen

Im Rahmen der Ursachenforschung schaute der Betriebsleiter gemeinsam mit den entsprechenden Beratungspersonen, verschiedene Punkte auf dem Betrieb an:

  • Fütterungsmanagement
  • Genetik
  • Gesundheitsmanagement
  • Melkhygiene
Eine Gesamtanalyse der betrieblichen Abläufe auf Defizite oder Optimierungsmöglichkeiten sollte strategisch erfolgen. Die einzelnen Bereiche des Betriebsmanagements sollten nacheinander näher betrachtet und ggf. optimiert und angepasst werden. (AGRIDEA)

In keinem dieser Bereiche konnten Defizite ausgemacht werden.

Elektriker

Da der Betriebsleiter von ähnlichen Problemen im Kontext mit Streuströmen, die im Melkstand vermeintlich solche Probleme ausgelöst haben, gehört hatte, führte ein Elektriker Messungen dahingehend durch. Er stellte vermeintliche Streuströme am zentralen Erdungspunkt fest. Bei einem Verdacht auf Streustrome sollte immer eine ausgewiesene Fachperson hinzugezogen werden.  Messungen und daraus resultierende Anpassungen erfordern eine Kontrollberechtigung oder Fachkundigkeit gemäss Niederspannungs-Installationsverordnung. (AGRIDEA)

Der Betriebsleiter sah keine Möglichkeit am Erdungspunkt Anpassungen durchzuführen. Da die Probleme nicht dauerhaft auftraten, beschloss er die Suche nach der Ursache aufzugeben und die Entwicklung weiter zu beobachten sowie dahingehend Protokoll zu führen.

Betriebsleiter

Nach einer gewissen Zeit des Protokollierens fiel dem Betriebsleiter auf, dass die Probleme in der Leistung immer an denselben Wochentagen und vornehmlich im Winter auftraten, an dem kein Weidegang stattfand.

Bei näherer Betrachtung der Tage vor den Leistungseinbrüchen stellte der Betriebsleiter fest, dass immer derselbe Mitarbeitende bzw. eine Aushilfe für die Fütterung zuständig war. Bei einem Gespräch und einer gemeinsamen Fütterung (inkl. Mischung), stellte der Betriebsleiter starke Abweichungen in der Arbeitsweise fest. Die Mischroutine wich von der üblichen ab und das Futter wurde seltener nachgeschoben.

Durch eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für eine feste Mischroutine und Fütterung sowie einer genauen Einweisung jeder futtermischenden Person, konnte das Problem der zyklischen Leistungseinbrüche gelöst werden. Zusätzlich hat der Betriebsleiter in einen Futterschieberoboter investiert, um die möglichen Abweichungen in der Fütterung so gering wie möglich zu halten.

¹Kürzel in Klammern hinter den Aussagen stehen für den jeweiligen Fachexperten der Plattform Streuströme.

Legende:
Herangehensweise
Massnahme

Zwei Jahre nach den Anpassungen kam es zu einem Blitzschlag. Aufgrund dessen musste das Melkzeug ausgewechselt werden. Dies führte nochmals zu einer starken Verbesserung der Zellzahlen. In dieser Zeit wurden Kühe mit chronisch erhöhten Zellzahlen ausgemerzt.

Take Home Messages des Landwirts

Bei wechselnden oder neuen Mitarbeitenden sollten die Arbeitsschritte gut definiert und kommuniziert werden, damit Abweichungen mit derartigen Folgen vermieden werden können. Eine gewisse Einarbeitungszeit gemeinsam mit bereits gut eingearbeiteten, erfahrenen Personen ist empfehlenswert.