Die Erfahrungsberichte schildern Fälle aus der Sicht einer Landwirtin oder eines Landwirts. In der Tabelle kommentiert ein/e Fachexpert/in den Fallverlauf.

Ausgangslage

Der in der Hügelzone liegende Betrieb hält 35 Milchkühen der Rasse Holstein in einem Laufstall. Die Kühe erhalten eine Teil-TMR und haben zusätzlich Weidegang. Die Milchleistung ist grundsätzlich sehr gut, es wird in einem Melkstand gemolken und Qualitätsmilch erzeugt. Der Stall ist schattig gelegen. Rund um die Weihnachtszeit traten plötzlich folgende Symptome auf:

  • abrupt hohe Zellzahlen (> 300000 Zellen).

Andere Symptome, wie Fressunlust, Unruhe oder reduzierte Milchleistung wurden allerdings nicht wahrgenommen. Zuvor wurden im Stall verschiedene Umbaumassenahmen vorgenommen (neue Liegeboxen, Installation neuer Lampen etc.). Aufgrund der plötzlich erhöhten Zellzahlen holte sich der Betriebsleiter Hilfe bei verschiedenen Expert/innen.

Beteiligte Akteure, Herangehensweise und umgesetzte Massnahmen

Akteure Herangehensweise / Ursachenfindung und getroffene Massnahmen  Bewertung von Fachspezialist/innen¹
Tierarzt/ärztin Im Rahmen der Umbaumassnahmen wurden die Hochboxen in Tiefboxen umgebaut. Um Hygienemängeln vorzubeugen wurden die neuen Boxen mit einer Kalkstrohmatratze aufgebaut und regelmässig nachgestreut.

Aufgrund der vorliegenden Problematik wurde die Melkhygiene neu strukturiert und optimiert:

  • Einsatz Zitzendippmittel
  • Zwischenmelkdesinfektion
Keine dieser Massnahmen führte dazu, dass die Zellzahlen wieder in den Normbereich sanken.
Zertifizierte/r Fachexperte/in Aufgrund des abrupten Anstiegs der Zellzahlen und den kurz vorher stattgefundenen Umbauten, kam dem Betriebsleiter der Verdacht, es könnten Streuströme entstanden sein, welche die Kühe beeinflussen, und liess seinen Stall daher von einem zertifizierten Fachexperten dahingehend überprüfen.
Es konnten keine Streuströme festgestellt werden.
Futtermittelberarter/in Der Betriebsleiter liess routinemässig immer wieder Futtermittelanalysen durchführen. Seinem Futtermittelberater fielen bei der Probennahme vereinzelte rote Stellen im Maissilo auf.
Da die Maissilage in diesem Jahr nicht vollständig durch ein anderes Futtermittel ersetzt werden konnte, wurde zusätzliche Maissilage zugekauft, welche der Ration zur Verdünnung der Mykotoxinbelastung untergemischt wurde. Die auftretenden Pilzspots konnten zudem durch ihr unregelmässiges kleinflächiges Auftreten nicht vollständig aussortiert werden. Nachdem das betroffene Silo gefüttert und ein neues begonnen werden konnte, wurden die Zellzahlen zunehmen besser und sanken wieder ab. Wenn immer möglich sollte das betroffene Futtermittel aus der Ration entfernt werden. (AGRIDEA)

¹Kürzel in Klammern hinter den Aussagen stehen für den jeweiligen Fachexperten der Plattform Streuströme.

Légende :
Herangehensweise
Massnahme

Take Home Messages der externen Beratungsperson

  • die Anpassungen im Hygienemanagement, die zu Beginn gemacht wurden (Liegeboxendesinfektion, Melkhygiene), sollten im besten Fall nicht zeitgleich vorgenommen werden, damit der Ursprung der Symptome tatsächlich festgemacht und zukünftig vermieden werden kann;
  • hervorzuheben ist bei diesem Fall, dass der Betriebsleiter direkt einen zertifizierten Fachexperten bei dem Verdacht auf Streuströme hinzugezogen hat und so Streuströme recht schnell ausschliessen konnte.