Die Erfahrungsberichte schildern Fälle aus der Sicht einer Landwirtin oder eines Landwirts. In der Tabelle kommentiert ein/e Fachexpert/in den Fallverlauf.
Ausgangslage
Der Betrieb mit 24 Milchkühen liegt in der Talzone und produzierte zum Zeitpunkt der Problematik Silomilch. Nachdem das Haltungssystem von einem Anbinde- auf einen Laufstall mit Melkstand umgestellt wurde und der Stall als Neubau bezogen werden konnte, traten folgende Symptome auf:
- Kühen gaben Milch nicht ab;
- koteten im Melkstand;
- zeigten hohe Zellzahlen.
Zunächst wurde von einer Anpassungszeit an die neue Haltung ausgegangen, doch das Problem bestand auch nach einem halben Jahr noch fort. Es konnten Streuströme, die durch einen Schalter im Melkstand verursacht wurden, festgestellt werden, welche allerdings behoben werden konnten. Die Symptomatik blieb auch nachdem der Schalter repariert wurde und keine Streuströme mehr gemessen werden konnten bestehen, weshalb nach weiteren Ursachen gesucht wurde.
Beteiligte Akteure, Herangehensweise und umgesetzte Massnahmen
Akteure | Herangehensweise / Ursachenfindung und getroffene Massnahmen | Bewertung von Fachspezialist/innen¹ |
---|---|---|
Nicht zertifizierte/r Fachexperte/in | Im Melkstand konnten Streuströme festgestellt werden, die als Ursache der Probleme vermutet wurden. | Bei einem Verdacht auf Streustrome sollte immer eine ausgewiesene Fachperson hinzugezogen werden. Messungen und daraus resultierende Anpassungen erfordern eine Kontrollberechtigung oder Fachkundigkeit gemäss Niederspannungs-Installationsverordnung. (AGRIDEA) |
Aufgrund dieser Ergebnisse setze der Betriebsleiter in Absprache mit einem Elektriker folgende Massnahme um, welche dafür sorgte, dass keine Streuströme mehr nachweisbar waren:
Verlagerung des Schalters vom Melkstand in den Milchraum |
Massnahmen, die aufgrund eines bloßen Verdachts ergriffen werden, sind nicht effizient. (awe)
Streuspannungen >1 V zwischen Neutralleiter und Schutzleiter und davon entstandene Streuströme ≥30 mA im Schutzleiter Art.13 UVEK 734.272.3 sind nachzuverfolgen. Streuströme entstehen auch durch Asymmetrien in den Gebäuden >3.7 kVA. Durch das konsequente Anwenden der Checkliste Agripedia kann durch einen Streustromfachmann mit Kontrollbewilligung des ESTI eine erste Analyse getroffen werden. |
|
Melktechniker | Neben den festgestellten Streuströmen war es im Melkstand sehr laut, sodass es kaum möglich war, sich zu unterhalten.
Als Ursache wurde ein fehlerhaftes Vakuum in der Leitung festgestellt, wodurch sich die Luft überschlug. |
|
Das Vakuum in der Leitung konnte korrigiert werden, wodurch es im Melkstand wieder ruhiger wurde.
Dennoch blieben die ursprünglichen Problematiken (erhöhte Zellzahlen, Koten im Melkstand, zurückhalten der Milch) bestehen. |
||
Betriebsleiter | Neben den festgestellten Streuströmen war es im Melkstand sehr laut, sodass es kaum möglich war, sich zu unterhalten.
Neben der Lautstärke kam es durch die an der Stallwand montierten Vakuumpumpe im Melkstand zu starken Vibrationen, die sich aufgrund des Holzbaus auf den gesamten Stall übertrugen. |
|
Der Betriebsleiter entfernte, entgegen der Meinung der Melkmaschinen-Vertreter, die Vakuumpumpe von der Wand und stellte sie auf grosse Gummiklötzen auf den Boden, wodurch sie schwingen konnte und die Vibrationen nicht mehr übertragen werden konnten.
Nach einiger Zeit wurden die Tiere ruhiger, koteten nicht mehr in den Melkstand und die hohen Zellzahlen gingen ebenfalls zurück. |
Pumpen und andere mechanisch-technische Einheiten können aufgrund von Unwucht Schwingungen und Lärm verursachen. Eine für den Menschen unangenehme Umgebung ist sicherlich auch für Tiere nicht angenehm. (awe) |
¹Kürzel in Klammern hinter den Aussagen stehen für den jeweiligen Fachexperten der Plattform Streuströme.
Take Home Messages der externen Beratungsperson
- Melkstände sollten grundsätzlich so installiert werden, dass sie keine Unruhe in die Herde bringen oder die Arbeit erschweren;
- Dabei ist es wichtig, individuell auf die vorgegebenen Bedingungen zu achten und nicht auf Standardlösungen zu beharren;
- Das Problem konnte in diesem Fall gut gelöst werden, da der Betriebsleiter seinem Bauchgefühl vertraut und Eigeninitiative gezeigt hat. Durch den Austausch mit Kollegen/innen und den Besuch von Weiterbildungskursen konnte er das Problem lösen. Dabei ist er offen gegenüber unterschiedlichen Störfaktoren geblieben und hat sich nicht auf ein Problem versteift;
- Auch sollten im Optimalfall immer dieselben Bedingungen bei Licht, Geräuschen etc. im Melkstand vorherrschen, um die Tiere nicht unnötig zu beunruhigen.