Die Erfahrungsberichte schildern Fälle aus der Sicht einer Landwirtin oder eines Landwirts. In der Tabelle kommentiert ein/e Fachexpert/in den Fallverlauf.
Ausgangslage
Der Milchviehbetrieb hält 45 Brown Swiss Kühe. Seit ein paar Jahren züchtet er vermehrt auf Milchleistung und setzt auch Bullen ein, die zu grösseren Kälbern und Kühen führen. Die gezielte und umfangreiche Auswertung von MLP-Daten offenbarten folgende Problematiken:
- spezifische Tiere zeigten vermehrt hohe Zellzahlen;
- bei den Milchuntersuchungen wurden vornehmlich unspezifische Keime festgestellt.
Beteiligte Akteure, Herangehensweise und umgesetzte Massnahmen
Akteure | Herangehensweise / Ursachenfindung und getroffene Massnahmen | Bewertung von Fachspezialist/innen¹ |
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Vertriebsmitarbeiter für Futtermittelzusätze und Hauselektriker | Durch einen Vertriebsmitarbeitenden einer Futtermittelfirma, ist der Betriebsleiter auf die Möglichkeit von Streuströmen aufmerksam gemacht worden, welche derartige Symptome verursachen können. Um diesem Verdacht nachzugehen, liess er seinen Hauselektriker Berührungsspannungen im Stallgebäude messen. | |
Der hauseigene Elektriker konnte im Stallgebäude vermeintliche Streuströme messen. | ||
Zertifizierte/r Fachexperte/in | Im Anschluss an die Messungen, welche scheinbar Streuströme nachwiesen, bat der Betriebsleiter einen zertifizierten Fachexperten für Streustrommessungen um Hilfe. | |
Dieser konnte die Streuströme jedoch nicht bestätigen. | ||
Betriebsleiter | Da sich der Verdacht auf Streuströme nicht bestätigte, versuchte der Betriebsleiter die Problematik durch eine Anpassung der Fütterung zu beheben. Dazu setzte er Futtermittelzusätze wie Puffersubstanzen (wie Magnesiumoxid und Natriumbicarbonat), um gegen mögliche Pansenazidosen vorzubeugen. sowie Zusätze zur Stabilisierung der Pansenfunktion ein. | |
Diese Massnahmen führten zu keinen merklichen Besserungen hinsichtlich der Zellzahlen. | ||
Stallbauberatung | Aufgrund der Planung eines neuen Kälberstalls, kam ein Stallberater auf den Betrieb. Diesem fiel beim Betriebsrundgang und der Auftragsklärung im Lauf-stall auf, dass die Liegeboxen für einen Teil der Herde zu kurz waren, wodurch diese Tiere stärker verschmutzte Euter hatten. Was zur Erhöhung der Zellzahl führen kann. | |
Da dies, durch den Betriebsleiter, mehr und mehr als wahrscheinlicher Grund für die erhöhten Zellzah-len angesehen wurde und die Liegeboxen eh er-neuert werden sollten, wurde der Stall umgebaut. Es bestand die Möglichkeit die Liegeboxen zu verlän-gern, sodass die Tiere wieder komplett in der Box liegen konnten und dementsprechend sauberer blieben. Langfristig passte er seine Zuchtstrategie auf eine homogenere Herde an. |
Wenn eine Zuchtstrategie damit einhergeht, dass die Tiere über die Jahre grösser werden, muss eine Anpassung der Haltung beachtet und bedacht werden. Wenn die stallbaulichen Gegebenheiten passen, kann Problemen vorgesorgt werden. (AGRIDEA) |
¹Kürzel in Klammern hinter den Aussagen stehen für den jeweiligen Fachexperten der Plattform Streuströme.
Legende:
Herangehensweise
Massnahme
Take Home Messages
- Messungen zum Nachweis von Streuströmen sollten immer von zertifizierten Fachexperten durchgeführt werden, auch, wenn dies eine gewisse finanzielle Investition mit sich bringt (durch den schnellen und zuverlässigen Ausschluss oder Nachweis von Streuströmen kann viel Zeit bei der Ursachenforschung gespart werden);
- den Blick zu weiten, um Tiersignale, Verschmutzungen oder Veränderungen an der Stallreinrichtung zu beurteilen ist im Alltag sehr schwer. Hier können Berater mithelfen, dies zu analysieren und zu beurteilen.
- es ist ratsam, erst Futtermittelanalysen durchzuführen, bevor Futtermittelzusätze eingesetzt werden, damit auch hier nicht unnötig Geld ausgegeben und die Fütterung allenfalls gezielt angepasst werden kann.