Die Erfahrungsberichte schildern Fälle aus der Sicht einer Landwirtin oder eines Landwirts. In der Tabelle kommentiert ein/e Fachexpert/in den Fallverlauf.

Ausgangslage

Der Betrieb mit einer Herde von ca. 40 Wasserbüffeln liegt in der Talzone, hält seine Tiere in einem Laufstall mit Melkstand und füttert eine TMR. Die Tiere sind grundsätzlich sehr entspannt und zeigen eine gute Milchleistung. Der Betriebsleiter führte in der Vergangenheit vermehrt Umbauten und Anpassungsarbeiten in seinem Stall durch, um eine optimale Haltung gewährleisten zu können. Zudem gibt es ca. 500 m vom Stall entfernt eine Fernleitung. Bis anhin lief sein Betrieb sehr gut, doch plötzlich traten folgende Symptome über die gesamte Herde auf:

  • Abfall der Fruchtbarkeit;
  • (teilweise) Frühaborte.

Zudem konnte der Betriebsleiter eine leicht reduzierte Milchleistung feststellen, welche allerdings noch im Normbereich lag.

Beteiligte Akteure, Herangehensweise und umgesetzte Massnahmen

Akteure Herangehensweise / Ursachenfindung und getroffene Massnahmen  Bewertung von Fachspezialist/innen¹
Tierarzt/ärztin Dem Betriebsleiter fiel auf, dass die Milchleistung während der Umbauarbeiten und Installationen abgesunken war und seitdem tiefer als üblich blieb.

Die Besamung der Kühe findet fast ausschliesslich mittels Natursprung statt. Aus diesem Grund traf der Betriebsleiter, gemeinsam mit seinem Tierarzt, die Entscheidung diesen durch einen Bullen aus der Nachbarschaft auszutauschen.

Um einem solchen Verdacht und entsprechenden Unsicherheiten in Bezug auf Umbauten und Installationen vorzubeugen, sollten solche Arbeiten grundsätzlich von Experten abgenommen werden. (AGRIDEA)
Der Ersatz des Bullen durch einen betriebsfremden Bullen führte zu keiner Besserung hinsichtlich der erfolgreichen Besamungen. Die Genetik von Wasserbüffeln in der Schweiz ist sehr eingeschränkt. Es muss daher sichergestellt werden, dass die Verwandtschaft des neuen Stiers nicht allzu gross ist. (mhae)
Elektriker Aufgrund der dauerhaften Umbauarbeiten am und im Stall, kam beim Betriebsleitenden sehr schnell der Verdacht auf Streuströme auf, da zum Teil auch kleine Arbeiten an der Elektrik vorgenommen wurden. Zur Abklärung suchte er Hilfe bei seinem Elektriker. Bei einem Verdacht auf Streustrome sollte immer eine ausgewiesene Fachperson hinzugezogen werden. Messungen und daraus resultierende Anpassungen erfordern eine Kontrollberechtigung oder Fachkundigkeit gemäss Niederspannungs-Installationsverordnung. In diesem Fall konnte das Problem anderweitig gelöst werden, bevor der Fachexperte hinzugezogen werden musste. (AGRIDEA)
Dieser konnte keine Streuströme nachweisen.
Betriebsleiter Während dieser Anpassungen und der Zeit der Ursachenforschung begann der Betriebsleiter Fut-terzusätze auszuprobieren, in der Hoffnung, dass diese Besserung mit sich bringen. Unter anderem setzte er Puffersubstanzen ein.
Auch dies brachte keine Besserung.
Futtermittelberater/in Um die Fütterung gezielter zu verbessern, holte er sich Unterstützung bei einer Futtermittelberatung. Die Fachperson stellte eine Mykotoxinbelastung der Maissilage fest, welche für die Symptome verantwortlich sein konnten. Um dieser Belastung entgegenzuwirken, wurden Mykotoxinbinder eingesetzt und in der Ration eine höhere Menge an Grassilage eingesetzt.
Der Einsatz der Mykotoxinbinder und die verschneidung mit mehr Grassilage führte zu einer leichten Besserung der Fruchtbarkeit. Es wurde erst deutlich besser, als das betroffene Silo leer und vollständig verfüttert war und andere Futterkomponenten eingesetzt wurden. Mykotoxinbelastetes Futter sollte im Idealfall nicht mehr verfüttert werden, was aufgrund der Kosten und Verfügbarkeit von Alternativen häufig nur schwer oder gar nicht möglich ist. (AGRIDEA)

Mykotoxine lagern sich im Körperfett an, wo Mykotoxinbinder keinen Zugang haben. Dies führt dazu, dass eine Verbesserung der Situation oft länger dauert. (mhae)

¹Kürzel in Klammern hinter den Aussagen stehen für den jeweiligen Fachexperten der Plattform Streuströme.

Légende :
Herangehensweise
Massnahme

Take Home Messages der externen Beratungsperson

  • Das strategische Vorgehen bei der Ursachenforschung ist ein guter Ansatz. Es sollten keine Massnahmen gleichzeitig vorgenommen werden;
  • Bei einem Verdacht auf Streuströme sollte dennoch immer direkt ein zertifizierte/r Fachexperte/in hinzugezogen werden;
  • Futtermittelzusätze auf Verdacht der Ration hinzufügen ist wenig sinnvoll – eine Investition in eine Futtermittelanalyse und -beratung ist meist zielführender.