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Ist der Betrieb rentabel? Vertiefte Analyse

Wie hoch ist die berechnete finanzielle Rentabilität des Gesamtkapitals?

Wieviel Kapital wurde insgesamt durch Betriebsleitende und Fremdkapitalgebende, beispielsweise in Vorräte, Tiere oder Gebäude, zu einem bestimmten Zeitpunkt in einen Landwirtschaftsbetrieb investiert? Eine Antwort auf diese Frage liefert die Passivseite der Bilanz. Werden hierzu Fremd- und Eigenkapital zusammengezählt, so resultiert das im Betrieb investierte Gesamtkapital.

Zusätzlich zur Verzinsung des Eigenkapitals der Betriebsleitenden im Unternehmen, kann ebenfalls die Verzinsung des Gesamtkapitals im Landwirtschaftsbetrieb berechnet werden – hierfür dient die Gesamtkapitalrentabilität. Zu beachten gilt, dass es sich hierbei um eine rein rechnerische Grösse handelt, eine effektive Auszahlung eines Zinses erfolgt nicht.

Um das Ergebnis möglichst gut mit der Gesamtkapitalrentabilität von Referenzbetrieben vergleichen zu können, basiert dessen Berechnung auf dem Reinertrag des Landwirtschaftsbetriebes. Ausgehend vom Unternehmensgewinn der Finanzbuchhaltung erfolgt dessen Erhöhung um 50 % der durch die Familienarbeitskräfte im entsprechenden Jahr bezahlten AHV- / IV- und EO-Beiträge (Harmonisierung im Vergleich zu den Löhnen von Angestellten in anderen Branchen). In einem weiteren Schritt wird der geschätzte Lohnsanspruch der Familienarbeitskräfte abgezogen. Um ausserdem eine Vergleichsgrösse zu erhalten, die unabhängig von der Verschuldung des Betriebes ist, werden abschliessend die bezahlten Schuldzinsen addiert. Aufgrund dessen wird dieser Kennzahl eine höhere Aussagekraft zugesprochen als der Eigenkapitalrentabilität.

Positive Gesamtkapitalrentabilität

Anstrebenswert ist eine positive Gesamtkapitalrentabilität. Diese bedeutet, dass der Betrieb mittels des Unternehmensgewinns sowohl die angenommene Entlohnung der Familienarbeitskräfte als auch eine Verzinsung des Kapitals erwirtschaften konnte. 

Negative Gesamtkapitalrentabilität

Resultiert hingegen eine negative Gesamtkapitalrentabilität, konnten die Betriebsleitenden keinen Zins und damit keine Rendite für das eingesetzte Kapital im entsprechenden Jahr erzielen. Zudem deckte der Unternehmensgewinn den angenommenen Lohnsanspruch und die Entschädigung des Kapitals nicht. In diesem Fall gilt es den Unternehmensgewinn näher zu analysieren: Wurde dieser beispielsweise durch Abschreibungen deutlich beeinflusst oder fällt dieser tatsächlich zu gering aus?

Berechnung

Unternehmensgewinn
+ 50 % AHV- / IV- / EO-Beiträge der Familienarbeitskräfte (Konti 5750 – 5754)
Lohnanspruch Familienarbeitskräfte
+ Schuldzinsen
= Reinertrag
Umlaufvermögen
+ Anlagevermögen
= Aktiven des Betriebes

Richtwert

Konkrete Richtwerte für diese Kennzahl bestehen in der Branche aufgrund der unterschiedlichsten Einflüsse nicht. Vergleichen Sie jedoch die Gesamtkapitalrentabilität mit Referenzwerten (Gesamtkapitalrentabilität %):

Weitere Anhaltspunkte für die Einschätzung des Resultats:

  • Aktueller Zinssatz der Sparkonti von Banken (Alternative Anlage für das im Betrieb investierte Kapital)
  • Inflation

Berechnung des Reinertrages in CHF 2021 des Betriebes Muster:

Lohn- / Zinsanspruch: Annahme basierend auf der landwirtschaftlichen Einkommensstatistik 2021 von Agroscope; Milchkühe 40-70 GVE

Die Gesamtkapitalrentabilität des Betriebes Muster betrug im Jahr 2021 rund 6.5 %. Dies entspricht dem kalkulatorischen Zinssatz, zu welchem das Gesamtkapital im Landwirtschaftsbetrieb verzinst ist.

Bemerkungen

  • Eine Möglichkeit zur Berechnung des Arbeitszeitbedarfs von Arbeits- und Produktionsverfahren, und somit für die jährlich durch Familienmitglieder geleisteten Arbeitsstunden, bietet Agroscope mit LabourScope.
  • Lohnansatz Agroscope 2022 gemäss Kostenkatalog: CHF 29 je Akh

(letzte Aktualisierung 11.08.2023)

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