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Bilanz Einfache Analyse Ist der Betrieb widerstandsfähig?

Welchen Anteil weist das Anlagevermögen am Gesamtvermögen des Betriebes auf?

Die Aktivseite der Bilanz zeigt das Vermögen eines Unternehmens, unterteilt in Umlauf- und Anlagevermögen. Anlagevermögen (Maschinen, Einrichtungen, Gebäude, etc.) verfügt dabei über eine längere Nutzungsdauer und steht auf einem Landwirtschaftsbetrieb in der Regel während einer längeren Zeit im Einsatz. Entsprechend ist das dabei investierte Kapital über eine längere Zeitspanne gebunden und kann nicht unverzüglich in flüssige Mittel umgewandelt werden. Diese Gegebenheit hat Auswirkungen auf die Flexibilität eines Betriebes hinsichtlich kurzfristiger Anpassungsfähigkeit seiner Strukturen.

Je höher der Anteil des Anlagevermögens am Gesamtvermögen (Aktiven der Bilanz) eines Landwirtschaftsbetriebes ist, desto länger benötigt dieser, um auf sich verändernde Rahmenbedingungen und Marktsituationen reagieren zu können. Sinkt beispielsweise die Nachfrage eines Betriebszweiges mit teurer Produktionsinfrastruktur, so brauchen Betriebsleitende Zeit, um das damit gebundene Anlagevermögen zu verkaufen und einen neuen, lukrativeren Betriebszweig aufzubauen. Verfügt ein Hof im Gegenzug über einen geringeren Anteil an Anlagevermögen, so kann dieser seine Produktion rascher neu ausrichten und bleibt damit flexibler und wettbewerbsfähiger.

Zusätzlich sind bei einem hohen Anteil an Anlagevermögen ebenfalls die damit verbundenen, höheren betrieblichen Aufwände (Unterhalt, Versicherungen, Abschreibungen, etc.) einzukalkulieren.

Auskunft über den Anteil des Anlagevermögens an den Aktiven erteilt der Immobilisierungsgrad:

Berechnung

Richtwert

Der Anteil Anlagevermögen an den Aktiven ist nach eigenen Vorstellungen der Betriebsleitenden sowie deren Strategie festzulegen, sollte jedoch bei Eigentumsbetrieben 75 % nicht überschreiten:

Positive Beurteilung: Hohe Flexibilität

Der Anteil des Anlagevermögens an den Aktiven liegt unter 75 %. Entsprechend ist mindestens ein Viertel des betrieblichen Vermögens kurzfristig verfügbar und kann für rasche Anpassungen an veränderte Markt- und Rahmenbedingungen genutzt werden.

Negative Beurteilung: Tiefe Flexibilität

Bei einem Immobilisierungsgrad über 75 % liegt eine tiefe Flexibilität innerhalb des betrieblichen Vermögens vor, da ein hoher Anteil dessen langfristig gebunden ist. Kurzfristige Anpassungen der Betriebsstrukturen auf sich verändernde Bedingungen sind erschwert und können die betriebliche Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen.

Bei Pachtbetrieben sollte der Immobilisierungsgrad unter 50 % liegen.

Folgende Punkte gilt es bei der Interpretation zusätzlich zu beachten:

  • Betriebsausrichtung
  • Investitionsbedarf

Vergleichen Sie zudem das Ergebnis mit der zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten von Agroscope (Immobilisierungsgrad in %):

Die Berechnung des Immobilisierungsgrades für Fritz Muster des Jahres 2021 lautet wie folgt:

Der Anteil Anlagevermögen lag im Jahr 2021 bei 71 % der gesamten Aktiven. Gegenüber dem Vorjahr sank dieser um 2 %. Entsprechend liegt der Betrieb Muster knapp innerhalb des Richtwertes.

Bemerkungen

  • Weitere gebräuchliche Bezeichnung der Kennzahl = Anlagenintensität
  • Agroscope addiert bei der Berechnung der Kennzahl zum Anlagevermögen zusätzlich das Tiervermögen, woher ein etwas höheres Resultat entsteht.

(letzte Aktualisierung 11.08.2023)

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