Sind genügend flüssige Mittel vorhanden, um offene Rechnungen fristgerecht zu bezahlen?

Laufend gehen im Posteingang eines Landwirtschaftsbetriebes Rechnungen ein, beispielsweise im Zusammenhang mit dem Kauf von Produktionsmitteln oder den Lebenshaltungskosten der Betriebsleiterfamilie. Um diesen Zahlungsverpflichtungen fristgerecht nachkommen zu können, benötigt ein Unternehmen stets genügend flüssige Mittel, beispielsweise in Form von Bargeld oder Bankguthaben.

Beitragsautor Von nwalther
Beitragsdatum 6. Juli 2023

Können kurzfristige Verbindlichkeiten nicht innerhalb der gewährten Zahlungsfrist beglichen werden, folgen Mahnungen, die Belastung von Gebühren sowie Verzugszinsen und in einem nächsten Schritt die Einleitung der Betreibung durch die Gläubigerinnen und Gläubiger. Entsprechend von grosser Bedeutung ist ein funktionierendes Liquiditätsmanagement für einen Landwirtschaftsbetrieb.

Eine Möglichkeit zur Überprüfung der Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens per Stichtag stellt der Liquiditätsgrad 2 dar. Er beantwortet die Frage, welcher Anteil des kurzfristigen Fremdkapitals durch die flüssigen Mittel sowie kurzfristige Forderungen gedeckt ist.

_Berechnung

_Richtwert

Liegt der Wert über 100 %, ist die Zahlungsfähigkeit des Betriebes per Stichtag gegeben.
Liegt der Wert unter 100 %, bestehen die Gefahr von Zahlungsausständen und daher Handlungsbedarf.
Bei deutlicher Überschreitung der Richtwerte liegen unbenutzte Liquiditätsbestände vor, die für Investitionen verwendet werden können.

Je nach Betriebstyp ist der Bedarf an flüssigen Mitteln unterschiedlich. So ist bei Betrieben mit langer Dauer zwischen dem Einsatz der Produktionsmittel und dem Eingang des Erlöses aus dem Produktverkauf (Bsp. Mast- und Obstbetriebe) der optimalen Verwaltung der kurzfristig verfügbaren Mittel mehr Beachtung zu schenken als bei Betrieben mit regelmässigem Erlös (Bsp. Milchbetriebe).

Bei vielseitigen Betrieben liegt die Kennzahl durchschnittlich zwischen 200 und 400 %.

Vergleichen Sie zudem das Ergebnis mit der zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten von Agroscope (Liquiditätsgrad 2 in %):

_{Fritz Muster}

Fritz Muster überschreitet den Richtwert deutlich und könnte eine rentablere Anlage der zurzeit nicht benötigten Mittel prüfen.

_Bemerkungen

= Momentaufnahme: Die Berechnung dieser Kennzahl erfolgt per Bilanzstichtag (Bsp. per 31.12. des entsprechenden Jahres) und gibt daher keine Auskunft über die Zahlungsfähigkeit des Betriebes während des Buchhaltungsjahres oder in Zukunft.
Absolute Werte und die Betriebsausrichtung sind bei der Interpretation ebenfalls zu berücksichtigen.
Zeitraumbezogene Liquidität vgl. Cashflow

(letzte Aktualisierung 11.08.2023)

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