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Erfolgsrechnung Ist der Betrieb zahlungsfähig? Vertiefte Analyse

Sind die jährlichen Leasingkosten für den Betrieb tragbar?

Anstelle Konsum- und Investitionsgüter zu kaufen oder zu mieten, besteht die Möglichkeit, für diese ein Leasing abzuschliessen. Diese besondere Finanzierungsart berechtigt den Leasingnehmenden, den vertraglich vereinbarten Gegenstand auf bestimmte Zeit zu nutzen. Im Gegenzug hat dieser ein Entgelt (Leasingrate) zu leisten. In der Landwirtschaft können damit beispielsweise ein Traktor, eine Maschine oder ein Auto beschafft werden.

Im Gegenzug zur Finanzierung eines Traktors mit Eigenmitteln oder einem Kredit, erwirbt beim Leasing nicht die Landwirtin oder der Landwirt das Objekt, sondern die Leasinggesellschaft. Diese Firma schliesst mit dem Händler einen Kaufvertrag ab und bezahlt diesem anschliessend den Kaufpreis des Traktors. Die Leasinggesellschaft bleibt folglich während der gesamten Vertragsdauer Eigentümerin dessen. Diese überlässt dem Landwirten oder der Landwirtin den Traktor einzig zur Nutzung. Entsprechend erscheint dieser Vermögensgegenstand auch nicht in der Bilanz des Betriebes.

Rechtliche Grundlage zwischen Leasinggeber und -nehmer bildet ein Leasingvertrag, worin die Vertragsdauer, die zu bezahlenden Raten und eventuell zu leistende Anzahlungen sowie weitere Punkte geregelt werden. Nach Vertragsunterzeichnung sowie einer möglichen Bonitätsprüfung erfolgt die Lieferung des Traktors durch den Händler an den Leasingnehmenden. Ebenfalls im Leasingvertrag festgehalten ist das Vorgehen bei Vertragsablauf. Entweder wird das Objekt durch den Landwirten oder die Landwirtin an die Eigentümerin zurückgegeben oder durch den Betrieb zu einem Restwert erworben.

Leasingvorteile
  • Keine Bereitstellung der Investitionssumme in Form von liquiden Mitteln oder Fremdkapital.
  • Rascher Ersatz des Leasingobjekts möglich, woher stets auf die neusten Modelle gewechselt werden kann.
  • Leasingraten stellen einen in der Steuererklärung abziehbaren Aufwand dar.
Leasingnachteile
  • Eigentum geht nicht auf die Betriebsleitenden über.
  • Vorzeitige Vertragskündigung oftmals erschwert.
  • Konsequente Bereitstellung flüssiger Mittel zur Bezahlung der Leasingraten.
  • Keine Abschreibungen auf dem Objekt möglich, woher keine Bildung von Rücklagen für Ersatzinvestitionen.
  • Hohe Versicherungsprämien, da Leasinggesellschaft teils eine Vollkaskoversicherung voraussetzt.
  • In der Regel sind Unterhalts- und Reparaturkosten durch die Leasingnehmenden selbst zu tragen.
  • Bearbeitungsgebühren

Auf den ersten Blick scheint eine Finanzierung von mobilen Sachanlagen mittels Leasing interessant. Diese kann bei einer hohen Auslastung, rasch alternden oder nur für eine kurze Zeit benötigten Objekten sinnvoll sein.

Eine Finanzierung von Ersatzinvestitionen mittels Leasing ist hingegen nicht empfehlenswert. Hierfür sollte auf die jährlich durch Abschreibungen geschaffenen Mittel zurückgegriffen werden. Denn wenn sich ein Landwirtschaftsbetrieb einzig aufgrund fehlender Liquidität für ein Leasing entscheidet, so gilt Vorsicht walten zu lassen. Zwar sind zum Übernahmezeitpunkt keine hohen Investitionssummen durch die Betriebsleitenden zu leisten, jedoch fallen im Zusammenhang mit dem Leasing regelmässige Raten an. Die Aufbringung dieser flüssigen Mittel ist durch den Betrieb in seiner Liquiditätsplanung zu berücksichtigen. Denn gerät dieser in Zahlungsverzug, kann die Leasinggesellschaft den Vertrag kündigen und die ausstehenden Zahlungen einfordern. Folglich kann auch mit dieser Finanzierungsart eine Überschuldung des Betriebes ausgelöst werden.

Entsprechend gilt es bei einer Finanzierung mittels Leasing ebenfalls die Tragbarkeit der damit verbundenen Kosten für einen Landwirtschaftsbetrieb zu prüfen und zu überwachen.

Berechnung

Vergleichen Sie die folgenden Konti der vorhandenen Buchhaltungsabschlüsse:

  • 6260 bis 6263
  • 6296
  • 6105
  • 6115
  • 6125
  • 6135
  • 6145
  • Wie hoch sind die durch den Betrieb jährlich bezahlten Aufwände im Zusammenhang mit Leasing?
  • Welchen Anteil der gesamtbetrieblichen Kosten nimmt das Leasing ein?
  • Welche Objekte wurden mittels Leasing finanziert? Ersatzinvestitionen?
  • Decken die mit dem Leasingobjekt generierten Erträge dessen Kosten?
  • Wie haben sich die Leasingkosten des Betriebes in den vergangenen Jahren verändert?
  • Inwieweit unterscheiden sich die Leasingkosten von den aktuellen Zinssätzen auf dem Kapitalmarkt? Wäre eine Finanzierung mittels eines Kredits womöglich preisgünstiger?

Richtwert

In welcher Höhe der Abschluss von Leasingverträgen für den Betrieb sinnvoll ist, ist anhand der zuvor erwähnten Vor- und Nachteilen abzuwägen. Die damit verbundenen Kosten dürfen jedoch dessen Liquidität und damit die Existenzfähigkeit nicht bedrohen.

Bemerkungen

Erfolgt der Abschluss eines Leasings zu einem Zweck, der nicht der beruflichen oder gewerblichen Tätigkeit zugerechnet werden kann, unterliegt dieser dem Bundesgesetz über den Konsumkredit.

(letzte Aktualisierung 11.08.2023)

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