In Workshops in den regionalen Naturpärken Gantrisch und Schaffhausen sowie im Landschaftspark Binntal und in der Romandie, mit Vertreterinnen und Vertretern der Pärke, der Landwirtschaft und der landwirtschaftlichen Beratung, wurden ausgehend von den Herausforderungen des jeweiligen Parks Ideen für eine bessere Integration der Landwirtschaft in diesem Park entwickelt. Die Ideen sind parkspezifisch und dazu gedacht, vom jeweiligen Park bewertet und weiter entwickelt zu werden. Im Folgenden werden einzelne dieser Ideen aber auch als Anregung für andere Pärke vorgestellt.

Nähe schaffen und Bedürfnisse kennen

Herausforderung: Die relevanten Bedürfnisse unterschiedlicher Partnerinnen und Partner sind nicht bekannt.
Frage: Wie gelingt es uns, einen passenden Rahmen für den Austausch zu schaffen, um relevante Bedürfnisse möglicher Partnerinnen und Partner zu identifizieren?
Ideen: Eine gute Kommunikation via Partnerinnen und Partner bzw. Institutionen aufbauen, eine Umfrage bei bestehenden Partnerinnen und Partnern lancieren und jährliche/regelmässige Treffen organisieren. All dies schafft die Grundlage, um die Bedürfnisse von unterschiedlichen Partnerinnen und Partnern zu identifizieren. Zudem könnte der Mehrwert des Parks fokussiert relevanten thematischen Zielgruppen kommuniziert werden.

Herausforderung: Der Naturpark ist noch jung, die landwirtschaftliche Bevölkerung identifiziert sich noch wenig mit diesem.
Frage: Wie kommen wir von einem Gefühl, dass der Naturpark Einschränkungen bringt, hin zu einem Erkennen von dessen Potentials?
Ideen: Die Identifikation mit dem Park geht nicht über die Produkte, sondern über die Menschen:

  • mit Testimonials arbeiten (z.B. «Ich bin Ackerbauer mit 35 ha. Ich profitiere vom Park, weil…»)
  • es braucht weiterhin Aufklärung über den Park
  • der Informationsfluss über die Verbände sollte aktiv verstärkt werden
  • bestehende Beispiele und Vorbilder könnten genutzt und Möglichkeiten aufgezeigt werden

Regionale Wertschöpfungsketten fördern

Herausforderung: Die Transparenz in der Wertschöpfungskette für zertifizierte Parkprodukte fehlt.
Frage: Wie gelingt es, mehr Transparenz in der Wertschöpfungskette zu schaffen, damit es für alle gewinnbringend ist?
Ideen: Indem ein Dialog mit Partnerinnen und Partnern (Produzierende mit zertifizierten Produkten) geführt wird und eine Analyse der Partnerinnen und Partner bezüglich Wertschöpfungskette gemacht wird. Der Ursprung des Produkts soll sichtbar gemacht werden. Weiter könnte ein Naturpark-Rappen eingeführt werden und das Potenzial der Zahlungsbereitschaft der Kunden nach oben berücksichtigt werden.

Herausforderung: Die Landwirtschaft erkennt den indirekten Nutzen des Tourismus für das Image der Landwirtschaft nicht und nutzt das Potenzial nicht.
Frage: Wie kann der Landwirtschaft der direkte und indirekte Nutzen vom Tourismus aufgezeigt werden?
Ideen: Der Nutzen wird insbesondere dann sichtbar, wenn der Tourismus auch Absatzmöglichkeiten für die Landwirtschaft bringt, z.B. durch die Direktabnahme von Produkten durch die Gastronomie. Der Tourismus kann zudem als Begegnungsplattform zwischen Landwirten/innen und Touristen/innen genutzt werden, z.B. um die Leistungen und Angebote der Landwirtschaft aufzuzeigen. Zugleich kann der Landwirtschaft aufgezeigt werden, dass der Tourismus dazu beiträgt, vorhandene Strukturen (z.B. der Nahversorgung) zu erhalten. Ausserdem könnten touristische Angebote durch die Landwirtschaft (Übernachtung auf dem Betrieb, Standplätze für Wohnmobile) gefördert werden und die Landwirtschaft beim Marketing besser eingebunden werden.

Vermarktung Produkte & Dienstleistungen der Landwirtschaft

Herausforderung: Die Produkte für eine breite Produktpalette fehlen. Es ist schwierig, die Landwirtschaft für Innovationen zu motivieren, wenn der finanzielle Leidensdruck (aufgrund der Direktzahlungen) fehlt.
Frage: Wie können neben finanziellen Anreizen zusätzliche Anreize geschaffen werden, damit eine breitere Produktpalette möglich ist?
Ideen: Durch die Förderung von Verkaufspunkten, Netzwerken und Wertschöpfungsketten, die zyklische Prämierung des originellsten Produktes und die Sensibilisierung potenzieller Abnehmer/innen der Produkte.

Herausforderung: Es gibt zu viele Akteure/innen und Player, die Abstimmung ist schwierig, eine neutrale Koordinationsstelle fehlt. Es ist schwierig (in einem solchen Umfeld) effiziente Vermarktungsstrukturen für Parkprodukte aufzubauen.
Frage: Wie gelingt es, die Koordination und Abstimmung zwischen den Akteuren zu verbessern?
Ideen: Das Beispiel „natürli“ zum Vorbild nehmen und den Prozess analysieren und davon lernen; das Thema weiterverfolgen und es an Fachanlässen präsentieren. Politische Unterstützung und gute Vorbilder können dabei ebenfalls helfen, allenfalls auch externe Experten und Expertinnen.

Herausforderung: Die Rollen und Aufgaben der Landwirtschaft sind vielfältig und haben sich auch gewandelt. Ökologische Tätigkeiten werden häufig v.a. wegen der Direktzahlungen gemacht und sind nicht Teil der Identität.
Frage: Wie können wir die Landwirtinnen und Landwirte dabei unterstützen, ihre unterschiedlichen Rollen besser zu verstehen und wertzuschätzen?
Ideen: Anlässe (Führungen) zusammen mit Landwirten/innen durchführen, einen Ehrungsanlass oder eine Imagekampagne für die Landwirtschaft durchführen, ein weiteres Verständnis des Begriffs Produkt etablieren – z.B. können auch Landschaftspflege, Biodiversität, usw. als Produkte gesehen werden – sowie das Thema stärker in die Ausbildung integrieren.

Landwirtschaftliche Förderinstrumente nutzen

Kommunikation nach innen und aussen noch verstärken

Herausforderung: Es gibt keine systematische Kommunikation zwischen landwirtschaftlichen Institutionen und dem Park. Ein gemeinsames Gefäss für den Wissensaustausch fehlt.
Frage: Wie gelingt es uns, einen passenden Rahmen zu schaffen, um den Wissensaustausch zwischen Park und Landwirtschaft zu erweitern?
Ideen: Jährliche Treffen mit relevanten Partnerinnen und Partnern (themenorientiert ausgewählt) durchführen. Unterschiedliche Parkthemen bei Anlässen kombinieren und Partnerschaften mit anderen Akteuren/innen und Institutionen eingehen. Klar die Aufgaben und «Standbeine» des Parks und die damit verbundenen Möglichkeiten kommunizieren, damit auch andere Organisationen wissen, wofür der Park steht. Ein Stakeholder-Mapping kann dabei helfen, relevante Akteure/innen und Institutionen aus der Landwirtschaft sowie die jeweils relevanten Themen zu identifizieren.

Herausforderung: Die unterschiedlichen thematischen Zuständigkeiten machen es für die Landwirtschaft schwer, die richtigen Ansprechpersonen zu identifizieren. Die Kompetenzen des Parks sind nicht klar und daher schwer zu kommunizieren.
Frage: Wie gelingt es, das interne Wissensmanagement besser zu koordinieren – als Basis für eine klare Kommunikation?
Ideen: Im Park-Team übernimmt jemand die Hauptverantwortung für das Thema Landwirtschaft und koordiniert es intern. Jeder Bereich formuliert sein Angebot an die Landwirtschaft: kurz, knackig und mit Beispielen. Die institutionellen Kontakte werden den verschiedenen landwirtschaftlichen Akteuren/innen zugeordnet. Zudem kann der Austausch aller Akteuren/innen zum Thema Landwirtschaft institutionalisiert (z.B. mit den wichtigsten Neuigkeiten) und ein regelmässiger Austausch zwischen Projektleitenden etabliert werden.

Herausforderung: Es ist schwierig, Betriebe ohne Direktvermarktung abzuholen und anzusprechen, der Nutzen des Parks ist für sie wenig offensichtlich. Auch die Absatzmöglichkeiten des Parks sind für sie nicht interessant.
Frage: Wie gelingt es, Leistungen der Landwirtschaft zu identifizieren und zu kommunizieren, welche jenseits vom einzelnen Produkt sind?
Ideen: Die Leistungen der Landwirtschaft aus verschiedenen Bereichen gemeinsam kommunizieren. In der Werbung mit Filmen und Bildern arbeiten. Die Möglichkeiten und vorhandenen Ressourcen aufzeigen.

Herausforderung: Der Aufbau einer gemeinsamen regionalen Identifikation wird durch Eigeninteressen gehemmt.
Frage: Wie gelingt es, den Blick fürs gemeinsame Ganze zu stärken?
Ideen: Gut funktionierende Beispiele aus der Praxis aufzeigen, die Mehrwert für alle bringen. Die Angst davor nehmen, dass Kooperation einen einzelnen Player/innen «schwächen» könnte und Chancen von Kooperationen aufzeigen.

Partizipation ausbauen (Netzwerk und strukturelle Einbindung)

Herausforderung: Die landwirtschaftliche Bevölkerung weiss grösstenteils wenig über den Park. Angebote und mögliche Chancen sind nicht bekannt.
Frage: Wie gelingt es uns, den Park in der Zielgruppe Landwirtschaft besser zu verankern und fassbar zu machen?
Ideen: Multiplikatoren, z.B. innovative Landwirte/innen oder Berater/innen, erzählen über den Park, z.B. an Events für die Landwirtschaft. Das Park-Angebot wird für Landwirte/innen knackig und klar kommuniziert. Gelungene Beispiele motivieren andere im gegenseitigen Erfahrungsaustausch oder an Tagen der offenen Hoftüren. Ein Parktag bietet der Landwirtschaft die Möglichkeit am Park teilzuhaben.