Die Erfahrungsberichte schildern Fälle aus der Sicht einer Landwirtin oder eines Landwirts. In der Tabelle kommentiert ein/e Fachexpert/in den Fallverlauf.

Ausgangslage

Der hier aufgeführte Fall trat bei einem Laufstallbetrieb mit 60 Milchkühen (Holstein), mit einem Side-by-Side Melkstand auf. Die Tiere zeigten plötzlich vermehrt folgende Symptome:

  • allgemeine Unruhe mit vermehrten Rangkämpfen;
  • Stresssymptome;
  • reduzierte Milchleistung.

Beteiligte Akteure, Herangehensweise und umgesetzte Massnahmen

Akteure Herangehensweise / Ursachenfindung und getroffene Massnahmen  Bewertung von Fachspezialist/innen¹
Betriebsleiter Als erste Massnahme lies der Betriebsleitende die Futterqualität und die -aufnahme der Tiere überprüfen. Betriebsleiter Als erste Massnahme lies der Betriebsleitende die Futterqualität und die -aufnahme der Tiere überprüfen. Die Futter- und Wasserqualität zu überprüfen ist grundsätzliche ein erster wichtiger Schritt, wenn unspezifische Probleme in der Herde auftreten. Es ist empfehlenswert in gewissen Abständen Analysen des Futters zu veranlassen, um eventuellen Verunreinigungen oder zu geringen Aufnahmen frühzeitig entgegen wirken zu können. (AGRIDEA)
Die Analyseergebnisse zeigten eine einwandfreie Qualität der Silage. Auch die aufgenommene Menge und die Nährstoffzusammensetzung der Silagen entsprachen dem Leistungspotential der Herde. Bei derartigen Symptomen sollte das Futter immer auch auf Mykotoxine untersucht werden. (mhae)
Betriebsleiter Aufgrund des anschliessenden Verdachts auf Streuströme führte der Betriebsleiter an verschiedenen Stellen auf dem Betrieb Strommessungen durch. Dazu nutzte er ein handelsübliches Voltmeter. Die Messungen zeigten Ausschläge am Fressgitter weshalb der Betriebsleiter seine Vermutung als bestätigt ansah. Bei einem Verdacht auf Streuströme sollte immer eine ausgewiesene Fachperson hinzugezogen werden. Dieser ist darin geschult die richtigen Messungen mit entsprechendem Gerät durchzuführen. Bei eigenen Messungen, ohne entsprechende Ausbildung, kann es schnell zu falsch positiven Messungen kommen. Zudem könnte das Messgerät entweder ungeeignet oder falsch eingestellt sein. (AGRIDEA)
Im Anschluss an diese Messergebnisse konnten nicht direkt Anpassungen vorgenommen werden, da diese zu umfangreich gewesen wären. Streuspannungen >1 V zwischen Neutralleiter und Schutzleiter und davon entstandene Streuströme ≥30 mA im Schutzleiter Art.13 UVEK 734.272.3 sind nachzuverfolgen. Streuströme entstehen auch durch Asymmetrien in den Gebäuden >3.7 kVA.

Durch das konsequente Anwenden der Checkliste Agripedia kann durch einen Streustromfachmann mit Kontrollbewilligung des ESTI eine erste Analyse getroffen werden.
(amo)

Betriebsleiter Bevor die Problematik der gemessenen vermeintlichen Streuströme näher angegangen werden konnte, kam dem Betriebsleiter die Idee über den Sommer einen Wasserzähler an seine Wasserleitungen anzuschliessen, um den Verbrauch im Auge zu behalten. Dabei stellte er fest, dass der Verbrauch in Relation zum Leistungsstand und der Anzahl an Tieren sowie der Witterung deutlich zu gering war.

Bei näheren Untersuchungen ergaben sich folgende Ursachen:

  • falsch platzierte Tröge (in Sackgassen und engen Teilen des Laufhofes);
  • zu geringe Durchflussrate aufgrund einer zu geringen Quellschüttung.
Tränke und Tröge sollten nicht an hoch frequentierten Stellen (z.B. am Ein- oder Ausgang des Melkstandes oder –roboters) oder Sackgassen platziert sein, da ranghöhere Tiere diese blockieren können. Zudem braucht es im Laufstall pro Gruppe wenigstens zwei Tränken, damit sich die Tiere ausweichen können. Diese müssen ausreichend gross sein (20 cm breit, 7 cm Wassertiefe, 10 cm pro Kuh, max. 15-20 Kühe/Tränketrog). Die optimale Durchflussrate liegt bei mind. 10 – opt. 20 l/Min. – ist aber abhängig vom Tränketyp. Wichtig ist es, bei einer reduzierten Futteraufnahme immer auch die Wasseraufnahme zu prüfen, da eine zu geringe Wasseraufnahme direkt die Futteraufnahme der Tiere beeinflusst. (AGRIDEA)
Durch die Umplatzierung, das Ersetzen durch grössere Tröge und eine Erhöhung der Durchflussrate auf 20l/Min. mit Hilfe eines Zwischentanks reduzierte sich die Unruhe in der Herde und die Milchleistung stieg langsam wieder auf die gewohnte Höhe an.

¹Kürzel in Klammern hinter den Aussagen stehen für den jeweiligen Fachexperten der Plattform Streuströme.

Legende:
Herangehensweise
Massnahme

Take Home Messages

  • kommt es zu anormalem Verhalten oder anderen Problemen in der Herde, ist es grundsätzlich zu empfehlen den Ursachen nacheinander auf die Spur zu gehen;
  • je nach Symptomatik liegt es nahe strategisch vorzugehen und zunächst die beeinflussbaren Faktoren, wie Haltung, Fütterung oder Wasserqualität, näher zu betrachten;
  • idealerweise wird eine externe, fachkundige Person hinzugezogen;
  • bei Verdacht auf Streuströme sollte zur Abklärung immer eine fachkundige Person hinzugezogen werden.