Die Erfahrungsberichte schildern Fälle aus der Sicht einer Landwirtin oder eines Landwirts. In der Tabelle kommentiert ein/e Fachexpert/in den Fallverlauf.

Ausgangslage

Der Betrieb mit 30 Milchkühen der Rasse Holstein befindet sich in der Hügelzone. Die Tiere werden im Laufstall gehalten. Der Betriebsleitende stellte folgende Symptome bei seinen Tieren fest:

  • schlagartiger Leistungseinbruch;
  • vermehrte Unruhe im Melkstand.

Nachdem der Verdacht auf Streuströme verworfen werden konnte, fand sich die Ursache im Fütterungsmanagement.

Beteiligte Akteure, Herangehensweise und umgesetzte Massnahmen

Akteure Herangehensweise / Ursachenfindung und getroffene Massnahmen  Bewertung von Fachspezialist/innen¹
Betriebsleiter und Elektriker Aufgrund der Unruhe im Melkstand lag der Verdacht des Betriebsleiters nahe, dass dort Streuströme vorliegen könnten. Durch eine eigenständige Messung mit positiven Ergebnissen fühlte sich der Betriebsleiter in seinem Verdacht bestätigt. Bei einem Verdacht auf Streuströme ist unbedingt ein/e zertifizierte/r, fachkundige/r Expert/in hinzuziehen, welche/r die Messung durchführt, um Fehlmessungen zu vermeiden. (AGRIDEA)
Empfehlung Einstreupulver wechseln, aktuell wird in den Liegeboxen Maxidust verwendet. Ein Strom-Digitalmultimeter hat einen erhöhten Innenwiderstand von 10 MΩ. Elektrisch isolierte Elemente können durch kapazitive Kopplung eine Erdungsspannung erhalten. Aufgrund des hohen Innenwiderstandes fliesst nur ein geringer Strom durch das Messgerät. Für eine echte Messung der Berührungsspannung wird ein geringerer Innenwiderstand verwendet. (awe)

Durch das konsequente Anwenden der Checkliste Agripedia kann durch einen Streustromfachmann mit Kontrollbewilligung des ESTI eine erste Analyse getroffen werden. (amo)

Betriebsleiter Bei der weiteren Suche nach den Ursachen für die Leistungseinbussen, fiel der Fokus auf die Fütterung der Tiere. Der Betriebsleitende lies Analysen seiner Ration machen und prüfte die vorgelegte Futtermenge.
Die Analysen ergaben, dass die Energiedichte der Grassialge, dem Hauptfutter der Milchkühe, mit 5.9 MJ NEL/kg TM für die Leistung im Stall ungenügend war. Neben einem zusätzlich hohen Rohaschegehalt wurde durch Rückwiegen der übrig gebliebenen Ration eine zu geringe Futteraufnahme festgestellt. Nachdem der Betriebsleiter seine Fütterung gleichzeitig im Hinblick auf Energiedichte und Schmackhaftigkeit optimierte, verbesserte sich die Leistung der Tiere und die Unruhe im Stall lies nach. In der Fütterungsplanung wird die Futteraufnahme im Allgemeinen nur geschätzt. Die Zuverlässigkeit dieser Schätzung ist relativ, da sie durch eine Vielzahl variabler Faktoren beeinflusst wird. Es empfiehlt sich deshalb, die Schätzung anhand der vorgelegten Futterration in der Praxis zu überprüfen. Die Futteraufnahme kann mithilfe eines Futtermischwagens initial und durch gleichzeitiges Wiegen des Futterrests ermittelt werden. Gleichzeitig ist die laufende Beachtung der Entwicklung von Körperkondition (BCS), Laktationspersistenz und Milchinhaltsstoffen (Fett, Protein, Harnstoff) bei Milchkühen ist wichtig, um die verschiedenen Schätzungen in der Fütterungsplanung zu überprüfen und wenn notwendig zu korrigieren. (AGRIDEA)

¹Kürzel in Klammern hinter den Aussagen stehen für den jeweiligen Fachexperten der Plattform Streuströme.

Legende:
Herangehensweise
Massnahme

Take Home Messages

  • bei einem Verdacht auf Streuströme ist unbedingt eine fachkundige und zertifizierte Person hinzuzuziehen;
  • daraus resultierende Anpassungen erfordern eine Kontrollberechtigung oder Fachkundigkeit gemäss Niederspannungs-Installationsverordnung);
  • eine dem Bedarf nicht angepasste Ration kann zu Problemen (Unruhe, Fruchtbarkeitsstörungen, reduzierte Wasseraufnahme etc.) in der Herde und zu Leistungseinbussen führen und sollte daher regelmässig überprüft und, falls nötig, angepasst werden,