Projekt «Agroforst Netzwerk Schweiz»:

Bäume und Unterkulturen kombiniert

Das Projekt «Agroforst Netzwerk Schweiz» begleitete Praxisbetriebe bei der Umsetzung von Agroforst auf ihren Ackerflächen und vernetzte die Akteure aus Praxis, Beratung und Forschung. Ziel war es, ein in der Schweiz neues Landnutzungssystem zur Praxisreife zu bringen, die Erfahrungen zu dokumentieren und ausgewählte Prozesse im Rahmen eines begleitenden Monitorings näher zu beleuchten.

Agroforst

Kontext

Agroforst – das sind Kombinationsformen von Bäumen mit landwirtschaftlichen Unterkulturen. Traditionell kennen wir viele solcher agroforstlichen Nutzungsformen in der Schweiz, von den Kastanienselven im Tessin, über die Waldweiden im Jura bis hin zu beweideten Obstgärten. Dass man aber auch Bäume gezielt mit Ackerkulturen kombinieren kann und diese Kombination viele Vorteile hat, wurde in der Schweiz erst vor rund zehn Jahren wiederentdeckt. Einige engagierte Landwirtinnen und Landwirte versprachen sich davon eine effiziente Massnahme gegen Erosion und schufen damit die ersten «modernen» Agroforstsysteme mit einem Pflanzdesign, das den Schattenwurf auf die Unterkulturen berücksichtigte und an die Mechanisierung angepasst war. Als Baumarten wurden vor allem Hochstamm-Obstbäume gewählt, da es hier schon Erfahrungen gab. Später kamen auch andere Baumarten hinzu wie Elsbeere, Speierling, Wildkirsche, Maulbeerbaum, Nussbäume, vereinzelt auch Eichen, Pappeln und Linden. Kulturpflanze und Baum nutzen unterschiedliche Bodenschichten. Durch die Bodenbearbeitung relativ eng am Stamm wird der Baum gezwungen, sich unterhalb der Kulturfläche zu verwurzeln. So bildet er eine Art Sicherheitsnetz aus Baumwurzeln, das dazu beiträgt, Wasser und Nährstoffe länger im Boden zu halten. Auch aus Sicht des Klimaschutzes sind Agroforstsysteme interessant, da durch die Bäume ein zusätzlicher Kohlenstoffspeicher auf dem Feld entsteht.

Prozess

2014 fiel der Startschuss für das Beratungsprojekt «Agroforst Netzwerk Schweiz». Mit finanzieller Unterstützung des Bundesamtes für Landwirtschaft und verschiedenen Stiftungen wurden schweizweit Agroforst-Parzellen auf Praxisbetrieben angelegt und deren Entwicklung mit einem Monitoring begleitet. Untersucht wurden zum Beispiel die Entwicklung der Bodenstruktur auf den Agroforstflächen und die Kohlenstoffbindung durch die verschiedenen Baumarten. Daneben wurden in der Deutschschweiz und in der Romandie je zwei Plattformen etabliert, die die interessierten Akteurinnen und Akteure vernetzen, ein Weiterbildungsprogramm umgesetzt und Informationen gestreut.
Parallel zu diesem Beratungsprojekt war die AGRIDEA zwischen 2014 und 2017 an dem FP 7 EU Projekt «Agroforestry for Europe» (AGFORWARD) beteiligt. Das EU-Projekt hatte zum Ziel, traditionelle und moderne Agroforstsysteme mit Forschung zu unterstützen. Die AGRIDEA beteiligte sich mit Aktivitäten im Bereich der Wissensvermittlung, Dokumentation und Wissensverbreitung im Rahmen von Arbeitspaket 4 – Agroforstsysteme auf Ackerland. Die europäische Agroforst-Vereinigung EURAF ist das wichtigste Forschungs- und Praxisnetzwerk zu Agroforst innerhalb Europas. Alle zwei Jahre findet eine europäische Agroforst-Tagung statt. Seit der Gründung der EURAF 2012 beteiligt sich die AGRIDEA aktiv im Vorstand.

Resultat

Neben zahlreichen Aktivitäten in Form von Kursen, Feldbegehungen, Workshops und Exkursionen entstand zum Thema Agroforst eine Grundlagenbroschüre, die den aktuellen Kenntnisstand zusammenfasst. Weitere Publikationen in der Fachpresse, sowie aktuelle Themen und Termine werden laufend auf der Homepage www.agroforst.ch aufgeschaltet.

Mandat
Das Projekt wurde finanziell unterstützt durch das Bundesamt für Landwirtschaft, die Ernst Göhner Stiftung, die Paul Schiller Stiftung, den Fonds Landschaft Schweiz und die Europäische Union im Rahmen des AGFORWARD-Projektes.

Projektdauer und Budget
2014 – 2018
CHF 250 000.–

Verantwortlich
Mareike Jäger