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Bilanz Ist der Betrieb zahlungsfähig? Vertiefte Analyse

Wie hoch liegt der Privatverbrauch der Betriebsleiterfamilie?

Der Privatverbrauch entspricht den Kosten im Zusammenhang mit dem Lebensunterhalt der Betriebsleiterfamilie. Dazu zählen beispielsweise Privatbezüge für Kleidung, Lebensmittel und Freizeitaktivitäten, Naturalbezüge aus dem Betrieb, Privatanteile am Betriebsaufwand (Auto, Telefon, etc.), Mietwert der Privatwohnung oder private Versicherungsprämien und Steuern. Abgebildet wird der auf den Konten des Unternehmens Privatverbrauch in der Kontengruppe Eigenkapital in der Bilanz.

Um den Privatverbrauch zu decken, benötigt die Betriebsleiterfamilie Einkünfte. Dieses sogenannte Erwerbseinkommen kann sich wie folgt zusammenstellen:

Die Höhe des Privatverbrauchs sollte dabei der Bauernfamilie ein anständiges Leben ermöglichen, die Summe deren Erwerbseinkommen jedoch nicht überschreiten. Andernfalls wirkt sich dies negativ auf das Eigenkapital und langfristig auf die Existenzfähigkeit des Betriebes aus. Kurz gesagt, die Familie lebt über ihren Verhältnissen.

Liegt der Privatverbrauch zu hoch, sollte sich die Betriebsleiterfamilie Gedanken über mögliches Einsparpotenzial machen und ihre Kosten näher untersuchen:

  • Welches sind unumgängliche private Ausgaben (Versicherungen, Steuern, etc.)?
  • Auf welche Ausgaben könnte teilweise oder gar ganz verzichtet werden?

Schränkt im Gegenzug die Familie ihre privaten Kosten bereits stark ein, um über die Runden zu kommen, und kaum Sparpotenzial besteht noch, so ist das Problem womöglich aus der Einkommensperspektive anzugehen. Erwirtschaftet die Familie genügend Erwerbseinkommen, das einen minimalen Lebensstandard garantiert?

Um Entwicklungstendenzen des auf den Konten des landwirtschaftlichen Unternehmens realisierten Privatverbrauchs über die Jahre feststellen zu können, lohnt sich ein Blick in die Bilanz eines Landwirtschaftsbetriebes sowie dessen Kontoauszüge.

Berechnung

Vergleichen Sie die Konten 2850 bis 2899 der vorhandenen Buchhaltungsabschlüsse:

  • Wie haben sich die einzelnen Kosten über die Jahre verändert?
  • Welche Positionen stellen die grössten Kostenpunkte dar?
  • Bei welchen Kosten bestünde womöglich Einsparpotenzial?
  • Konnten die verbuchten Einkünfte des entsprechenden Jahres den auf den Konten des landwirtschaftlichen Unternehmens realisierten Privatverbrauch decken?

Zur Beurteilung, in welchem Rahmen der Privatverbrauch einer Familie liegt, kann dieser zudem mittels Referenzbetrieben verglichen werden. Um ein aussagekräftiges Resultat zu erhalten, ist dieser vorrangig jedoch durch die Anzahl am Privatverbrauch ganzjährig beteiligten Familienmitglieder zu dividieren:

Die Berechnung der Anzahl Verbrauchereinheit (VbE) erfolgt basierend auf Faktoren in Abhängigkeit des Alters der jeweiligen Familienmitglieder: Berechnung Anzahl Verbrauchereinheiten (VbE)

Beispiel: Ein Ehepaar mit zwei Kindern im Alter von 12 und 14 Jahren verfügt über eine Anzahl VbE von 3.6 (1.0 + 1.0 + 0.8 +0.8).

Richtwert

Die Höhe des Privatverbrauchs ist nach eigenen Vorstellungen der Betriebsleitenden festzulegen, darf deren Erwerbseinkommen jedoch nicht überschreiten.

Beim Vergleich des Privatverbrauchs (Privatausgaben, FiBu) mit Referenzwerten gilt es die verschiedenen Familiensituationen und deren Bedürfnisse zu berücksichtigen. Folgende Punkte führen zu möglichen Abweichungen:

  • Ausbildungskosten der Kinder
  • Krankheits- / behinderungsbedingte Kosten
  • Einzahlungen in die Vorsorge

Der Privatverbrauch des Betriebes Muster (1 VbE) ist im Jahr 2021 um rund 28’000 CHF auf 122’518.55 CHF angestiegen. Gründe hierfür sind einerseits höhere Privatbezüge, anderseits die Einlage in die 3. Säule. In beiden Jahren konnten dessen verbuchten Einkünfte jedoch den auf den Konten des landwirtschaftlichen Unternehmens realisierten Privatverbrauch decken.

Bemerkungen

  • Private Einkünfte aus selbstständiger oder unselbstständiger Tätigkeit der Bewirtschaftenden oder der Ehegatten können auch auf Konten ausserhalb des Unternehmens überwiesen werden und sind entsprechend zu berücksichtigen.
  • Wenn der Haushalt einen Teil seines Bedarfs durch Aktivitäten und Konten ausserhalb des Unternehmens deckt, erscheint dieser nicht in der Buchhaltung des Unternehmens. Der gesamte tatsächliche Privatverbrauch kann dann nicht einzig auf der Grundlage von Buchhaltungsinformationen berechnet werden.

(letzte Aktualisierung 11.08.2023)

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