Massnahmen bei Trockenheit

Ist der Futterbau auf dem Betrieb breit abgestützt, kommt das System auch bei häufigeren und intensiveren Trockenperioden weniger schnell und stark in Schieflage. Während die Futterknappheit mit kurzfristigen Massnahmen überbrückt werden kann, muss das Fütterungssystem längerfristig auf dessen Robustheit gegenüber klimatischen Schwankungen geprüft werden. Um langfristig eine eigenständige Futterversorgung zu erlangen muss das System überdacht und eine passende Strategie gefunden werden.

Hier finden Sie verschiedene Massnahmen, wie der Futterbau auch unter zunehmend trockenen Bedingungen funktioniert. Vorausschauendes Handeln unter Berücksichtigung der Standortbedingungen und den Möglichkeiten des Betriebs sind dabei zentral.

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Zwischenkulturen anbauen

strategisch, mittel-langfristigDiversifizierung der Futterproduktion

Ziel: Zusätzliches Futter zwischen zwei Kulturen der Fruchtfolge produzieren.

  • Der Ertrag hängt vom Zeitpunkt der Ansaat ab und ist wetterabhängig.
  • Mögliche Kulturen sind: Hirse, Mohar (Hirseart), Futterhirse, Futterraps, italienisches Raygras, kurzzeitige Kunstwiese (Leguminosen-Gras-Mischungen).
  • Beispielsweise geben SM 100 oder SM 200 nach Getreide bei genügend Feuchte und guter Düngung im Spätsommer/Frühherbst sehr gute Erträge (qualitativ und quantitativ).

Mais auf Kunstwiese in Fruchtfolge

strategisch, mittel-langfristigDiversifizierung der Futterproduktion

Ziel: Zusätzliches Futter dank einem weiteren Schnitt der Kunstwiese produzieren.

  • Beispielsweise ergibt SM 200 (überwinternd) vor Mais noch einen guten Silageschnitt, respektive Weide.

Die Maisansaat wird tendenziell verzögert. Dadurch ist der Mais stärker einer allfälligen Sommertrockenheit ausgesetzt.

Anteil Futterfläche in Fruchtfolge erhöhen

strategisch, mittel-langfristigDiversifizierung der Futterproduktion

Ziel: Mehr betriebseigenes Futter produzieren.

  • Mehr Futterfläche (bei gleichbleibender Tierzahl!) ist eine Absicherung in trockenen Jahren.
  • In Jahren ohne Trockenheit können Futterreserven angelegt werden. Ist die Lagerkapazität ausgereizt, kann der Ackerbau wieder ausgedehnt oder Futter verkauft werden.

In normalen Jahren bedeutet die Ausdehnung des Futterbaus eine Reduktion des Einkommens, da weniger Handelsackerfrüchte verkauft werden können.

Sorghum anbauen

strategisch, mittel-langfristigDiversifizierung der Futterproduktion

Ziel: Mit trockentolerantem Sorghum die Ernte sichern.

  • Ein Teil der Maisanbaufläche durch Sorghum ersetzen.

Einschätzen der Finanzen des Betriebes

strategisch, mittel-langfristigFutterkonservierung und Lagerung optimieren

Ziel: Die finanziellen Möglichkeiten des Betriebs für den Futterzukauf sind bekannt.

  • Grundsätzlich gilt: häufen sich die ausserordentlichen Futterzukäufe aufgrund von Trockenperioden, sollte das Gesamtsystem analysiert werden. Eventuell bietet sich die Konzentration auf ein Konservierungssystem an (nur Silieren oder nur Dürrfutter bereiten). Dies ist jedoch abhängig vom Leistungspotenzial der Tiere und eventuell Siloverbotszone!

Die Preise für Heu schnellen in Mangeljahren sehr schnell in die Höhe. Aktuell kostet Heu geliefert franko Hof ca. 30 CHF/dt, 2018 gingen die Preise bis auf 45-50 CHF/dt hoch!

Futterreserven aufbauen

strategisch, mittel-langfristigFutterkonservierung und Lagerung optimieren

Ziel: Futterreserven für Jahre mit unterdurchschnittlichem Ertrag aufbauen und flexibel auf Trockenperioden reagieren können.

  • In ertragreichen Jahren Futterreserven anlegen, Überschüsse nicht verkaufen.
  • Ausreichend Lagerraum sicherstellen.
  • Empfehlung der AGFF bezüglich Futterreserven: 2 t/ha, respektive 1 t/GVE

Präventiv Futterreserven vertraglich sichern

strategisch, mittel-langfristigFutterkonservierung und Lagerung optimieren

Ziel: Zugang zu Futter auch bei erhöhter Nachfrage sichern.

  • Der Aufbau von Futterreserven kann beispielsweise auch über Maschinenringe oder sonstige Organisationen organisiert werden (gemeinsamer Einkauf, Mengenrabatte, etc.).

Im Extremfall Umstellung auf Ganzjahressilage

strategisch, mittel-langfristigFutterkonservierung und Lagerung optimieren

Ziel: Konstantes Futterangebot während dem ganzen Jahr.

  • Intensive Futtergewinnung im Frühjahr und Herbst. Der Fokus muss dabei auf der Frühjahrsgewinnung liegen, da im Herbst die Raufuttergewinnung mit guter Qualität schwieriger ist.

Zukauf von günstigen Nebenprodukten, um das Futter zu strecken

strategisch, mittel-langfristigFutterkonservierung und Lagerung optimieren

Ziel: Futterdefizit in Trockenperioden durch Zukäufe ausgleichen.

  • Zukauf von günstigeren aber dennoch hochkonzentrierten Futtern – auch in Jahren ohne Trockenheit – wie beispielsweise Apfeltrester, Biertreber etc. um in trockenen Jahren mehr Futter zur Verfügung zu haben.

Siliererfolg regelmässig kontrollieren

strategisch, mittel-langfristigFutterkonservierung und Lagerung optimieren

Ziel: schimmliges und verdorbenes Futter aufgrund von Fehl- oder Nachgärungen vermeiden.

  • Bestimmung des Zuckergehalts des Silierguts vor dem Einsilieren
  • gutes Verdichten der Silage
  • kein zu schmutziges Futter einsilieren (Gefahr von Buttersäurebildung und somit Totalausfall)
  • wenn nötig mit Silierhilfsmitteln arbeiten

Zukauf von Futter

während TrockenperiodeFuttermanagement in Trockenperioden

Ziel: Futterdefizit in Trockenperioden durch Zukäufe ausgleichen.

Grundsätzlich gilt: häufen sich die ausserordentlichen Futterzukäufe aufgrund von Trockenperioden, sollte das Gesamtsystem analysiert werden.

Die Preise für Heu schnellen in Mangeljahren sehr schnell in die Höhe. Aktuell kostet Heu geliefert franko Hof ca. 30 CHF/dt, 2018 gingen die Preise bis auf 45-50 CHF/dt hoch!

Stroh verfüttern

während TrockenperiodeFuttermanagement in Trockenperioden

Ziel: Futterdefizit in Trockenperioden ausgleichen.

  • Futter mit schlechten Nährwerten sind schlechter verdaulich und haben eine längere Verweildauer im Pansen und füllen diesen somit länger.
  • Stroh ist hautpsächlich an Tiere mit geringer Leistung zu verfüttern (Galtvieh, Rinder über 10 Monate). Milchkühe sollten immer mit bestem Futter gefüttert werden.
  • Kann als alleiniges Futter oder mit Silage verfüttert werden.
  • Braucht angepasstes Ergänzungsfutter: Konzentrat oder Mineralien
  • Gut getrocknetes Stroh von guter Qualität (Getreide oder Erbsen) oder aufgeschlossenes Stroh (mit Ammoniak oder Natronlauge oder Enzymen) verwenden.
  • Genügend Flüssigkeitszufuhr ist wichtig. Die Tränke überwachen, vor allem wenn nur Stroh verfüttert wird.

Getreideganzpflanzensilage verfüttern

während TrockenperiodeFuttermanagement in Trockenperioden

Ziel: Futterdefizit in Trockenperioden mit betriebseigenem Futter ausgleichen.

  • Getreideganzpflanzensilage ist faserreiches Futter.
  • Verschiedene Kombinationen sind möglich: nur Getreide oder mit Leguminosen (Erbsen, Wicke, Ackerbohne, usw.)
  • Das Gemisch bei der Ernte ist nicht immer gleich wie bei der Ansaat: Werden die Nährwerte analysiert, kann die Ausgleichsfütterung angepasst werden.

Die Auswirkungen beim Silieren von Getreide gut überdenken: Kein Stroh und finanzieller Verlust aufgrund der potentiellen Getreideernte, die nicht verkauft werden kann.

Das Zeitfenster für eine gute Ernte und Konservierung ist kurz.

Tiere angepasst im Stall zufüttern

während TrockenperiodeFuttermanagement in Trockenperioden

Ziel: Zusätzlichen Energie- bzw. Futterbedarf auf der Weide reduzieren und dadurch langfristig Futterreserven schaffen.

  • Tiere auf der Weide wenden im Vergleich zu im Stall gefütterten Tieren etwa 10% mehr Energie für das Fressen auf. Dies wird sogar noch gesteigert, Ist das Futterangebot auf der Weide gering, nimmt der zusätzliche Energieaufwand entsprechend zu.
  • Angepasste Nutzung von Herbometer oder C-Dax Pasture Meter.

Wenn energetischer Kosten-Nutzen ausbleibt, aufhören zu weiden.

Nacherwärmen des Futters vermeiden

während TrockenperiodeFuttermanagement in Trockenperioden

Ziel: Futterreste im Trog und qualitative Verluste vermeiden.

Korrektes Schneiden in Trockenperioden

während TrockenperiodeGrünlandnutzung in Trockenperioden

Ziel: Durch die korrekte Nutzung des Grünlandes während Trockenperioden keine Schäden verursachen.

  • Möglichst mit der Nutzung zuwarten! Eine zurückhaltende Nutzung ermöglicht einen besseren Wiederaustrieb nach der Trockenperiode.
  • Schnitthöhe anpassen: Schnitthöhe erhöhen, damit die Wiese weniger schaden nimmt (8 – 10cm).

Düngung anpassen

während TrockenperiodeGrünlandnutzung in Trockenperioden

Ziel: Stickstoffverluste vermeiden.

Keine Stickstoffgaben in Trockenperioden.

Alpung des Jungviehs und so die Nachfrage reduzieren

strategisch, mittel-langfristigHerdenmanagement in Trockenperioden

Ziel: Druck auf das Futter reduzieren.

Frühzeitiger Verkauf von unproduktiven Tieren oder Handelstieren

während TrockenperiodeHerdenmanagement in Trockenperioden

Ziel: Druck auf das Futter reduzieren.

Tiere früher trockenstellen

während TrockenperiodeHerdenmanagement in Trockenperioden

Ziel: Druck auf das Futter – vor allem mit guter Qualität – reduzieren.

Galte Kühe in eine Gruppe abtrennen

während TrockenperiodeHerdenmanagement in Trockenperioden

Ziel: Druck auf das Futter – vor allem mit guter Qualität – reduzieren.

Tierbestand dem Futterangebot anpassen

strategisch, mittel-langfristignachhaltiges Herdenmanagement

Ziel: Durch eine standortangepasste und nachhaltige Betriebsführung gut mit saisonalen Schwankungen im Futterertrag umgehen können.

  • Empfehlung Viehbestand der AGFF: 1-1.5 GVE/ha
  • Bestand an die Klimawandel-bedingten Veränderungen anpassen. Dies ist ein kontinuierlicher Prozess.
  • Anhand einer Wachstumskurve/-menge bei Trockenheit die Futterfläche bestimmen.

Die Anzahl der Tiere übersteigt das Potenzial des Betriebs, wenn die Futterzukäufe häufig werden!

Rinder auf externen Aufzuchtbetrieben platzieren

strategisch, mittel-langfristignachhaltiges Herdenmanagement

Ziel: Druck auf das Futter reduzieren.

Verringerung der Remontierungsrate

strategisch, mittel-langfristignachhaltiges Herdenmanagement

Ziel: Druck auf das Futter reduzieren.

  • Eine ideale Remontierungsrate liegt bei 25-30%.

Nachteil: geringere Selektionsmöglichkeiten

Selektion von Tieren mit besserer Grundfuttereffizienz

strategisch, mittel-langfristignachhaltiges Herdenmanagement

Ziel: Tiere mit einer besseren Grundfuttereffizienz einsetzen.

  • Selektion effizienterer Tiere
  • Einsatz effizienterer Rassen

Übersaat

direkt nach TrockenperiodeResilienz Grünland erhöhen

Ziel: durch Trockenheit verursachte, bleibende Schäden am Bestand ausgleichen.

  • Kurzzeitig wirkt sich die Trockenheit stark aus. Die Bestände erholen sich jedoch im Grossen und Ganzen nach der Trockenheit wieder gut. Daher: zuerst einmal abwarten!
  • Englisch Raygras und Weissklee leiden am stärksten unter der Trockenheit.
  • Versuche zeigen, dass Trockenperioden – mindestens kurzfristig – keinen Einfluss auf die Artenzusammensetzung haben.

Trockentolerante Mischungen für Kunstwiesen wählen

strategisch, mittel-langfristigResilienz Grünland erhöhen

Ziel: Resilienz der Kunstwiesen gegenüber Trockenheit erhöhen.

  • Auf einem Teil der Fläche trockentolerante Mischungen verwenden. Trockentolerante Gräser sind beispielsweise Rohrschwingel, Rotschwingel, Knaulgras, bei den Kleearten eignet sich vor allem Luzerne.

Luzerne sowie trockenresistente Mischungen im Allgmeinen liefern in trockenen Jahren mehr Ertag, aber dafür in normalen oder feuchten Jahren weniger. Zusätzlich sind sie weniger vielseitig verwendbar.

Äugsteln/Ansaat Kunstwiese nach Trockenperiode

direkt nach TrockenperiodeResilienz Grünland erhöhen

Ziel: Erfolgreiche Ansaat der Kunstwiese nach Trockenperioden.

  • Richtig Säen bei trockenen Bedingungen: reduzierte Bodenbearbeitung, Walzen, Drill- anstatt Breitsaat.

Weideintensität anpassen

während TrockenperiodeWeidenutzung in Trockenperioden

Ziel: Schaden an Weide aufgrund falscher Nutzung während Trockenperiode vermeiden.

  • Eine Umtriebsweide erlaubt die optimale Nutzung der Weidefläche.
  • „Reserve-Weideflächen“ auf Betrieb einplanen. In trockenen Jahren wird die Reservefläche beweidet, in „normalen“ Jahren wird die Fläche geschnitten und die Ernte zum Aufbau von Futterreserven verwendet.
  • Verwendung eines Herbometers für das genaue Weidemanagement
  • Verlängerung der Weideperiode: Im Frühling so früh wie möglich beginnen und so lange wie möglich in den Herbst fortsetzen. Weiden und Wiesen mindestens fausthoch in den Winter!

Übernutzung im Herbst bedeutet späterer Austrieb im kommenden Frühjahr und geringerer Ertrag.

Eine Überweidung muss während Trockenperioden unbedingt vermieden werden!

Wenn das Gras nicht nachwachsen kann, besteht die Gefahr von Überweidung. Besser mit hohem Besatz weiden, dafür nach Beweidung genügend grosse Zeitspanne einrechnen bis zum nächsten Umtrieb (Bestand genügend nachwachsen lassen).