Plattform Assoziative Wertschöpfungsketten – Der richtige Preis
Schlüsselmerkmale

| Toolname | Plattform Assoziative Wertschöpfungsketten – Der richtige Preis |
| Ursprung / Eigentümer / Auftraggeber der Entwicklung des Instruments | confoedera Förderverein |
| Sprache(n) | Deutsch, dann Französisch und möglicherweise Italienisch |
| Entstehungsjahr und Markteinführungsjahr | Entstehungsjahr Prototyp: 2025 Markteinführung: 2026 |
| Geographisches Gebiet der Nutzung (Land) | Schweiz |
| Kosten für den Nutzer | Eine in der Höhe noch zu definierende Provision bzw. eine Beteiligung am durch die Verwendung der Plattform zusätzlich erwirtschafteten Gewinn/Umsatz wird zur Finanzierung der Plattform verwendet. |
| Zielgruppe / Analyseebene | Vorerst in Direktvertriebslösungen zwischen Landwirten und Kunden. Später sollen auch zusätzliche Handelsstufen abgebildet werden. |
| Definition und Dimensionen der Nachhaltigkeit | Die Sensibilisierung der Kunden zu Nachhaltigkeitsthemen in der Landwirtschaft ist eines der primären Ziele des Tools. Zudem wird über die höheren bezahlten Preise die Umsetzung von nachhaltigkeitsfördernden Massnahmen in der Landwirtschaft direkt ermöglicht. |
Funktionsweise und Methode
Erklärung des Instruments und Ziele
Die Plattform wird in den Verkaufsprozess bei Direktvertriebslösungen (später auch mit Zwischenhandelsstufen) eingebaut.
Auf der Startseite wählen die Kunden mit Schiebereglern aus, wie viel Förderung von Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit und Klimamassnahmen sie in der Produktion für richtig halten und wie hoch die Entschädigung und die wöchentliche Arbeitszeit der Landwirte sein soll.
Auf der darauffolgenden Resultatseite wird den Kunden aufgezeigt, wie viel sie für ihre Produkte bezahlen müssten, um die aus ihrer Sicht richtigen Produktionsbedingungen zu ermöglichen. Sie wählen dann freiwillig aus, welchen Preis sie bezahlen wollen.
Neben den Kosten auf dem Hof werden auch die wahren (externen) Kosten der landwirtschaftlichen Produktion aufgezeigt. Das Interessante dabei ist, dass diese Kosten sinken, je stärker die Biodiversitätsförderung usw. gewichtet wird, d.h. lokal mehr bezahlt und in Massnahmen investiert wird.
Verwendung und Anwendung
Eines der Alleinstellungsmerkmale der Plattform im Vergleich zu anderen Tools ist die sehr einfache Anwendung, welche auf B2C Kunden optimiert ist. Auch für die Höfe soll die Anwendung möglichst einfach und damit die Hemmschwelle zur Verwendung tief gehalten werden.
Für die Erhebung der Daten der landwirtschaftlichen Betriebe planen wir mit bereits existierenden Lösungen zusammenzuarbeiten und auf die dort bereits vorhandenen Daten zurückzugreifen. Wir sind daher sehr daran interessiert, dass die von Agridea initiierte Arbeitsgruppe eine Konsolidierung der erfassten Daten ermöglicht und eine Zusammenarbeit zwischen den Entwicklern der verschiedenen Tools voranbringen wird.
Angewendete Methode
Die Auswirkungen der Fördermassnahmen für Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit und Klimamassnahmen sowie die daraus entstehenden Produktionseinbussen (und daher Preissteigerungen) werden vom Forschungspartner FiBL hauptsächlich basierend auf dem Wissen aus dem DOK-Versuch zusammengestellt.
Die Berechnungen der wahren (externen) Kosten werden von der E4S Forschungsgruppe zusammengestellt.
Für die Berechnung des Aufwandes für die Fördermassnahmen konnte in der Schweiz kein Forschungspartner gefunden werden. Agroscope wird diese Daten in den kommenden Jahren dem LabourScope Tool hinzufügen. Mindestens bis dahin müssen diese Berechnungen durch confoedera selbst (mit Daten des KTBL aus Deutschland und anderen) erstellt werden.
Angewendete Indikatoren
Um die Plattform einfach zu halten, konzentrieren wir uns auf die Darstellung von fünf Faktoren:
- Massnahmen zur Förderung der Biodiversität
- Massnahmen zur Förderung der Bodenfruchtbarkeit
- Massnahmen zur Reduktion der klimaschädlichen Einflüsse
- Entschädigung (Stundenlohn) der Landwirte und Landwirtinnen
- Arbeitszeit pro Woche
Die Plattform bleibt so intuitiv und einfach verständlich. Bei Bedarf können zu jedem Indikator mit dem zur Verfügung gestellten Info-Button Erklärungen und weiterführende Informationen aufgerufen werden.
Beispiel für einen konkreten Anwendungsfall
Die Kunden des Demeter-Hofes Breitlen in Hombrechtikon bezahlen einmal pro Monat per Rechnung für die Produkte, die sie während dem Monat im Hofladen gekauft haben. Die Einladung zum Besuch der Plattform vor Bezahlung der nächsten Rechnung wird den Kunden entweder per Brief mit QR-Code oder per Email mit Link zusammen mit der Rechnung zugeschickt. Die Kunden bezahlen dann freiwillig einen angepassten/erhöhten Rechnungsbetrag.
Eine solche «manuelle» Integration der Plattform in den Verkaufs- bzw. Rechnungsprozess ist z.B. auch für Gemüseabos denkbar. Für Online-Direktvertriebslösungen mit bestehenden E-Commerce-Lösungen ist auch eine direkte Integration in diese Systeme möglich.
Präsentation der Ergebnisse
Die einfache Darstellung mit Schiebereglern und der sich direkt aufgrund der gewählten Werte verändernden grafischen Darstellung der Resultate (z.B. Balken-Diagramm) ist ein zentrales Element der Plattform. Auf der Resultate-Seite werden nur die wichtigsten Resultate ohne weiterführende Beschreibungen angezeigt. Die Beschreibungen und Erläuterungen können über die zur Verfügung stehenden Info-Buttons aufgerufen werden. Dabei wird wieder zuerst eine kurze/einfache Version angezeigt und bei Bedarf kann eine Detaillierungs-Ebene tiefer eingetaucht werden.
Rückmeldungen
- Einfache, spielerische und attraktive Benutzeroberfläche für Kunden
- Direkte Einbindung in den Verkaufsprozess
- Ermöglicht sofortige Bezahlung von faireren/höheren Preisen
- Macht Forschung zur Zahlungsbereitschaft im Zusammenhang mit Sensibilisierung möglich
- Modularität/Anpassbarkeit:
- Breite Verwendung der Plattform u.a. auch mit Whitelabeling-Lösungen
- Plattform kann auch für Fairness-Ratings oder für Schulungen verwendet werden
- Durch die Einfachheit der Benutzeroberfläche ist die Darstellung von wissenschaftlichen Resultaten limitiert. Der Fokus der Plattform liegt daher nicht auf absoluter wissenschaftlicher Breite.
- Zur Berechnung des Aufwandes der Fördermassnahmen und der daraus resultierenden höheren Produktpreise sind (in der Schweiz) erst wenige wissenschaftliche Daten verfügbar. Es müssen daher viele Annahmen getroffen und Vereinfachungen gemacht werden.
Geplante Entwicklungen / Verbesserungspotenziale
- Zusätzliches Abbilden von Handelsstufen, damit Plattform über (mehrstufige) Wertschöpfungsketten verwendet werden kann.
- Kommunikations-Toolkit für die Landwirte für die begleitende Kommunikation, vor und nach der Anwendung der Plattform.
- Schaffung einer Datenbasis zum Zahlungsverhalten der Kunden nach erfolgter Sensibilisierung als Diskussionsgrundlage für Medien und die Politik.
Wichtigste Erkenntnisse aus der Entwicklung oder Anwendung des Tools
- Die bereits bestehenden Tools sind nicht primär für die Verwendung durch B2C-Kunden ausgelegt und es gibt keine Lösung, welche direkt in den Verkaufsprozess integriert werden kann
- Es besteht eine grosse Skepsis zum Bedarf «eines weiteren Tools» bzw. zur Bereitschaft der Kunden, die Plattform zu verwenden. Wir fokussieren deshalb darauf, dass mehr der «push» vom Landwirten (motiviert durch seinen zusätzlichen Umsatz/Gewinn) und nicht der «pull» der Kunden zur Verwendung der Plattform führt.
Weiterführende Informationen …
| Dokumentarische Referenzen | – |
| Projektreferenzen | https://www.confoedera.ch/assoziative-wertschöpfungsketten |
| Kontaktperson(en) | Pius Kobler pius.kobler@confoedera.ch |
Impressum
Autor: Gregory Métrailler, AGRIDEA
Zusammenarbeit: Orlando Scholz, Astrid Gerz, Franziska Hoffet, Lisa Nilles, AGRIDEA; Verantwortliche oder Partner der Instrumente
Web Support: Solomon Araya, AGRIDEA
Titelbild: Gregory Métrailler