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Umweltrechner

Auf dieser Seite werden die Merkmale, die Funktionsweise und die angewandte Methode des Nachhaltigkeitsinstruments Umweltrechner erläutert. Eine Selbsteinschätzung zu den Stärken, Grenzen und zukünftigen Entwicklungen ist ebenfalls verfügbar.

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Beschreibung durch den Entwickler oder Partner des Tools



Schlüsselmerkmale

ToolnameUmweltrechner: Der Umweltrechner des Vereins für Agrarökologie (VfA) besteht aus drei Rechnern für landwirtschaftliche Betriebe: dem Nachhaltigkeitsrechner (für Nachhaltigkeitsanalyse), dem Klimarechner (Erstellung Treibhausgasbilanz) und dem Biodiversitätsrechner (Analyse Biodiversitätsförderung)

Da der Fokus hier bei der Nachhaltigkeitsanalyse liegt, beschränkt sich die Beschreibung auf den Nachhaltigkeitsrechner
Ursprung / Eigentümer / Auftraggeber der Entwicklung des InstrumentsInstitut für Agrarökologie in Aarau
Sprache(n)Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch
Jahr der Gründung und MarkteinführungBeginn der Entwicklung: 2021
-Marktstart: 2025 mit Pilotunternehmen
Geographisches Gebiet der Nutzung (Land)Schweiz, Liechtenstein
-Erweiterbar auf Anfrage
Kosten für den Nutzer-160 CHF für Einzellizenzen
-Projektlizenzen nach Vereinbarung
Zielgruppe / AnalyseebeneLandwirtschaftliche Unternehmen und/oder Beratung
-Fokus auf kleine und mittlere Unternehmen (bis zu ca. 50 Mitarbeiter)
Definition und Dimensionen der NachhaltigkeitDie Grundlage des Nachhaltigkeitsverständnisses des Nachhaltigkeitsrechners ist die Anerkennung der begrenzten Tragfähigkeit der Ökosysteme (planetare Grenzen) und der Notwendigkeit, die Grundbedürfnisse zu befriedigen. Es wird davon ausgegangen, dass menschliches Kapital (z.B. lokales Wissen, soziale Gruppierungen) und natürliches Kapital (z.B. Lebensräume, Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser) nur bis zu einem gewissen Grad durch menschliches Kapital ersetzt werden können. Aus diesem Grund bewertet der Nachhaltigkeitsrechner die Nachhaltigkeit von landwirtschaftlichen Betrieben anthropozentrisch und tendiert zu einer starken Nachhaltigkeit im Spektrum zwischen schwacher und starker Nachhaltigkeit. Methodisch stützt er sich auf die SAFA-Richtlinien der FAO und berücksichtigt die vier Dimensionen:
-Ökologie
-Wirtschaft
-Soziales & Ethik
-Unternehmensführung

Funktionsweise und Methode

Erklärung des Instruments und Ziele

Das Instrument dient der praktischen Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung von landwirtschaftlichen Betrieben in der Schweiz und Liechtenstein. Die Nachhaltigkeitsleistungen sollen möglichst umfassend, aber mit einem einfachen Verfahren durch den Selfcheck erhoben werden. Der Rechner ist auf kleine und mittlere Betriebe zugeschnitten und kann unabhängig von der Produktionsweise, dem Betriebszweig und der Sprachregion verwendet werden.
Die Daten werden von den Betriebsleitern selbständig in der Webanwendung gesammelt. Für das Referenzjahr werden laufende Daten angefordert, z.B. aus dem Betriebsblatt der kantonalen Erhebung der landwirtschaftlichen Daten und der Suisse-Bilanz. Ein Handbuch steht zur Unterstützung der Nutzer zur Verfügung.
Die Ergebnisse werden in einem Bericht grafisch dargestellt und heben die Stärken und Schwächen hervor. Dadurch werden konkrete Ansätze für die weitere Entwicklung aufgezeigt und eine gute Grundlage für die Kommunikation mit den Verbrauchern und Partnern geschaffen. Nach Abschluss der Analyse kann der Bericht von den Nutzern als pdf-Datei heruntergeladen werden.



Nutzung und Anwendung

  • Anwendung :
    • Browserbasierte Webanwendung
  • Erforderliche Zeit :
    • Kontaktaufnahme mit IfA und Bestellung des Logins: 10 Minuten
    • Vorbereitung der Unterlagen für die Umfrage: 30 Minuten
    • Ausfüllen des Online-Self-Checks: 2-3 Stunden (abhängig von der Struktur des Unternehmens)
    • Überprüfung der Ergebnisse und Ableitung von Massnahmen: Individuell aufgewendete Zeit
  • Datenerhebung: Eingabe der Daten durch die Betriebsleiter selbst mit Hilfe eines zweiteiligen Fragebogens:
    • Allgemeiner Teil: Beschreibung des Betriebs (Betriebszweige, Flächen, Tierhaltung, Ressourcenverbrauch).
    • Spezifischer Teil: Betriebsspezifische Fragen zu den verschiedenen Indikatoren.
  • Bewertung :
    • Die Daten aus dem Fragebogen bilden die Grundlage für die Bewertung. Die Bewertung erfolgt anhand von 28 Indikatoren, die in die vier Dimensionen unterteilt sind (Abbildung weiter unten). Die Erreichung der Ziele in den Indikatoren und den vier Dimensionen wird auf einer Skala von 0% (nicht erreicht) bis 100% (vollständig erreicht) beurteilt.
  • Bericht :
    • Am Ende der Datenerhebung wird ein Bericht erstellt. Dieser enthält die Ergebnisse, einschliesslich der detaillierten Ergebnisse für die verschiedenen Indikatoren und Subindikatoren, und bildet die Grundlage für die Ableitung von Massnahmen.



Verwendete Methode

  • Grundprinzip :
    • SAFA-Richtlinien der FAO (2014)
  • Daten :
    • Quantitativ (z.B. Anzahl der Tiere, Energieverbrauch)
    • Semi-quantitativ (z.B. Prozentklassen)
    • Qualitativ (z.B. Daten über ergriffene Massnahmen)
  • Maßstab :
    • Die Bewertungen basieren auf standardisierten Schwellenwerten mit einer 5-stufigen Skala (sehr schlecht – sehr gut). Die Bewertungskriterien wurden so konzipiert, dass sie auf vorhandenen Betriebsdaten basieren und in der Praxis anwendbar sind.
  • Beispiele für Fragen zu Indikatoren:
    • Quantitativ :
      • Milchziegen: Wie viele Zicklein gingen im letzten Jahr unbeabsichtigt verloren?
    • Semi-quantitativ :
      • «Wie viel Prozent Ihrer Eier werden als kleine Eier eingestuft?» Antwortniveaus: <10 %, 10-12 %, 13-14 %, 15-16 %, >16 %.
    • Qualitativ :
      • «Welche Massnahmen werden ergriffen, um Erosion zu verhindern?» Verschiedene Antwortmöglichkeiten aus insgesamt acht Antwortmöglichkeiten mit Massnahmen (Beispiel: Direktsaat)

Die Methode ist nicht starr und ermöglicht Anpassungen bei der Bewertung von Subindikatoren, der Aufnahme neuer Subindikatoren und anderen Punkten.


Verwendete Indikatoren

Die 28 Indikatoren werden wie folgt in die Bewertung der vier Dimensionen einbezogen:

  • Ökologie : 10 Indikatoren in den Bereichen Biodiversität, Klimaschutz, Luft, Wasser, Boden und Ressourcen.
  • Wirtschaft: 7 Indikatoren in den Bereichen Investitionen (einschliesslich Produktion und Rentabilität), Widerstandsfähigkeit, Produkt und regionale Wirtschaft.
  • Gute Unternehmensführung: 2 Indikatoren in den Bereichen Unternehmensphilosophie und Fairness/Transparenz.
  • Soziales & Ethik: 9 Indikatoren in den Bereichen Tierschutz, Lebensstandard, Gleichstellung, Sicherheit/Gesundheit und kulturelle Vielfalt.
Diese Grafik zeigt die Zuordnung der 28 Indikatoren zu den vier Dimensionen der Nachhaltigkeit im Nachhaltigkeitsrechner.

Für die Bewertung der einzelnen Indikatoren und Dimensionen werden aggregierte Durchschnittswerte berechnet. Die Mittelwerte der einzelnen Indikatoren ergeben sich aus den Ergebnissen einer definierten Auswahl von insgesamt 245 Subindikatoren. Die Ergebnisse werden auf einer kontinuierlichen Skala von 0 bis 100% dargestellt.



Beispiel für einen konkreten Anwendungsfall

Die Anwendung wird nachfolgend am Beispiel eines reinen Gemüsebetriebs erläutert. Vor der Analyse bereitete der Betriebsleiter die Unterlagen gemäss den Angaben im Handbuch für das Berichtsjahr vor und beantwortete die Leitfragen. Anschliessend füllte er den Fragebogen im Online-Tool aus und lud den Bericht mit den Ergebnissen für seinen Betrieb im PDF-Format herunter. Die Ergebnisse dieses Berichts werden nachfolgend dargestellt.



Präsentation der Ergebnisse

Ein Spinnennetzdiagramm zeigt die Bewertung der 28 Indikatoren an. Die Punkte beschreiben das Ergebnis für jeden Indikator. In dem dargestellten Beispiel eines reinen Gemüsebetriebs werden die Indikatoren Tierschutz und Tiergesundheit nicht bewertet und nicht im Gesamtergebnis berücksichtigt.

Die Farbskala der Kreise auf dem Hintergrund beschreibt die Zielerreichung (rot: 0 – 20%; schlechte Zielerreichung, orange: 21%-40%; keine gute Zielerreichung, gelb: 41%-60%; mittlere Zielerreichung, hellgrün: 61%-80%; gute Zielerreichung, dunkelgrün: 81%-100%; sehr gute Zielerreichung).

Darüber hinaus werden die Ergebnisse der 28 Indikatoren in Form von Balkendiagrammen mit derselben Farbskala wie in der Spinnennetzgrafik dargestellt.


Aus der Grafik geht hervor, dass die Zielerreichungsquote bei den folgenden drei Indikatoren sehr hoch ist: Wasserqualität (95%), Investitionen (100%) und lokales Wissen (100%). Die drei Indikatoren mit den niedrigsten Ergebnissen sind Produktqualität (37,5%), Produktionsvielfalt (50%) und Produktion und Rentabilität. Für diese Indikatoren stehen dem Betriebsleiter weitere Diagramme mit den detaillierten Ergebnissen für jeden Indikator zur Verfügung. Die Ergebnisse der zugrunde liegenden Subindikatoren sind somit sichtbar und es können Massnahmen ergriffen werden.


Rückmeldungen

Stärken
  • Praxisorientierte Selbstkontrolle
  • Keine Schulung erforderlich / Zeitaufwand für die Umfrage mäßig
  • Mehrsprachigkeit
  • Unabhängig von der Produktionsform, verschiedene Betriebszweige
  • Direkte Bezugnahme auf die Massnahme für Betriebsleiter
Grenzen oder Herausforderungen
  • Vereinfachung erfordert die Suche nach Kompromissen
  • Begrenzte Relevanz für sehr grosse Unternehmen
  • Die Selbsteinschätzung kann subjektiv sein
  • Ergebnisse stark von der Qualität der Daten abhängig
  • Derzeit noch keine konkreten Empfehlungen für Massnahmen


Geplante Entwicklungen / Verbesserungspotenziale

  • Schnittstellen für die Dateneingabe (z.B. über landwirtschaftliche Datenbanken)
  • Einbeziehung der Ergebnisse von Referenzbetrieben
  • Automatische Empfehlung von Massnahmen
  • Erweiterung durch ein Werkzeug / ein Beratungsangebot

Wichtigste Erkenntnisse aus der Entwicklung oder Anwendung des Tools

  • Hohe Akzeptanz durch hohen Praxisbezug
  • Einfachheit vs. Relevanz ist ein Balanceakt
  • Die Kombination von qualitativen und quantitativen Ansätzen ist entscheidend.
  • Die Reaktionen von Pilotunternehmen und Experten sind für die weitere Entwicklung entscheidend.


Weiterführende Informationen …
Dokumentarische Referenzenhttps://tools.agroecology.science
Projektreferenzen
Kontaktperson(en) Adrian Rutzer adrian.rutzer@agroecology.science
Christine Flury christine.flury@agroecology.science


Impressum

Autor: Gregory Métrailler, AGRIDEA

Zusammenarbeit: Orlando Scholz, Astrid Gerz, Franziska Hoffet, Lisa Nilles, AGRIDEA; Verantwortliche oder Partner der Instrumente

Web Support: Solomon Araya, AGRIDEA

Titelbild: Gregory Métrailler