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AgroCheck

Diese Seite stellt die Merkmale, die Funktionsweise und die angewandte Methode des AgroCheck Nachhaltigkeitsinstruments vor. Eine Selbsteinschätzung zu den Stärken, Grenzen und zukünftigen Entwicklungen ist ebenfalls verfügbar.

Table of content

Beschreibung durch den Entwickler oder Partner des Tools



Schlüsselmerkmale

ToolnameAgroCheck (noch nicht aktiv, aber reserviert)
Ursprung / Eigentümer / Auftraggeber der Entwicklung des InstrumentsAgroCheck ist ein vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) unter Beizug einer breit abgestützten Forschungsgruppe entwickeltes Analyse- und Beratungstool für Landwirtschaftsbetriebe. 
Sprache(n)Deutsch (vorläufig), Französisch ist für die Anwendungsphase ab 2027 vorgesehen
Entstehungsjahr und MarkteinführungsjahrAgroCheck ist ein Produkt des Pilotprojektes 3V, welches das BAFU von 2019 bis 2023 im Rahmen des Aktionsplans Strategie Biodiversität Schweiz, Massnahme 4.2.3 «Anpassung der landwirtschaftlichen Produktion an die natürlichen Standortbedingungen» durchgeführt hat. 3V steht für «Vertrauen, Verantwortung, Vereinfachung» und leistet einen Beitrag an die Nachhaltigkeits-Transformation der Schweizer Landwirtschaft mittels eines neuen, ganzheitlichen Beratungsansatzes. 
Geographisches Gebiet der Nutzung (Land)Schweiz
Kosten für den Nutzerkostenlos
Zielgruppe / AnalyseebeneAgroCheck richtet sich an Landwirtschaftsbetriebe. Das Tool kann jedoch auch für die Analyse der Gesamtheit der Landwirtschaftsbetriebe innerhalb eines Perimeters und für die Formulierung entsprechender Nachhaltigkeitsziele angewendet werden (z.B. in Vernetzungsprojekten oder in Natur- und Landschaftspärken). 
Definition und Dimensionen der NachhaltigkeitAgroCheck behandelt alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Darüber hinaus wird auch das Wohlbefinden der Tiere berücksichtigt, quasi als eine zusätzliche Dimension der Nachhaltigkeit.

Funktionsweise und Methode

Erläuterung des Instruments und Ziele 

AgroCheck gibt einem Landwirtschaftsbetrieb eine individuelle Antwort darauf, wo er in Bezug auf die das eigene Nachhaltigkeitspotenzial und die offiziellen Umweltzielsetzungen der Schweiz steht. Darüber hinaus zeigt das Tool konkrete Handlungsmöglichkeiten zur Behebung der Ziellücken auf.  

Die hinterlegten Annahmen und Zahlen sind zugänglich und referenziert mit Literatur / Datenherkunft. 

Eine AgroCheck-Betriebsanalyse hat sich insbesondere vor strategischen Richtungsentscheiden und vor grossen Investitionen (v.a. Stallbauten) bewährt.  

AgroCheck bietet den Betriebsleitenden eine klare Orientierung auf der Basis offizieller Zielsetzungen (Umweltziele Landwirtschaft). Das Tool zeigt auch auf, wann die Ziele erreicht sind und sie genug für ‘die Ökologie’ geleistet haben.  


Verwendung und Anwendung

Die Dateneingabe basiert weitgehend auf bestehenden Strukturdaten. Die Erfassung erfolgt durch Beratungspersonen, die mit dem Tool vertraut sind, und benötigt maximal 2-4 Stunden.  
 

Angewendete  Methode

Im Bereich Ökologie gelten die Umweltziele für die Landwirtschaft (UZL) als Massstab. Diese werden entsprechend den Standort- und Betriebstyp-spezifischen Potentialen für den jeweiligen Betrieb quantifiziert. Dadurch lassen sich auch ganz unterschiedlich ausgerichtete Betriebstypen miteinander vergleichen (z.B. Ackerbau- mit Milchwirtschaftsbetrieb). Für die Nachhaltigkeitsbereiche Lebensqualität, Ökonomie und Tierwohl existieren keine offiziellen Zielsetzungen. Die 100%-Kurve markiert bei diesen Zielstrahlen das betriebliche Potenzial. 



Angewendete Indikatoren

Siehe Abschnitte «Angewendete» und «Konkretes Anwendungsfall».




Beispiel für einen konkreten Anwendungsfall

Beispiel eines Betriebes zu Beginn der Beratung und nach Umsetzung von Massnahmen:

Gesamtbild aller Nachhaltigkeitsbereiche als Spinnendiagramm  

Die Detailgraphiken – hier vier Beispiele – erlauben, die Ursachen von Ziellücken zu verstehen und geben Hinweise, mit welchen Massnahmen diese behoben werden können:

Detailgrafiken zu einzelnen Nachhaltigkeitsbereichen 



Präsentation der Ergebnisse

Die Resultate werden in einem 2-4-seitigen Kurzbericht zusammengefasst und erläutert. 


Rückmeldungen

Stärken
  • Das Tool erlaubt einen faktenbasierten Dialog mit interessierten Betriebsleitenden auf Augenhöhe, auf der Grundlage einer transparenten, faktenbasierten Nachhaltigkeitsbewertung. Dieser Dialog ist sehr wertvoll (beidseitiger Lernprozess) und entscheidend für das Verständnis der Ergebnisse sowie der Systemzusammenhänge, so dass eine wirkungsvolle Umsetzung von zielgerichteten Massnahmen diskutiert und angegangen werden kann. 
  • Einzelne Zielstrahlen können auch alleine angewendet werden. Dies erlaubt eine breitere Anwendung und damit eine breitere Wirkung. 
  • Insbesondere der Zielstrahl Biodiversität wird bereits auf Betrieben in Vernetzungsprojekten angewendet. Die Biodiversitätsanforderungen werden vom Landschaftskonzept Schweiz (LKS) abgeleitet. Sie umfassen die vier Dimensionen Quantität, Qualität, Strukturen und Vernetzung. Ein Betrieb, der alle entsprechenden Anforderungen erfüllt, bildet einen kompletten Baustein der Ökologischen Infrastruktur (ÖI). So kann über die AgroCheck-Biodiversitätsberatung die ÖI «bottom up» über die einzelnen Betriebe als «Puzzlesteinen» aufgebaut werden. 
  • Der Zielstrahl Ökonomie ist zentral bei der Beratung von Betrieben mit grösseren Investitionsvorhaben, insb. Stallbauten. Hier werden häufig zu teure Investitionen geplant, die den Betrieb langfristig stark und oft unnötig belasten. 
Grenzen oder Herausforderungen
  • Fakten und Ideen können widersprüchlich sein: Die Ideen und Ideale der Betriebsleiter können im Widerspruch zu den vorgeschlagenen Zielen stehen. Dies wird oft durch die Zucht- und Produktionsziele in der Milch- oder Fleischproduktion deutlich. So führt das Zielbündel «Nettoproduktivität» häufig zu (oft emotionalen) Diskussionen. Die Analyse der Nettoproduktivität zeigt, wie viele Menschen ein Betrieb derzeit in Bezug auf den Energie- und Proteinbedarf ernährt, und setzt diese Zahl ins Verhältnis zum Potenzial, d.h. der Anzahl der Menschen, die er nachhaltig ernähren kann. Es ist möglich, deutlich mehr Menschen auf landwirtschaftlich nutzbaren Flächen zu ernähren, wenn die Kulturen direkt für die menschliche Ernährung im Rahmen einer nachhaltigen Fruchtfolge angebaut werden, anstatt Kraftfutter für die Milch- oder Fleischproduktion zu erzeugen.



Geplante Entwicklungen / Verbesserungspotenziale

  • Eliminierung der Kinderkrankheiten bei einzelnen Algorithmen. 

Wichtigste Erkenntnisse aus der Entwicklung oder Anwendung des Instruments

  • Die Anwendung des Tools zeigte auf, dass auf vielen Betrieben hohe Nachhaltigkeitspotenziale brachliegen. Das Tool zeigt viele überraschende Zusammenhänge und löst entsprechend wertvolle Denkprozesse aus, dies nicht nur bei den Beratenen, sondern oft auch bei den Beratenden. 
  • Die Rückmeldungen der Betriebe auf das Tool sind durchwegs positiv. 
  • Im Rahmen der laufenden Projektphase (2023-26) gehen wir der Frage nach, welche Massnahmen aufgrund der AgroCheck-Analyse und -Beratung die Betriebe zur Verbesserung der Nachhaltigkeit ergreifen, und welche nicht. Welches sind die Gründe? Wir unterscheiden dabei zwischen subjektiven Hindernissen (z.B. Wertvorstellungen, Ideale) und objektiven Hindernissen (Standortbedingungen, finanzielle Rahmenbedingungen usw.). 

Weiterführende Informationen …
Dokumentarische ReferenzenWebsite im Aufbau
Agroscope Studie (2023): Verdienen Landwirtinnen und Landwirte weniger, die umweltfreundlich produzieren?

Studie des BAFU (2022): Landwirtschaft im Berg- und Sömmerungsgebiet: Entwicklungen, regionalökonomische Zusammenhänge und Wirkungen der Agrarpolitik  

Studie des BAFU (2018) : Nachhaltigkeitspotenziale der Schweizer Landwirtschaft durch gesamtbetriebliche ökologisch-ökonomische 
Beratung besser ausschöpfen.  
Projektreferenzen
Kontaktperson(en)



Impressum

Autor: Gregory Métrailler, AGRIDEA

Zusammenarbeit: Orlando Scholz, Astrid Gerz, Franziska Hoffet, Lisa Nilles, AGRIDEA; Verantwortliche oder Partner der Instrumente

Web Support: Solomon Araya, AGRIDEA

Titelbild: Gregory Métrailler