Die Publikationen der Reihe STRATEGIDEA bereiten die Kernkonzepte des strategischen Managements für den Kontext des landwirtschaftlichen Familienbetriebs auf.

Zur Vereinfachung der theoretischen und methodischen Grundlagen wird der strategische Ansatz in drei Phasen unterteilt:

  • Die strategische Orientierung
  • Die strategische Führung
  • Die Kommunikation der Strategie

Dieser Ordner befasst sich mit den strategischen Grundsatzüberlegungen. Weitere Publikationen werden sich mit der Steuerung und Kommunikation der gewählten Strategie befassen.

Strategie, was ist das?

Der Begriff Strategie wurde in der Kriegsführung entwickelt. Er bezeichnete die Kunst der Heeresführung. Später wurde der Strategie-Begriff in der Unternehmensführung übernommen. Ab den 1980er-Jahren wurden erste Ansätze zum strategischen Management in der Landwirtschaft entwickelt, zuerst in den USA, später auch in Europa (Capitaine, 2013).

Die klassische Ökonomie kennt mehrere Definitionen für den Begriff Unternehmensstrategie. Eine der einfachsten Definitionen bezeichnet eine Strategie als «langfristige Orientierung einer Organisation» (Johnson & Al., 2014). Drei weitere «historische» Definitionen sind:

  • «Die Festlegung von Zweck und langfristigen Zielen eines Unternehmens und das Umsetzen der Massnahmen und die optimale Zuteilung von Ressourcen.» Alfred Chandler
  • «Bei der Wettbewerbsstrategie geht es darum, anders zu sein. Das bedingt, einen bestimmten Tätigkeitsbereich auszuwählen und einzigartige Werte anzubieten.» Michael Porter
  • «Eine Konfiguration in einem Fluss von Entscheidungen» Henry Mintzberg

Diese Definitionen schliessen einander nicht aus, sondern betonen jeweils die unterschiedlichen Aspekte Mobilisierung der Ressourcen, die Anpassungsfähigkeit im Wettbewerb und das Fällen von Entscheidungen. Die stetige Anpassung an die Veränderungen des Umfelds ist für den Landwirtschaftsbetrieb hoch komplex und mit grossen Unsicherheiten verbunden.Die Rhythmen auf dem Landwirtschaftsbetrieb sind von den Rhythmen der Natur abhängig; von den Jahreszeiten, den Saisonalitäten von Pflanzen und Tieren, von den Fruchtfolgen und vom Einsatz spezifischer Produktionsmittel. Diese natürlichen Rhythmen liegen oft im Widerspruch mit den kurzfristigen Veränderungen der Märkte und an den Tendenzen zur Standardisierung (die durch den geringen Markteinfluss jedes einzelnen Unternehmens zusätzlich verschärft wird). Investitions- und Kapitalbedarf für die Produktionsind hoch, wodurch das landwirtschaftliche Unternehmen seinen eingeschlagenen Kurs nur langsam ändern kann.

Der multifunktionale Landwirtschaftsbetrieb erbringt nicht nur marktwirtschaftliche Leistungen, sondern hat als Nutzer und Gestalter des ländlichen Raums auch eine starke politische und gesellschaftliche Bedeutung. Dies hebt ihn von anderen wirtschaftlichen Unternehmen ab.

Kommen wir zu den Definitionen des strategischen Managements zurück. Es geht also für die Betriebsleiterinnen und –leiter (Einzelpersonen, Familien, oder Partner einer Betriebsgemeinschaft) darum, den Landwirtschaftsbetrieb mit einer langfristigen Perspektive an die Veränderungen der Umwelt anzupassen.

Ein Landwirtschaftsbetrieb ist per se ein Unternehmen, das aber noch eine weitere spezielle Eigenschaft hat. In den meisten Fällen sind die Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz immer noch Familienbetriebe. Das heisst, die Wechselwirkungen zwischen der Familie und dem Unternehmen sind stark. Dies hat zur Folge, dass die „Unternehmensstrategie“ häufig dasselbe ist, wie die persönliche Strategie der Betriebsleiterin / des Betriebsleiters, in der die persönlichen Motive und Werte eine wichtige Stellung einnehmen.

Ein Landwirtschaftsbetrieb ist wohl ein Unternehmen, doch wir möchten hier eine seiner weiteren Eigenheiten hervorheben. Es ist die grosse Bedeutung, die den natürlichen Personen zukommt. Der Begriff «Unternehmensstrategie» scheint in gewisser Weise übertrieben. Es handelt sich immer um die Strategie der Landwirtin oder des Landwirts, die in ein grösseres Ganzes eingebettet ist, das auch die Wechselwirkungen zwischen Unternehmen und Familie einschliesst. Ebenso unangebracht wären jedoch die Bezeichnungen «persönliche» oder «individuelle Strategie». Konzepte wie Motivationen, Wünsche und persönliche Ziele treffen eher zu.

Zum Schluss sei es uns noch erlaubt zu erwähnen, dass Landwirtinnen und Landwirte  beim Management ihres Unternehmens eher selten auf formalisierte Verfahren zurückgreifen. Viele fällen ihre Entscheidungen aufgrund ihrer Intuition und praktischen Erfahrung als landwirtschaftliche Unternehmende.